Bilanz 2024 – „Ein durchwachsenes Jahr am regionalen Arbeitsmarkt“
„Die seit nunmehr zwei Jahren anhaltende wirtschaftliche Schwächephase hat 2024 den bis dato robusten regionalen Arbeitsmarkt zunehmend beeinträchtigt. Neben den konjunkturellen Faktoren bremsen an unserem industriell geprägten Standort zudem struk-turelle Umbrüche die Dynamik. Die fortdauernde Stagnation hatte im Laufe der vergangenen zwölf Monate einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um etwa 1.500 Personen zur Folge. Mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 2,9 Prozent blicken wir für unseren Agenturbezirk dennoch auf ein Jahr in Vollbeschäftigung zurück“, fasst Johannes Kolb, Leiter der Agentur für Arbeit Ingolstadt, die Entwicklung des zu Ende gegangenen Jahres zusammen. „Eine durchgreifende Verbesserung ist allerdings nicht in Sicht. Konsumzurückhaltung, schwache Investitionstätigkeit und ein verhaltener Außenhandel bei geopolitisch unsicheren Rahmen-bedingungen wirken weiterhin hemmend.“
Beschäftigung
Stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach dem Ende der Corona-Pandemie in den Jahren 2022 und 2023 nochmals an, ist für 2024 (Stichtag jeweils 30. Juni) ein Rückgang um 978 Personen auf 225.381 zu verzeichnen. Betrachtet man einzelne Bran-chen, stellt sich die Entwicklung unterschiedlich dar: Während beispielsweise die Arbeitneh-merüberlassung Personal abbaute, nahm die Beschäftigung im Gesundheitswesen, bei Er-ziehung und Unterricht sowie in der öffentlichen Verwaltung zu. Welche zunehmende Be-deutung in Zeiten des demografischen Wandels ausländischen Arbeitskräften zukommt, be-legt die Beschäftigtenstatistik. Waren im Juni 2019 noch 192.560 deutsche Staatsangehö-rige in der Region 10 sozialversicherungspflichtig beschäftigt, sank deren Zahl bis Juni 2024 auf 185.193. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil Nichtdeutscher von 33.470 auf 40.188.
„Unabhängig von diesen Entwicklungen ist es wichtig, den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt zu forcieren. Qualifizierung, Weiterbildung und Anpassung der Kenntnisse an die sich vor allem in unserer Region aufgrund Transformation und Digitalisie-rung schnell ändernden Anforderungen, gewinnen zunehmend an Bedeutung“, erklärt Jo-hannes Kolb. Zudem wird es nach Einschätzung des Agenturleiters künftig noch stärker da-rum gehen, freiwerdende Potenziale möglichst nahtlos dort anzusetzen, wo Fachkräfte drin-gend gesucht werden.
Arbeitslosigkeit
Zum Ende des Jahres 2023 waren in der Region 10 insgesamt 7.483 Personen arbeitslos gemeldet. Der witterungsbedingte Anstieg im Januar und Februar 2024 war temporär, der im Anschluss erhoffte Frühjahrsaufschwung fiel dann allerdings beinahe vollständig aus. Dennoch ging die Arbeitslosigkeit in den Monaten März bis Mai etwas zurück. Ab Juni wur-den die Folgen der konjunkturellen Krise und der Transformation dann allerdings deutlich spürbar. In den Sommermonaten stieg die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen stark an und erreichte Ende August mit 9.285 Bürgerinnen und Bürgern ihren vorläufigen Höchst-stand. Die Zuwächse im Vorjahresvergleich überschritten mehrfach die 20-Prozent-Marke. Bei ebenfalls ausbleibender Herbstbelebung sank die Zahl der Beschäftigungssuchenden bis November lediglich auf 8.775, ehe das regionale Arbeitsmarktjahr 2024 im Dezember mit 8.959 Arbeitslosen schloss. Die Arbeitslosenquote schwankte zwischen 2,7 Prozent im Mai und 3,1 Prozent im August und September. Jahresdurchschnittlich waren 8.581 von Arbeitslosigkeit Betroffene gemeldet (2023: 7.404). Im Schnitt pendelte sich die Arbeitslo-senquote bei 2,9 Prozent ein (2023: 2,5 Prozent).
Dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit in erster Linie auf die anhaltende wirtschaftliche Schwächephase zurückzuführen ist, belegen auch die Daten der beiden Rechtskreise. Wäh-rend in der konjunkturnahen Arbeitslosenversicherung (Agenturen für Arbeit) die jahres-durchschnittliche Zahl der Beschäftigungssuchenden von 3.621 im Jahr 2023 auf 4.546 im Berichtsjahr (25,5 Prozent) erheblich anstieg, fiel der Zuwachs beim Bürgergeld (Jobcenter) mit 253 (6,7 Prozent) deutlich geringer aus.
