Steigende Abwassermengen sind eine Herausforderung
ZKA baut als Vorreiter eine zusätzliche Reinigungsstufe zur Stickstoffentfernung
Ingolstadt wächst rasant. Mehr Einwohnerinnen und Einwohner bedeuten jedoch auch, dass mehr Abwasser anfällt. Und egal welche Abwassermengen, die Grenzwerte für das gereinigte Wasser müssen eingehalten werden.
Die Zentralkläranlage (ZKA) hat daher bereits vor sechs Jahren zusammen mit dem Ingenieurbüro Schreff aus Miesbach eine Lösung entwickelt, um insbesondere die Nitratgrenzwerte auch bei steigenden Abwassermengen einzuhalten. Mit einer nachgeschalteten Denitrifi kationsstufe mit Wirbelschwebebettverfahren muss die Kläranlage nicht im großen Stil umgebaut werden, das Verfahren ist unkompliziert und die Kosten sind überschaubar. Das Besondere daran ist: so eine Reinigungsstufe gibt es als Großanlage noch nicht in Deutschland. Da vieles für diese Technologie sprach, beschloss die Zentralkläranlage Vorreiter zu werden.
Zusätzliche Denitrifikationsstufe
Bei der Technologie wird gezielt über Bakterien der Nitrat-Stickstoff im bereits gereinigten Abwasser entfernt. Kernstück sind kleine Kunststoffkörper mit einer großen Oberfl äche, auf dem die Bakterien leicht einen Biofi lm bilden können. Die Kläranlage baut ab Frühjahr 2024 für die neue Denitrifi kationsstufe einen Stahlbetonbehälter mit Vertikalrührwerken, ein unterirdisches Pumpwerk zur Befüllung sowie einen Tank für Methanol. Der neue Stahlbetonbehälter wird 22 Meter Durchmesser und eine Wassertiefe von sechs Metern haben. Vom Volumen her können in dem Behälter bis zu 30.000 Kubikmeter Abwasser pro Tag behandelt werden und damit täglich circa 975 Kilogramm Nitrat zusätzlich aus dem Abwasser entfernt werden.
Großtechnischer Vorreiter in Deutschland
Die Zentralkläranlage in Ingolstadt ist die erste, die die Anlage in dieser Größenordnung bauen kann und damit Erfahrungen für alle anderen sammelt. Im Vorfeld führte die Kläranlage seit März 2019 einen mehrjährigen Test mit einer eigens gebauten Pilotanlage in einem Abroll-Großraum-Container durch. Der Test sowie der Betrieb der gebauten Anlage werden durch die Technische Hochschule Augsburg wissenschaftlich begleitet.
Für das Vorhaben wurde die Zentralkläranlage mit dem beauftragen Planungsbüro durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz mit dem Abwasser-Innovationspreis 2018 ausgezeichnet. Die Baumaßnahme wird durch den Freistaat Bayern anteilig gefördert.