15 Jahre AUDI Umweltstiftung
Ein Abend zum Feiern und Nachdenken
Die Veranstaltung begann gestern Abend mit einem kurzen Einspieler im Sportteil der Halle NEUN, der eine Reihe von Projekten der Audi Umweltstiftung präsentierte – darunter das Eichenwald-Projekt sowie ein innovatives Vorhaben zur Wiederverwertung von „Second Life“-Batterien.
Im Anschluss begrüßte Vorstand Gerd Walker die Gäste und würdigte das 15-jährige Jubiläum der Stiftung, bevor er das Wort an Oliver Recknagel übergab. Dieser gab einen kurzen historischen Abriss über die Entstehung der Stiftung und hieß langjährige Freunde, Weggefährten sowie zahlreiche Vorstandsmitglieder herzlich willkommen.
Die Moderation übernahmen Michael Hügel und Anton Poll, die eine Vielzahl der aktuellen Projekte der Stiftung vorstellten. Besonders hervorgehoben wurde das ambitionierte Eichenwald-Projekt in Kösching, bei dem 36.000 Eichen gepflanzt und mittels GPS erfasst wurden. Daneben standen auch Projekte zur Umnutzung alter Trafostationen, eine Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Skistar Markus Wasmeier sowie eine Rückschau auf weitere Engagements der Stiftung im Mittelpunkt.
Nach diesem ersten „Get-together“ wechselte das Publikum in den multifunktionalen Raum der Halle NEUN, wo im nächsten Teil der Veranstaltung Professor Harald Lesch, eine medienbekannte und respektierte Wissenschaftspersönlichkeit, sowie Jonas Geissler, der sich selbst als „Zeitraumgestalter“ und Organisationsberater bezeichnet, vorgestellt wurden.
Geissler bot eine unterhaltsame und zugleich tiefgründige Einführung in das Thema „Zeit“. Dabei begann er mit der Frage: „Was ist Zeit?“ Die Antworten reichten von der Definition als „eine Legislaturperiode“ über „Gott“ bis hin zu der Feststellung, dass „Zeit“ im Französischen auch „Wetter“ bedeutet. Anhand des Beispiels der Sonnenuhr verdeutlichte Geissler, wie die Zeitwahrnehmung der Menschen seit Jahrtausenden durch natürliche Rhythmen geprägt ist. Doch diese natürliche Verbindung sei längst durch wirtschaftliche Faktoren wie „Zeit ist Geld“ ersetzt worden – ein Wandel, der den modernen Menschen zunehmend unter Druck setzt. Geissler verurteilte die Illusion, dass ständige Zeitknappheit ein Zeichen von Erfolg sei, und mahnte, dass es keinen „Nachtragshaushalt“ für Zeit gebe – eine treffende Metapher, die die Zerbrechlichkeit unserer modernen Zeitwahrnehmung untermauerte.
Dieser Gedanke leitete über zu Professor Harald Lesch, der, erkältungstechnisch doch arg angeschlagen, eindrucksvoll die energetischen Zusammenhänge zwischen menschlichen Bemühungen und natürlichen Prozessen beleuchtete. So erklärte er, dass eine Stunde auf dem Ergometer lediglich so viel Energie erzeuge, wie für drei Minuten warmes Duschen benötigt wird – eine einzige Kilowattstunde. Mit der provokanten Aussage „Man wird uns den Zeithahn abdrehen“ appellierte Lesch an das Publikum, mit den natürlichen Ressourcen achtsamer umzugehen und nachhaltiges Handeln in den Mittelpunkt zu stellen. Seine scherzhafte Bemerkung „Mein Hals ist so dick, dass ich Schwierigkeiten habe, einen Rollkragenpullover anzuziehen“ verlieh der Materie eine persönliche, ernste Note. Und Lesch scheute sich auch nicht aufgrund der aktuellen Temperaturentwicklungen in den Meeren und der anhaltend hohen CO² Konzentration in der Atmosphäre, klarzustellen: „Wir sind weit entfernt von etwas, das uns beruhigen könnte.“
Im zweiten Teil des Abends wurden verschiedene Projekte vorgestellt, die von der Audi Umweltstiftung gefördert oder finanziert werden. Den Anfang machte Leonhard Steinhacker, der das „Nelderwald-Projekt“ bei München präsentierte. Hier wurden auf einer ehemaligen Kahlfläche von sechs Hektar Eichen in einem ringförmigen Muster mit unterschiedlichen Abständen gepflanzt, um die CO²-Speicherung in Abhängigkeit von Pflanzdichte und Baumwachstum zu messen. Dieses Projekt wird parallel an sieben weiteren Audi-Standorten, unter anderem in Mexiko, durchgeführt.
Paul Joseph von der PH Heidelberg referierte über sein Projekt zur Erhaltung von Streuobstwiesen als Kulturgut, das durch den Einsatz von Drohnen überwacht wird. Die Drohnen erfassen den Pflegezustand und die Vitalität der Bäume – ein Ansatz, der auch in Ingolstadt Anwendung findet.
Prodip Chatterjee vom Start-Up Nunam stellte sein Projekt zu „Second Life“-Batterien vor. Hierbei werden alte Batterien aus Handys, Laptops und der E-Tron-Produktion auf ihre Restkapazität getestet und erneut verwendet. So unterstützen diese Batterien unter anderem NGO‘s in Indien, die sie für Nähmaschinen und umgebaute Rikschas nutzen, um beispielsweise Süßigkeiten- und Ölproduzenten zu fördern. Diese Projekte verleihen den Batterien eine zweite Lebensspanne – ein Paradebeispiel für ressourcenschonende Innovation.
Marie Schreiber von „Wilderness International“ stellte das Engagement ihrer Organisation zum Schutz von Urwäldern in Peru und Kanada vor. Durch den Aufkauf von Privatflächen werden artenreiche Regenwälder bewahrt. In beiden Ländern wurden bereits jeweils 1.000 Hektar Wald aufgekauft und unter Schutz gestellt. Diese Flächen werden, durch Schutzpatrouillen überwacht, zu deren Biodiversität mittels Drohnen untersucht, die Umwelt-DNA sammeln. Eine einzelne Probe kann DNA von bis zu 50 Insektenarten enthalten – eine hochmoderne, minimal-invasive Methode, die wertvolle Daten liefert. Auch das Publikum trug durch den Kauf seiner Eintrittskarten zu dieser Initiative bei – drei Euro pro Ticket flossen direkt in den weiteren Aufkauf von Regenwaldflächen.
Zum Ende des Abends durfte sich der Landesbund für Vogelschutz über eine Jubiläumsförderung von 15.000 Euro freuen, die für die Entwicklung einer sogenannten „Horchbox“ verwendet wird – ein Gerät, das Vogelstimmen identifiziert und aufzeichnet.
Mit einem letzten Appell – unter anderem von Markus Wasmeier – wünschten die Ehrengäste der Audi Umweltstiftung weiterhin viel Erfolg bei der Verwirklichung ihrer ökologisch bedeutsamen Projekte.