Ingolstadt unterstützt bayerweite Aufklärungskampagne zum Schutz junger Mädchen
Vorsicht „Loverboys“
Immer wieder geraten minderjährige Mädchen in die Fänge sogenannter „Loverboys“ – und damit in die Zwangsprostitution. In einer bayernweiten Kampagne mit Unterstützung des bayerischen Sozialministeriums soll jetzt an Schulen und in Jugendeinrichtungen vor der Loverboy-Masche gewarnt werden. „Gemeinsam gegen Loverboys“ heißt die aktuelle Kampagne, die Präventionsarbeit leisten und möglichst viele Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für das Thema sensibilisieren will. Aufklärung scheint dringend nötig. „Wir haben in Ingolstadt ein sogenanntes Laufhaus, in dem Prostitution überregional stattfindet. Prostitution findet meist im Kontext des Menschenhandels statt und ist durch die perfide Loverboy-Methode mitten in der Gesellschaft angekommen. Betroffen sind zunehmend auch Teenager“, sagt Barbara Deimel, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ingolstadt. Sie unterstützt die Aufklärungskampagne und wünscht sich, dass sich möglichst viele Schulen und Einrichtungen der Jugendarbeit beteiligen. „Es geht nicht nur um Mädchen und Frauen, die aus anderen Ländern nach Deutschland verschleppt werden. Die Täter suchen ihre Opfer auch in ganz normalen Familien und in allen sozialen Schichten“, erklärt Barbara Deimel weiter.
Loverboy-Delikte fallen in den Bereich Menschenhandel. Wie viele Opfer es tatsächlich gibt, lässt sich nur schwer sagen. Die Mädchen trauen sich oftmals nicht, Hilfe zu suchen, weil sie emotional abhängig sind, vom Täter eingeschüchtert und erpresst werden oder sich ganz einfach schämen. Genau darauf setzen die Loverboys, die immer nach einer ähnlichen Methode vorgehen. Sie manipulieren die Jugendlichen, indem sie ihnen die große Liebe vorspielen und ihr Vertrauen durch Aufmerksamkeit oder Geschenke gewinnen. Sind die Mädchen erst einmal isoliert von der Familie und Freunden, täuschen die Männer dann meist Geldsorgen vor. Den Mädchen reden sie ein, dass sie helfen können, indem sie ihren Körper verkaufen. Ihr Ziel ist es, junge Frauen in der Zwangsprostitution sexuell auszubeuten. Die Rechnung geht viel zu häufig auf. Aus Mitleid oder weil sie ihren Partner nicht verlieren wollen, können sich die so bedrängten Mädchen nur schwer dem Zwang und den Forderungen des Täters entziehen. Fast ein Viertel aller ermittelten Opfer von Zwangsprostitution wurden laut Bundeslagebericht Menschenhandel des BKA durch die sog. Loverboy-Masche angeworben und ausgebeutet.
Die Fachstellen gehen in diesem Deliktsbereich von einer hohen Dunkelziffer aus, denn die Opfer erstatten erfahrungsgemäß nur selten Anzeige. Besorgniserregend ist, dass der Anteil der minderjährigen Betroffenen hoch ist: Im Jahr 2021 waren die Hälfte der bundesweit ermittelten „Opfer von Menschenhandel zum Zwecke sexueller Ausbeutung“ minderjährig. In Bayern sind neben Nordrhein-Westfalen, Berlin und Niedersachsen die meisten Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandel zu verzeichnen, auch im Bereich der Verfahren mit Minderjährigen. Betroffen sind vor allem junge Mädchen und Frauen, aber auch Buben und Menschen mit diversem Geschlecht.
Genau dort, wo sie potentiell Gefährdete am besten erreichen, werden über die bayernweite Kampagne die Jadwiga-Fachberatungsstelle mit Sitz in München ab 2023 Workshops in ganz Bayern anbieten: In Schulen und in Jugendeinrichtungen. Zugleich erfahren die Jugendlichen, an wen sie sich in Notfällen oder bei Fragen wenden können – für sich selbst oder Betroffene in ihrem Umfeld. Hier stellt JADWIGA direkte Ansprechpartnerinnen zur Verfügung.
Auftakt der Kampagne ist am 22. November: In Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales lädt JADWIGA zu einer Online-Veranstaltung, die sich an Fachkräfte der Sozialen Arbeit, Jugendämter, Lehrkräfte und Polizei richtet. Anmeldung ist noch möglich unter www.bayern-gegen-gewalt.de/gewaltschutztage.
Weitere Informationen zur Kampagne und zum Thema Loverboys unter:
https://www.jadwiga-online.de/ und https://bayern-gegen-gewalt.de/