Private Altersvorsorge soll grundlegend reformiert werden
Private Altersvorsorge soll grundlegend reformiert werden
VerbraucherService Bayern kritisiert Absage an staatlichen Vorsorgefonds
Seit Jahren diskutieren in Deutschland die Politik, Verbände, sowie die Finanz- und
Versicherungswirtschaft über eine tiefgreifende Reform der privaten Altersvorsorge. Denn der
Druck auf die gesetzlichen Rentenkassen steigt und wird sich wohl in naher Zukunft massiv
verschärfen, wenn die sogenannte Babyboomer-Generation in Rente geht. Zum anderen wächst
seit Jahren die Unzufriedenheit der Verbraucher*innen mit den 2001 eingeführten
Riesterverträgen. Nach gut 20 Jahren kommen die ersten Verträge zur Auszahlung und erzielen
u.a. aufgrund hoher Vertragskosten bei Weitem nicht das, was bei Abschluss prognostiziert
wurde.
Seit Januar dieses Jahres berät endlich eine sogenannte Fokusgruppe mit Vertreter*innen aus
Politik, Wirtschaft und Verbänden über eine Lösung dieser komplexen Fragestellungen und hat
nun erste Eckpunkte zur anstehenden Reform bekanntgegeben. Dabei sprach sich die Mehrheit
der Beteiligten leider gegen die Einführung eines kostengünstigen Vorsorgefonds in öffentlicher
Hand aus, wie er bereits seit Jahren von Verbraucherschutzverbänden wie auch dem
VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB) gefordert wird. Ein solcher Fonds wird in einigen
Ländern wie z.B. Schweden erfolgreich betrieben. Stattdessen setzt der Arbeitskreis wie gewohnt
auf die private Finanzwirtschaft und vertraut bei weitreichenderen Wechselmöglichkeiten
zwischen den einzelnen Anbietern auf mehr Wettbewerb und dadurch sinkende Kosten.
„Dies ist jedoch ein Trugschluss“, kommentiert Markus Latta, Fachteamleiter für
Finanzdienstleistungen beim VSB. „Bereits bei der Riesterrente gab und gibt es die Möglichkeit
den Anbieter zu wechseln, was sich aber nur sehr bedingt auf die hohen Kosten der Verträge
ausgewirkt hat. Denn wenn sich die gesamte Branche an einer gewissen Höhe orientiert,
entsteht in diesem Punkt kein wirklicher Wettbewerb.“
Positiv bewertet der Finanzexperte allerdings, dass nun wohl auch Fondssparpläne in Form eines
Altersvorsorgedepots gefördert werden sollen. „Damit wird die bisher zumeist einseitige Bevorzugung der Versicherungswirtschaft beendet und die Verbraucher*innen haben eine
echte Wahlmöglichkeit bei ihren Altersvorsorgestrategien“, so Latta weiter.
Wichtig ist, dass diese Reform nun endlich in die Wege geleitet wird. Dabei sollte verstärkt ein
Augenmerk auf die Produktkosten gelegt werden, fordert der VSB.