Das Stadttheater verabschiedet sich in die Spielpause und kündigt kommende Veranstaltungen an
Spielzeitcocktail 2022
Das Stadttheater ist wieder da und startet beschwingt in die Spielzeit 2022/23
Geschüttelt, nicht gerührt! So wird der Spielzeitcocktail zur Saisoneröffnung schon seit vielen Jahren serviert. Nachdem das beliebte Event letztes Jahr ins Digitale verlagert wurde, ist der Spielzeitcocktail wieder zurück – live und wie gewohnt im Großen Haus: Die Zuschauer*innen dürfen sich auf spritzig-witzige und musikalische Kostproben unseres Ensembles aus dem Bühnenprogramm der kommenden Monate freuen – die Lust auf mehr machen.
24. September, 19:30 Uhr, Großes Haus
Kostenlose Einlasskarten gibt es ab 16. September an der Theaterkasse oder über den Webshop.
Premiere: Slippery Slope
von Yael Ronen und Shlomi Shaban Komposition und Songwriting von Shlomi Shaban mit zusätzlicher Musikkomposition von Yaniv Friedel und Ofer Shabi
Regie: Yael Ronen Ausstattung: Katrin Busching
Mit: Marc Simon Delfs, Andrea Frohn, Luiza Monteiro, Judith Nebel, Enrico Spohn
Höflichkeit ist schnell Übergriffigkeit. Ironie, Satire oder gar Glossen müssen bitte immer deut- lich mit Warnhinweisen verifiziert werden. Bewährt bekannte Bezeichnungen gelten plötzlich als »böse« und dürfen nicht mehr einfach so naiv ausgesprochen werden. Der verheiratete schwedische Musiker Gustav Gundesson traut seinen Augen nicht, als er entdeckt, dass seine ex-geliebte präpotent protegierte Partnerin Sky 90 Millionen TikTok-Klicks hat und ihn, den Weltstar des Schlagers, durch den jungen Elektro-Star Shantez ersetzt hat. Er kommt sich mit seinen 5000 Followern auf Twitter vor wie ein anachronistisches Auslaufmodell, das sich mit Vorwürfen wie »kulturelle Aneignung, rassistische Auslegung, Missbrauch und Degradierung, Ausbeutung deklariert als Kooperation …« konfrontiert sehen muss. »Slippery Slope« handelt Identitätspolitik, Feminismus, Pervertierung und Social Media-Wahn in einem schrillen und musikalisch überragenden Abend allumfassend ab.
Premiere: 01. Oktober, 19:30 Uhr, Großes Haus
Die Theaterregisseurin und Autorin Yael Ronen, geboren 1976 in Jerusalem, studierte Szenisches Schreiben am HB Studio in New York und Regie am Kibbutzim College in Tel Aviv. In Deutschland ist sie mit ihrer Stückentwicklung »Dritte Generation« bekannt geworden, das die komplexe und komplizierte deutsch-jüdisch-palästinensische Gedächtniskultur und daran geknüpfte jeweilige Identitätskonstruktionen verhandelt. Mit ihrer Inszenierung »Common Ground« am Maxim Gorki Theater wurde sie 2015 erstmals zum Berliner Theatertreffen eingeladen. 2016 wurde sie für ihr Stück »Lost and Found« mit dem Nestroy-Preis ausgezeichnet. 2017 erhielt sie den Preis des Internationalen Theaterinstitut (Deutsches Zentrum). 2017 war sie unter den Preisträger*innen des »Europe Prize New Theatrical Realities«. In Ingolstadt wurde ihr Stück »(R)Evolution« in der Regie von Servé Hermans erstmalig nachgespielt.
Premiere: Requiem (DSE)
von Hanoch Levin
Nach drei Erzählungen von Anton Tschechow Deutsch von Doron Hamburger und Frank Weigand Musik von Olivier Truan
Regie: Knut Weber
Ausstattung: Susanne Hiller Musikalische Leitung: Ariel Zuckermann
Mit: Manuela Brugger, Angelika Ebert, Jan Gebauer, Renate Knollmann, Ulrich Kiel- horn, Ralf Lichtenberg, Chris Nonnast, Richard Putzinger, Sascha Römisch, Peter Reisser
Irgendwo in einem entlegenen Dorf mit dem Namen Pupka lebt ein altes Ehepaar. Der Mann ist Sargbauer, dessen Geschäfte schlecht laufen, denn eine seltsame Krankheit hat die Dorfbewohner dahingerafft. In diesem ausgestorbenen Dorf werden die Dienste des Sargbauers nicht mehr gebraucht. Dann erkrankt seine Frau, und dem Alten wird bewusst, dass ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt und auch sie bald sterben werden. Angesichts des nahen Todes reut es den Mann, dass er seine Frau nie freundlich behandelt hat. Schließlich überwindet er seinen Geiz und entschließt sich, die Kranke zu einem Pfleger in den Nachbarort zu schaffen. Mitten in der Nacht brechen sie auf. Auf dem Weg treffen sie auf andere Reisende: Sie begegnen einer jungen Mutter mit ihrem schwerkranken Kind, treffen auf zwei Prostituierte samt ihren versoffenen Kunden und schließlich ist da der vereinsamte Kutscher, der niemanden zum Reden hat, außer seinem Pferd. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Das Leben scheint hinter ihnen zu liegen. Ausgenommen davon scheinen drei Engel, die diese Reise der Verlorenen als heiter gestimmte Seelenfänger begleiten.