Entwicklung offener Stellen
Zwar ist auch beim Bestand an gemeldeten offenen Stellen eine rückläufige Tendenz er-kennbar, diese fiel jedoch moderat aus. 4.600 vakante Arbeitsplätze standen den Fachkräf-ten der Arbeitsagentur jahresdurchschnittlich zur Vermittlung zur Verfügung, 153 weniger als noch vor Jahresfrist, aber 99 mehr als noch 2022. Insgesamt meldeten die Betriebe und Unternehmen der Region der Agentur für Arbeit im zu Ende gegangenen Jahr 7.549 Be-schäftigungsmöglichkeiten, ein Rückgang gegenüber 2023 um 237, gegenüber 2022 um „Eine gewisse Verunsicherung sowie eine nachvollziehbar abwartende und vor-sichtige Haltung reduzierten auf Arbeitgeberseite die Bereitschaft zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und verlangsamten die Rekrutierungsprozesse“, erklärt Johan-nes Kolb.
Entwicklung am Ausbildungsmarkt
Im zurückliegenden Beratungsjahr 2023/2024 meldeten die Betriebe der Region der Agentur für Arbeit für den Ausbildungsstart im September insgesamt 3.658 Berufsausbildungsplätze (2022/2023: 3.837) und bestätigten trotz des etwa fünfprozentigen Rückgangs die weiterhin hohe Ausbildungsbereitschaft. Die Zahl der gemeldeten Bewerber für eine betriebliche Leh-restelle blieb hingegen stabil. 2.495 Ausbildungsinteressenten und damit 16 mehr als ein Jahr zuvor wurden von der Agentur für Arbeit Ingolstadt auf der Suche nach einer Ausbil-dungsstelle unterstützt: „Auch im Beratungsjahr 2023/24 lag das Ausbildungsangebot der Betriebe wieder deutlich über der Nachfrage der Jugendlichen. Beide Seiten zusammenzu-führen bleibt weiterhin eine Herausforderung. Ausbildung lohnt sich. Eine abgeschlossene Berufsausbildung bietet eine gute Grundlage für den weiteren Berufsweg und den berufli-chen Erfolg“, erläutert der Agenturchef.
Finanzen
Auch 2024 investierte die Arbeitsagentur Ingolstadt intensiv in Leistungen der aktiven Ar-beitsmarktförderung, wie beispielsweise Weiterbildung, Eingliederung, Gründungszu-schüsse und Leistungen für Jugendliche.
Insbesondere Transformation und Digitalisierung begründen den Anstieg der Ausgaben für Beschäftigte von 7,6 Mio. Euro in 2023 auf knapp 10,0 Mio. Euro in 2024. Insgesamt wurde die aktive Arbeitsmarktförderung mit knapp 18,3 Mio. Euro unterstützt (Vorjahr 16,2 Mio. Euro). Für den Bereich der beruflichen Rehabilitation und die Förderung schwerbehinderter Menschen beliefen sich die Leistungen in 2024 auf rund 14,0 Mio. Euro. Wurden 2023 beim konjunkturellen Kurzarbeitergeld knapp 7,4 Mio. aufgewendet, waren es im vergangenen Jahr noch 4,2 Mio. Euro. Die Ausgaben für das Arbeitslosengeld (incl. aller Ausgaben für die Sozialversicherung der Leistungsempfänger) beliefen sich im vergangenen Jahr auf etwas über 102 Mio. Euro (2023: 79,0 Mio. Euro).
Prognose 2025
Legt man die Prognosen der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute zu Grunde, ist für 2025 nicht mit einer durchgreifenden konjunkturellen Besserung zu rechnen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit rech-net in 2025 mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit. Für die Region 10 wird dabei ein Anstieg von 5,9 Prozent (jahresdurchschnittlich etwa 500 Betroffene mehr) prognostiziert (Bund: 2,2 Prozent, Bayern: 3,6 Prozent). Bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wird vom Nürnberger Forschungsinstitut sowohl für Bayern als auch für den Bund ein Plus von 0,5 Prozent erwartet, während für das Stadtgebiet Ingolstadt und die Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen insgesamt ein Minus von 0,5 Prozent (etwa 500) vorhergesagt wird.
Pressemitteilung der Agentur für Arbeit Ingolstadt