20 Jahre Festungsverein
Gastbeitrag von Max Schuster
Ingolstadt hat eine Vielzahl von Vereinen, welche auf kulturellem Gebiet engagiert sind und das städtische Angebot an Führungen, Vorträgen etc. erweitern und ergänzen. Einer dieser Vereine ist der im Jahre 2004 gegründete und landläufig als Festungsverein bekannte „Förderverein Bayerische Landesfestung Ingolstadt e.V.“
Was macht der „Festungsverein“?
Ziel des Vereins ist die Förderung der Denkmalpflege durch die Erforschung der Geschichte der bayerischen Landesfestung sowie durch den Einsatz zum Erhalt aller noch bestehenden Festungsanlagen und -reste. Viele Mitglieder des Vereins forschen in den städtischen und staatlichen Archiven und konnten so in den vergangenen Jahren viele Pläne und Erkenntnisse gewinnen, die für die Wiederherstellung von Gebäudeteilen eine große Rolle gespielt haben. Beispielsweise trugen die erst letztes Jahr entdeckten Pläne zur Bauweise der Zugangsbrücke zum Fort Prinz Karl mit dazu bei, dass das staatliche Bauamt in vorbildlicher Art und Weise diese Brücke originalgetreu wiederherstellen konnte. Gemeinsam mit den verschiedensten Ämtern und Behörden wird versucht, die bestmöglichen Lösungen zum Erhalt und zur Nutzung der Gebäude anzustreben.
Ein großes Problem stellen die verschiedenen Besitzverhältnisse dar, neben der Stadt Ingolstadt gehören Teile der Anlagen dem Bund, Privatpersonen und vor allem dem Freistaat Bayern. Durch Verträge aus der Vergangenheit oder auch Umklassifizierung von beispielsweise Gewässern wird die Frage der Zuständigkeit weiter verkompliziert – so gibt es beispielsweise im Falle der Künette wieder andere staatliche Behörden, welche nun für den Erhalt und die Pflege der Anlagen zuständig sind.
In diesem Geflecht aus verantwortlichen Ämtern versucht der Verein Verbesserungen der aktuellen Situation anzustreben. Die Schaffung des Bewusstseins für den Wert der Festung für die Stadt Ingolstadt geht so stetig voran, vor allem auch durch die vielen Führungen, welche vom Festungsverein durchgeführt werden. Denn auch die breite Stadtbevölkerung erkennt Stück für Stück den Wert der historischen Anlagen für die Identität der „Schanzerinnen und Schanzer“, den Naherholungswert, die Aufenthaltsqualität, die Ökologie etc.. Veranstaltungen wie die monatlichen Spezialführungen im Areal der Fronte Rechberg, die Führungen für das Bayerische Armeemuseum im Fort Prinz Karl oder auch der ab jetzt hoffentlich wieder alljährlich stattfindende Festungstag Anfang Juni bringen die Geschichte der Festung, den Verein und die Arbeit den Bürgerinnen und Bürgern näher. Zu guter Letzt führt der Verein auch Arbeitseinsätze in Eigenregie durch, so arbeiten einige Mitglieder momentan an der Wiederherstellung einer Alarmglocke im Fort Prinz Karl oder auch am Ausbaggern von mit Bauschutt verfüllter Festungsbereiche.
Wer ist Mitglied im Festungsverein?