Hanoch Levins Text variiert Motive dreier Kurzgeschichten von Anton Tschechow. Das Stück, das Levin als ein »Todesmärchen« bezeichnete, ist ein zeitlos-archaisches, wunderbar komponiertes Drama des Abschieds. Mit ausdrucksstarken Bildern voller Poesie und durchwebt von Levins einzigartigem Humor erzählt das Stück von verpassten Gelegenheiten und über der Absurdität menschlichen Strebens.
»Ein traumverlorenes Stück über den verzweifelten Versuch der Menschen, in Würde zu leben, angesichts des unaufhaltsamen Scheiterns. Und ein leises Lachen von Samuel Beckett ist im Hintergrund immer wieder zu hören….«, sagt Regisseur Knut Weber.
Premiere: 7. Oktober 2022, 20:00 Uhr, Kleines Haus
Seit der Spielzeit 11/12 ist Knut Weber (*1953) Intendant am Stadttheater Ingolstadt.
Hanoch Levin (*1943 – 1999) gilt als Israels bekanntester, radikalster und produktivster Dramatiker. Als Sohn aus Polen immigrierter Eltern wuchs er in ärmlichen Verhältnissen in Tel Aviv auf und machte sich 1967, nach dem Sechs-Tage-Krieg, durch eine Reihe politischer Kabarett-Programme als intellektueller Staatsfeind einen Namen. »Requiem« war eines der letzten Stücke, die er verfasste, und das letzte, das er am Cameri-Theater in Tel Aviv, seiner künstlerischen Heimat, inszenierte.
Der Komponist und Dirigent Lior Navok geboren 1971 in Tel-Aviv, studierte an der Rubin Musikakademie in Jersalem und am New England Conservatory of Music in Boston. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Preis Lili Boulanger Gedächtnisstiftung.
Premiere: A Long Way Down
Fassung von Stefan Eberle nach dem Roman von Nick Hornby
Regie: Stefan Eberle Ausstattung: Lilian Tschischkale
Mit: Sebastian Kremkow, Sarah Schulze-Tenberge, Victoria Voss, Matthias Zajgier
Jeden Tag neue Schreckensmeldungen in den Nachrichten. Private und berufliche Probleme häufen sich. Man hat ständig das Gefühl, dass es nur noch abwärts geht mit der Welt. Warum also weiterleben? Warum nicht auf ein hohes Gebäude steigen und in einer stillen und friedlichen Nacht dem Ganzen ein Ende setzen? Diese Frage stellen sich auch die vier Protagonisten in »A Long Way Down«: der abgetakelte TV-Moderator Martin, die überforderte Mutter Maureen, die manisch-depressive Jess und der gescheiterte Musiker J.J.. Zufällig wählen sie für ihren Befreiungssprung das gleiche Datum, die gleiche Zeit und das gleiche Gebäude in der Stadt aus. Überrumpelt von der unerwarteten Gesellschaft, machen alle vier einen Rückzieher.
Statt zu springen, schließen sie einen Pakt: Sie wählen einen neuen Selbstmordtermin und müssen sich bis dahin umeinander kümmern. So findet eine Gruppe von Menschen zueinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und die einander doch auf wundersame Weise zu helfen wissen.
Nick Hornbys Romanvorlage ist eine tiefschwarze Komödie mit viel schrägem briti- schem Humor. Die Bühnenfassung wurde von Stefan Eberle exklusiv für die Studiobühne des Ingolstädter Stadttheater geschrieben und richtet sich an all diejenigen, die Theater in seiner einfachsten Form lieben: Vier Menschen auf einer kleinen Bühne verhandeln über die existenziellsten Probleme des Lebens und die Zuschauer*innen sind eingeladen, mit ihnen zu lachen, zu trauern und am Ende vielleicht neue Hoffnung für das komplizierte Leben zu schöpfen!
