Herausfordernde Premiere „Sonne, Luft, Asche“
Mit einer fesselnden Bühnenpräsenz eröffnet Viktoria Voss die Premiere von „Sonne, Luft, Asche“ im Stadttheater. Als personifizierte Sonne spricht sie mit eindringlicher Kraft: „Sie lieben und sie fürchten mich, die Menschen danken für gutes Wetter und werden noch lernen, sich zu fürchten …“ – ein Auftakt, der sofort unter die Haut geht.

Die nachfolgenden Szenen zeichnen ein düsteres Panorama der Klimakatastrophe. Sieben Figuren zeigen, wie der Kampf um Ressourcen eskaliert, wie Mauern hochgezogen und Menschengruppen systematisch ausgeschlossen werden. Ein beklemmendes Blick auf eine apokalyptische Welt am Abgrund.
Im dritten Teil wird das Drama persönlich und berührend: Die Nobelpreisträgerin verwebt die Trauer um Ihren Lebensgefährten mit der Angst vor dem Alleinsein – und klagt die menschliche Hybris an, die den eigenen Untergang besiegelt.
Elfriede Jelinek entwirft in ihrem Triptychon ein bitteres Bild: Der Glaube, Naturgewalten wie die Sonne beherrschen zu können, endet in brennenden Wäldern, steigenden Meeren und überfluteten Landschaften. Am Ende bleibt nur Asche – ein stilles, aber unübersehbares Mahnmal.
Die Regie übernahm Katrin Plötner, die bereits Erfahrung mit Jelineks komplexen Texten hat. Mit kluger Hand verdichtete sie das anspruchsvolle Werk und durchbrach die Schwere der Apokalypse an manchen Stellen mit leichtem Humor.
Das Bühnenbild beeindruckt: Ein schwarzes Weltall und ein riesiger, verspiegelter Trichter, der wie ein Kaleidoskop Licht und Bewegung einfängt, schaffen starke visuelle Eindrücke. Das Premierenpublikum bedachte die Inszenierung mit einem anhaltenden Applaus.
„Sonne, Luft, Asche“ ist kein leichter Theaterabend. Aber einer, der nachhallt – und der dringend notwendige Fragen stellt. (HaGa)