Quittenbaum und Ladesäule: Ökologie auf dem Audi driving experience center in Neuburg
Gemäß Werbeauftritt für das neue Audi skysphere conceptcar, einem der neuen Konzeptfahrzeuge der Marke, soll die automobile Zukunft neu gestaltet werden. Der zweitürige Roadster vereint lt. Kampagne die Vision des automatisierten Fahrens, eine revolutionäre Neugestaltung des Interieurs und ein ganzheitlich gedachtes digitales Ökosystem. Wie auch immer ein digitales Ökosystem bald aussehen soll, IN-direkt wollte mehr über die aktuellen Bestrebungen des Konzerns im Hinblick auf ein analoges Ökosystem und die Bemühungen um Nachhaltigkeit wissen. Beim Ortstermin im driving experience center in Neuburg stehen uns gleich 4 Personen Rede und Antwort, das Thema scheint also wichtig zu sein.
Der erste Eindruck von außen? Nun ja, perfekt getrimmter Rasen, kein Herbstlaub stört das satte Grün. Im Laufe des Ortstermins kommen wir aber kaum mehr hinterher mit all den Zahlen, Fakten und Standortdetails, uns schwirrt ein bisschen der Kopf. Aber der Reihe nach. Zuerst sprechen wir mit Hubert Seiler von der Streckenleitung Fahrgelände Neuburg.
IN-direkt:
Das Gelände hier ist ja riesig. Ganz schön viel Asphalt und auch viel Rasen.
Hubert Seiler:
Nun ja, wie man‘s nimmt. Tatsächlich haben wir hier insgesamt 47 ha Fläche, davon aber über 7 ha Blumenwiesen die jetzt zwar im Innenbereich schon abgemäht sind. In den äußeren Bereichen lassen wir fast alles über den Winter aber stehen.
Gibt es bei den großen versiegelten Flächen bei Ihnen ein Regenwassermanagement, wie sieht es mit der Gewinnung von Solarstrom aus?
Das gesamte Regenwasser der Fahrflächen wird versickert. Der Verbrauch der bewässerten Dynamikfläche betrug 2021 ca. 17200 m³ Regenwasser und 11.300m³ Brunnenwasser. Für das Regenwasser haben wir zudem ein Speicherbecken mit 100m³. Energie beziehen wir aus regenerativen Quellen, also Ökostrom aus Wasserkraftwerken und Nahwärme aus Industrie-Abwärme. Zusätzlich wird die Abwärme der Motorsport-Prüfstände genutzt. Geplant ist zudem eine 1,25 Megawatt Photovoltaikanlage beim Mitarbeiterparkplatz.
Fördern Sie auf Ihren ökologisch wirksamen Flächen besondere Tier- und Pflanzenarten? Werden Sie hierbei fachlich begleitet?
Wir betreiben hier ein spezielles Wildbienenmonitoring. Seit 2017 wurden insgesamt 86 verschiedene Wildbienen-Arten von Fachleuten nachgewiesen. Von diesen sind 16 Arten in der aktuellen Roten Liste gefährdeter Bienen Bayerns. Außerdem haben wir etliche Vogelarten die sich hier wohlfühlen, z.B. Distelfinken, Feldlerchen und viele andere.
Haben Sie spezielle Mahdregeln? Welche Unterhaltsmaßnahmen sind besonders wichtig?
Grundsätzlich erfolgt die Mahd erst ab dem 15. Juni und jeweils nur bei der Hälfte der jeweiligen Flächen. Die andere Hälfte kommt deutlich später dran.
Auf dem Gelände haben wir hier mehr als 500 Bäume und zusätzlich viele Uraltsorten von Obstbäumen. Und seit einigen Jahren pflanzen wir auch den jeweiligen Baum des Jahres.
Die Standorte unserer Insektenhotels sind auch gut überlegt. Die werden schließlich nur dort genutzt, wo auch die Nahrungsquellen nah genug sind. Das zeigen Ihnen die Kollegen und ich jetzt mal bei einer Rundfahrt im Gelände.
Dann schnallen wir uns mal an!
Gruppenfoto vlnr: Herbert Hufnagl, Leiter Streckensicherheit, Jessica Baumtrog, Mitarbeiterin in der Unternehmens- und Standortkommunikation, Hubert Seiler, Streckenleitung Fahrgelände in Neuburg Donau, Adolf Schlosser, Streckenbetreuung, Foto: Ulrich Linder
Audi und die Analoge Ökologie
Wenn die Herren der vier Ringe in ihrem aktuellen Markenauftritt davon sprechen, dass es künftig um das Erlebnis des Fahrens für die „User“ geht, dann weiß man heute schon, dass vor allem Spaß und Unterhaltung innerhalb der Fahrgastzelle gemeint sind, also kostenpflichtiges Entertainment, Videospiele, elektronische Kommunikation während der Fahrt und vieles mehr, die Zukunft halt. Vielleicht sollten sie ihr Augenmerk aber auch mal auf die eher unscheinbaren Strategien ihres Unternehmens richten. Was ein kleiner aber engagierter Trupp aus Mitarbeitern am Standort Neuburg in Sachen Ökologie mit ganz viel Herzblut abliefert, das ist aller Ehren wert. Leider ist aber vieles nur in den Randbereichen angelegt und für die Nutzer kaum sichtbar, es dürfte viele auch nicht interessieren. Gerade im Zeichen des heranziehenden Klimawandels sollten die Mitarbeiter zum Beispiel in Sachen Großgrün aber ruhig noch eine Schippe drauflegen (dürfen). Die Fahrbahnen selbst sind nach allen Regeln von Sicherheit und Technik gebaut, kein einziger Baum oder Strauch könnte gefährlich werden oder ein Sichthindernis bilden, Laub im Herbst stört nicht auf der Fahrbahn, es ist eine perfekte Automobilwelt. Besonders in den Innenflächen aber würde man sich mehr Mut zur ökologischen Weiterentwicklung wünschen.