Der Regisseur Stefan Eberle sagt: »In einer Zeit, in der die Welt verrücktspielt, war es mir eine große Befriedigung, einen Roman zu lesen und zu bearbeiten, in dem vier Menschen mit dem Gedanken spielen, sich umzubringen, weil sie vom Leben überfordert sind.«
Premiere: 02. Oktober 2022, 20:00 Uhr, Studio im Herzogskasten
Der britische Schriftsteller und Drehbuchautor Nick Hornby, geboren 1957 in Redhill, gilt als einer der wichtigsten aktuellen Vertreter der Popliteratur. Er studierte Anglistik am Jesus College der Universität Cambridge. Während seiner Studienzeit schrieb er Bühnen-, Fernseh- und Hörspiele, widmete sich jedoch erst 1992 ganz dem Schreiben. Seine Werke wurden mit dem William-Hill-Sports-Book-of-the-year-Preis, dem E. M. Forster Award, dem WH Smith Literary Award und dem Writer’s Writer Award ausgezeichnet, außerdem wurden zwei seiner Drehbücher für einen Oscar nominiert. Zu seinen bekanntesten Werken zählen »Fever Pitch«, »High Fidelity« und »About a Boy«.
Stefan Eberle (*1981) studierte Regie und Schauspiel an der Theaterschule in Aachen. Hier gründete er in Zusammenarbeit mit der ansässigen Hochschule die AStA-Bühne und sammelte erste Regieerfahrungen. Es folgten Regieassistenzen am Schlosstheater Moers, am Theater Konstanz und am Stadttheater Ingolstadt. Seine Inszenierung von Mikael Niemis »Erschieß die Apfelsine« wurde 2019 zu den Baden-Württembergischen Theatertagen eingeladen. Sein Anspruch ist: »Theater für alle« zu machen.
Premiere: Die Sprache des Wassers
nach dem Roman von Sarah Crossan aus dem Englischen von Cordula Setsman Ab 11 Jahren
Regie: Mia Constantine Ausstattung: Monika Frenz Video, Bühne: Michael Lindner Musik: Jan Roth
Nur mit einem Koffer und einem alten Wäschesack bepackt, brechen Kasienka und ihre Mutter auf, um ihren Vater zu finden, der die Familie verlassen hat. Das Leben in einem fremden Land ist einsam für das Mädchen. In der Wohnung sitzt ihre Mutter mit gebrochenem Herzen, in der Schule findet Kasienka keine Freunde. Sie wird gemobbt, weil sie anders ist als die anderen. Kasienka fühlt sich manchmal, als sei sie in Einzelteile zersprungen. So richtig zuhause fühlt sie sich nur im Schwimmbecken. Das Schwimmen, das ihr der Vater als kleines Kind beigebracht hat, gibt ihr Kraft und Selbstbewusstsein. Im Wasser ist sie völlig frei, die Sprache des Schwimmens beherrscht sie perfekt. Dort trifft sie schließlich auch William, den sympathischen Jungen aus der achten Klasse. Sie ist das erste Mal verliebt, findet neuen Mut und schließlich auch zu sich selbst.
In kurzen, präzisen und außergewöhnlich poetischen Sätzen erzählt Sarah Crossan eine moderne Einwanderungsgeschichte. Sie führt ihre Figuren ohne Pathos oder falsche Romantik in ein neues Leben voller Hoffnung. Ein prägnanter Text, der einen großen Fantasie-Raum eröffnet.
Die Regisseurin Mia Constantine über »Die Sprache des Wassers«: »Die Autorin Sarah Crossan findet eine leise Sprache, die eine besondere Stärke entwickelt und unsgroße Gefühle näher bringt: Fremd sein in einem neuen Land, in der eigenen Familie, im eigenen Körper. Aber sie erzählt auch von der Chance, irgendwann anzukommen.«
Premiere: 08. Oktober 2022, Werkstatt / Junges Theater
Sarah Crossan (*1981) ist eine irische Schriftstellerin. Mit »Die Sprache des Wassers« gab sie ihr Debüt als Autorin und erlangte internationalen Erfolg. 2014 wurde der Versroman für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Auch ihre folgenden Werke stehen regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Für ihr literarisches Werk wurde sie unter anderem mit dem U- KLA Book Award (2013) ausgezeichnet und stand dreimal (2013, 2015 und 2016) auf der Shortlist der renommierten Carnegie Medal. 2020 hat ihr neuester Roman »Wer ist Edward Moon?« den Deutschen Jugendliteraturpreis erhalten.
Mia Constantine (*1981) hat ihr Regiestudium an der Akademie für Darstellende Kunst Ulm absolviert. Nach dem Studium war sie freischaffend tätig, bevor sie 2012 als Regieassistentin am Theater Regensburg anfing. Seit der Spielzeit 2016/17 arbeitet sie als freie Regisseurin und inszenierte bereits u.a. am Jungen Resi München und am Dschungel Wien. Am Jungen Theater Ingolstadt erarbeitete sie zuletzt in der Spielzeit 2021/2022 das Theaterprojekt »Himmelwärts« von Karen Köhler.