Literaturtage 2025: Daniel Schreiber
Kann man allein überhaupt glücklich sein?
Gleich zu Beginn stellt der Autor fest: „Ich habe nie bewusst die Entscheidung getroffen, allein zu leben. Im Gegenteil, ich bin davon ausgegangen, dass ich mit jemandem mein Leben teilen und zusammen alt werden würde.“ Schreiber gehört zur 40 Prozent der Bevölkerung, die in Deutschland alleine leben. Trotzdem werden einzig Ehe, Familie und Kinder als das höchste Lebensziel angepriesen. Der Autor geht den Fragen nach: Kann man in einer Gesellschaft, in der das Singledasein defizitär definiert wird, glücklich sein? Kann man ein gutes, zufriedenes Leben alleine führen? Ist Alleinsein ohne romantische Beziehung möglich?
Auch wenn es manche gleichstellen: Alleinsein und Einsamkeit sind nicht das Gleiche. Mit einsamen Menschen will man wenig zu tun haben, denn bei Einsamkeit kommen einem die eigenen psychischen Probleme hoch. Denn jeder von uns erlebt aus unterschiedlichen Gründen, so zum Beispiel bei gesellschaftlichen Umbrüchen, einsame Tage. Allerdings kann man bestimmte Dinge nur lernen und einige Erfahrungen nur machen, wenn man durch Einsamkeit geht. Entgegen der gesellschaftlichen Vorstellung erlebt man diese auch in einer Zweierbeziehung. Schreiber verwies auf die erstaunlichen Ergebnisse verschiedener Untersuchungen. Aus denen geht hervor, dass Männer sich tendenziell einsam fühlen, wenn sie alleine leben, während Frauen häufiger von Einsamkeit berichten, wenn sie in einer Beziehung sind.

Er nähert sich den Fragen auf vielfältige Weise. So erkundet er den Wert der Beziehungen und zitiert philosophische, psychologische und literarische Quellen. Er kommt dabei aber immer wieder auf seine Erfahrungen und lässt uns in einer sehr persönlichen Weise an seinem Leben, seiner Scham, seinen Erfahrungen, aber auch seinen Zweifeln teilhaben. Sensibel erkundet er das Spannungsverhältnis zwischen dem Wunsch nach Rückzug und Freiheit sowie der Sehnsucht nach Nähe und Liebe. Er vertieft auch die Rolle der Freundschaften als tragende Beziehungen.
Daniel Schreiber (1977) studierte in Berlin und New York Literatur, Slawistik, Theaterwissenschaften und Performance Studies. Seine Texte erscheinen unter anderem in Die ZEIT, im Tagesspiegel und in Weltkunst. Er veröffentlichte bereits erfolgreich einige Bücher. „Allein“ stand monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und Sachbuchbestenliste.
Die Zuhörenden erlebten im Schreiber einen sensiblen, uneitlen, reflektierten und klugen Gesprächspartner. Im Dialog mit der Kuratorin Lena Gorelik ergaben sich viele Inputs, die es wert sind, weiter vertieft zu werden. (HaGa)
Mehr von Daniel Schreiber auf seinem Instagram Account:
https://www.instagram.com/thedanielschreiber/?hl=de