„Hört auf mit dem Puppentheater!“ – Ingolstädter Metaller fahren zur dritten Tarifverhandlung nach Augsburg
„Hört auf mit dem Puppentheater!“
Ingolstädter Metaller fahren zur dritten Tarifverhandlung nach Augsburg
Ingolstadt, 27.10.2022.
9 Busse rollen am Morgen von Ingolstadt nach Augsburg. Die Fahrgäste: Rund 450 Metallerinnen und Metaller, die den Arbeitgebern zeigen wollen, dass sie keine Geduld mehr haben. Die beiden vorangegangenen Verhandlungstermine waren ohne Arbeitgeberangebot zu Ende gegangen. „Wir brauchen heute einen verhandelbaren Vorschlag“, sagt Jörg Schlagbauer, Leiter der IG-Metall-Vertrauensleute bei Audi und Mitglied der Tarifverhandlungskommission. „Das Leben wird immer teurer, unsere Arbeitskraft auch. Höchste Zeit, dass die Arbeitgeber das begreifen.“
„Die Argumente für unsere Acht-Prozehnt-Forderung sind hinlänglich bekannt“, führt Schlagbauer aus. Die Branche, allen voran die Automobiler, habe trotz allen Krisengeredes im Großen und Ganzen gut verdient. Die Auftragsbücher seien bei den meisten Betrieben gut gefüllt. Die Kolleginnen und Kollegen bräuchten dringend mehr Geld, um ihr Leben bezahlen zu können. „Denn alles wird teurer, teils exorbitant. Die drohende Rezession kann aber nur eingedämmt werden, wenn die Menschen Geld zum Ausgeben haben, auch für Dinge jenseits des täglichen Bedarfs.“
„Seit Jahren hören wir das Gejammer der Arbeitgeber über den Fachkräftemangel – aus unserer Sicht ein zum großen Teil hausgemachtes Problem“, ergänzt Carlos Gil, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt und Mitglied der Verhandlungskommission der IG Metall Bayern. „Wieso wundern sich die Arbeitgeber, wenn unsere Fachkräfte etwa nach Skandinavien oder in die Schweiz abwandern? Zahlt genug, sorgt für insgesamt gute Arbeitsbedingungen, dann habt ihr auch genug gute Leute!“
Von der Lösung des Fachkräfteproblems hänge nicht nur die Zukunft des einzelnen Betriebs, des einzelnen Unternehmens, sondern auch die Entwicklung der ganzen Region, ja des ganzen Landes ab, meint Gil. Es gebe allein in Ingolstadt 4000 offene Stellen, die auf Menschen mit guter Ausbildung warteten. „Unser aller Wohlstand hängt letztlich auch davon ab, dass diese Stellen besetzt werden können. Angesichts des Schreckgespenstes ‚Rezession‘ mehr denn je. Also hört auf mit dem Puppentheater und legt heute in Augsburg endlich ein ernst zu nehmendes Angebot auf den Tisch!“, appelliert der Chef der Ingolstädter IG Metall an die Arbeitgeber.
Am 28. Oktober endet die Friedenspflicht. Auch in der Region Ingolstadt wird es in den nächsten Wochen voraussichtlich zu Warnstreiks kommen.