Ein militärgeschichtlich interessierter Verein steht schnell im Verruf, Sammelbecken von Personen mit rückständigem, rückwärtsgewandtem Geschichtsbewusstsein und Wertegerüst zu sein. „Ach, das sind alles so komische Militaristen“ bekam der Verfasser des Artikels einmal zu hören, als seinem Gegenüber nicht bekannt war, dass er soeben mit dem Vorsitzenden des Vereins redete. Dass dem genau nicht so ist, davon kann sich jeder Interessierte gerne selbst ein Bild machen, denn viele Vorträge, Führungen und der monatliche Stammtisch des Vereins am zweiten Freitag im Monat in der Vereinsgaststätte Wasserrose können auch von Nicht-Mitgliedern besucht werden. Informationen dazu gibt es auf der Homepage des Vereins im Halbjahresprogramm. Aber wer ist dann dieser Verein? Natürlich bringt das spezielle Forschungsgebiet des Vereins mit sich, dass viele Mitglieder Herren im besten Alter sind. Allerdings ist ein großer Teil der Mitglieder ein Querschnitt durch die Gesellschaft und genauso bunt und vielfältig: Fos-Schülerinnen, Berufsanfänger, Unternehmensgründer, Stadträtinnen, Redakteurinnen und Rentner finden sich bei den gemeinsamen Aktionen zusammen, um mehr über die Festung Ingolstadt zu erfahren und um sich auszutauschen. Es war auch eine Selbstverständlichkeit für den Verein, sich im April dem neugegründeten Ingolstädter Bündnis für Demokratie, Vielfalt und Toleranz anzuschließen, dem weit über 140 Vereine, Unternehmen und Vereinigungen beigetreten sind. Denn unsere freiheitlich demokratische Grundordnung ist das Fundament einer funktionierenden Stadtgesellschaft und so tritt auch der Förderverein entschieden allen anders gerichteten Bestrebungen entgegen.
Woran arbeitet der Verein momentan?
Neben bereits angesprochenen Forschungstätigkeiten in Archiven und einigen Arbeitseinsätzen ist der Verein im Augenblick auch im Planungsteam des Festungsjubiläums 2028 mit eingebunden. Denn in vier Jahren steht das 200-jährige Jubiläum der königlich bayerischen Landesfestung an und das Jubiläumsjahr soll mit vielfältigsten Aktionen begangen werden. Des Weiteren ist der Verein auch beteiligt in zwei Arbeitsgruppen, bei beiden geht es um die Wiederherstellung und Sicherung von Festungsanlagen. Das eine ist die ebenfalls schon erwähnte Künette – das Areal um den Graben soll bis 2028 wieder ansprechend angelegt und das Problem der Verschlammung bis dahin nachhaltig gelöst sein. Der andere Schwerpunkt mit baulichen Maßnahmen liegt im Bereich der Fronte Rechberg. So könnte eine im Bestand akut gefährdete Festungsmauer saniert und ein bisher unzugänglicher Bereich der Minengänge darunter für Sonderführungen zugänglich gemacht werden. Auch ein Spazierweg über den Hauptwall ist angedacht, um bei Führungen die Möglichkeit eines Rundwegs zu bekommen. Auch der vom Verein für die Stadt angelegte Festungsrundgang um die innere Stadtumwallung mit inzwischen 23 Informationstafeln wird beständig überprüft – so müssen verschmutzte und beschriftete Tafeln gereinigt oder ersetzt werden. Doch auch in den beiden äußeren Festungsgürteln wurden schon einige Informationsschilder, wie beispielsweise am ehemaligen Fort X bei Zuchering oder dem Fort Va in Kösching, errichtet.
Abschließend möchte sich der Vorstand des Fördervereins bei allen Vertreterinnen und Vertretern der Ämter für die vielen Jahre der konstruktiven Zusammenarbeit, für das offene Zugehen auf unsere Vorschläge und im Rahmen der momentanen Möglichkeiten die viele Anstrengungen bedanken, unsere Schanz noch erlebbarer für alle Interessierten zu gestalten. Der Förderverein freut sich schon auf die weitere Zusammenarbeit und künftige Projekte. Für alle Interessierten gilt: schaut bei einem der Stammtische oder bei einer der Führungen vorbei, am 15. September und 13. Oktober 2024 gibt es jeweils um 15 Uhr wieder die Möglichkeit, die Fronte Rechberg zu erleben. Tickets findet man bei www.muenchenticket.de unter „Fronte Rechberg“. Bis dahin, wir sehen uns!