„Viele helfende Hände“ im Caritas-Markt – Einrichtung in Gaimersheim feierte 30-jähriges Jubiläum mit rund 60 Menschen
„Viele helfende Hände“ im Caritas-Markt
Einrichtung in Gaimersheim feierte 30-jähriges Jubiläum mit rund 60 Menschen
„30 Jahre Caritas-Markt – seit 30 Jahren eine win-win-Situation.“ Mit diesen Worten hat Michael Rinnagl, Leiter der Caritas-Wohnheime und Werkstätten Ingolstadt – zu denen der Caritas-Markt gehört –, die Bedeutung dieser Einrichtung anlässlich ihres runden Jubiläums auf den Punkt gebracht. Rund 60 mit dem Markt verbundene Menschen aus den Bereichen Caritas, Politik und Abfallwirtschaft kamen am Dienstagmittag dort zusammen, um die drei Jahrzehnte Revue passieren zu lassen und zu feiern. Zwei Punkte sind aus Sicht von Rinnagl für den Caritas-Markt wesentlich: „erstens die berufliche und soziale Förderung von Menschen, die arbeitslos sind und in der Arbeitswelt wieder Fuß fassen wollen, und zweitens die Reduzierung des Sperrmüllaufkommens durch Wiederverwertung gebrauchter Waren“.
„Regelrechte Trendsetter“
Laut dem CSU-Fraktionsvorsitzenden Franz Wöhrl, der die Stadt Ingolstadt bei der Zusammenkunft vertrat, legen Menschen heutzutage immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit und gibt es einen Trend zu Gebrauchtem. „Caritas und Stadt Ingolstadt sind regelrechte Trendsetter.“ Wöhrl erinnerte an die Anfänge, als im Sommer 1992 der seinerzeitige Amtsleiter der Stadt Ingolstadt für Abfallwirtschaft, Detlef Landsleitner, und der damalige Umweltreferent Fritz Bernhard der Caritas ein Arbeitsprojekt zur Wiederverwertung von Sperrmüll vorschlugen. Daraufhin startete am 27. April 1993 Caritasmitarbeiterin Elke Kessel ein ABM-Projekt in einer angemieteten Gewerbehalle in der Bruhnstraße 19 auf 1.000 Quadratmetern Fläche mit fünf Beschäftigten. „Nach einem Jahr gab es bereits Tätigkeiten für zehn langzeitarbeitslose Menschen. Verkauft wurden hauptsächlich gebrauchte Möbel“, so Wöhrl. Nach der Jahresbilanz 1994 gab es 18.000 Kunden und 22.000 verkaufte Gegenstände. Nachdem Warengutscheine für bedürftige Menschen eingeführt worden waren, wurde der Verkaufsraum zu klein.
Da sich in Ingolstadt keine anderen Räumlichkeiten fanden, erwarb der Caritasverband ein Grundstück im Gewerbegebiet Gaimersheim, das im Oktober 2.000 eingeweiht wurde: mit einer Fläche von 4.000 Quadratmetern, einer Verkaufsfläche von 1.100 Quadratmetern, 200 Quadratmetern für Container und Sortierung sowie 33 Parkplätzen. Im Jahr 2006 kam der eigene Verkaufsbereich für Kleider hinzu, im Jahr 2007 jener für Bücher. „Heute hat der Caritas-Markt rund 230.000 Besucherinnen und Besucher im Jahr und rund 300 Sperrmüllanlieferungen täglich – eine gewaltige Menge“, informierte und meinte Wöhrl. Der Vorstand der Kommunalbetriebe Ingolstadt, Dr. Thomas Schwaiger, fügte hinzu, dass im Jahr rund 2.250.000 Gegenstände „hier durchgeschleust werden“, von denen 20 Prozent wiederverwertet würden. Dazu gehörten alleine rund 1.000 Fahrräder jährlich. Rinnagl ergänzte, dass die anderen 80 Prozent der Waren über den Wertstoffhof entsorgt würden: „rund 3.000 Tonnen im Jahr“.
Der Eichstätter Caritasdirektor Alfred Frank ging in seiner Ansprache auf „viele helfende Hände“ im Caritas-Markt ein: „Neben den 24 Caritas-Mitarbeitenden sind dies übers Jahr verteilt um die 200 Menschen im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten, gemeinnütziger Arbeit, Praktika und Ausbildung, auch Ehrenamtliche und Bewohner der Wohnheime“, so Frank. „Sie sorgen dafür, dass die Waren angenommen, sortiert, aufbereitet und einsortiert werden.“ Immer wieder schafften es auch Betreute, als Caritas-Mitarbeiterin oder –Mitarbeiter Fuß zu fassen. „Derzeit sind es elf. Das ist fast die halbe Belegschaft“, informierte der Caritasdirektor. Nicht unerwähnt bleiben darf neben der beruflichen und sozialen Förderung laut Frank, „dass sozial bedürftige Menschen im Caritas-Markt über Warengutscheine, die von der Caritas-Kreisstelle ausgestellt werden, einkaufen“. Es seien rund 180 Warengutscheine im Jahr, die einen Einkauf zu 25 Prozent des ausgewiesenen Preises ermöglichten. Frank schloss mit den Worten: „Machen Sie weiter so. Ich wünsche dem Caritas-Markt eine gute Zukunft und Gottes Segen.“
Persönliches Zeugnis eines Syrers
Auf Stellwänden waren bei der Zusammenkunft „Geschichten“ von Betroffenen aus dem Caritas-Markt zu lesen: zum Beispiel von einem geförderten Beschäftigten und einem Bewohner des Caritas-Wohnheimes. Wiedergegeben waren deren Gedanken zum Start wie „Schaffe ich das alles?“ und „Hoffentlich lerne ich alles schnell“ bis zu deren Erfolgen mit Aussagen wie „Ich bin über mich hinausgewachsen“ oder „Ich habe Teamarbeit neu gelernt“. Ein persönliches Zeugnis über seinen erfolgreichen Werdegang gab der aus Syrien stammende Samer Almasri vor den Versammelten ab. Er war vor vier Jahren vom Jobcenter in den Caritas-Markt vermittelt worden und erhielt nach sechs Monaten einen unbefristeten Vertrag für zwei Jahre. Anschließend arbeitete er zunächst woanders, kam dann aber als Abteilungsleiter im Möbelbereich in den Caritas-Markt zurück. „Es freut mich, hier Teil einer großartigen Gemeinschaft zu sein“, sagte Almasri.
Die schwierigste Zeit war für den Caritas-Markt laut Michael Rinnagl während der Corona-Pandemie. „Da war der Markt zu, und wir wussten nicht, wie es weitergeht.“ Rinnagl zeigte sich froh, dass der Caritas-Markt als bekanntester Bereich der Caritas-Wohnheime und Werkstätten seitdem wieder eine gute Entwicklung genommen habe. Der Leiter verglich das Leben in dem Markt mit einem bunten Haus, das er auf einem Bild zeigte. Er sowie die Bereichsleiterin des Caritas-Marktes, Claudia Pomaska-Bäcker, und deren Stellvertreter Manfred Schabenberger führten mehrere Gäste nach der Veranstaltung durch die verschiedenen Abteilungen der Einrichtung: von der Anlieferung über die Sperrmüllsammelstelle und den Kleider- und Büchermarkt bis zur Fahrradwerkstatt.