„Verbrennt mich – Das bewegte Leben des Oskar Maria Graf“
Eine Biographie mit brandaktuellem Bezug
„Verbrennt mich“ forderte Oskar Maria Graf empört als er erfuhr, dass ausgerechnet seine Werke auf der weißen Liste der Nazi standen, weil man ihn für einen bayerischen Volksschriftsteller hielt. Ausgerechnet seine Werke! Die Werke eines Pazifisten, der einen Wahnsinnigen simulierte und nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie Haar aus dem Wehrdienst entlassen wurde. Die Werke eines Anarchisten und Antifaschisten erlitten die Schmach. Daher forderte er öffentlich:
„Verbrennt mich! Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen“
Dieser Aufschrei war eine fast Atem beraubende Szene der herausragenden Inszenierung des Teamtheaters „Tankstelle“ aus München. Sie zeigten ihr in München gefeiertes Stück im Rahmen der Bayerischen Theatertage im Kleinen Haus.
Das Teamtheater zeichnet das Leben und den Lebenslauf des ungebildeten Bäckerjungens aus Berg am Starnberger See nach. Es zeigt einen sturen Querkopf, der sich aus dem dörflichen Mief befreit hatte, einen Saufkumpan („Man muss trinken, um alle Menschen lieben zu können“), der sich finanziell oft mehr schlecht als recht durch das Leben geschlagen hatte, einen feinsinniger Beobachter seiner Zeit und einen engagierten Antifaschisten.
Was die drei Protagonisten geleistet hatten, war schier unglaublich. Während Tom Kress Graf in all seinen Facetten des einfachen, unbeholfenen Bauernbub bis hin zum wütenden, anarchistischen Individualisten sehr authentisch darstellte, glänzten Karoline Troger und Max Pfnür in jeweils mehr als 20 verschiedenen Rollen von Personen, die im Leben Grafs eine Rolle spielten.
Das Publikum quittierte begeistert die bravuröse Leistungen mit nicht endenwollendem Applaus.
Bildinformationen
- Theatertage: Lydia Halbhuber-Gassner