Den Bus per App bestellen
Pilotprojekt zur Digitalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs in der Region geplant
Digitalisierung ist allgegenwärtig und macht auch vor dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht Halt. Den Anfang machten dynamische Fahrgastinformations-Anzeiger und die Einführung der INVG-App (2018 erweitert durch das INVG-Handyticket mit Bezahlfunktion). 2014 wurden die Busse mit GPS-fähigen Navigationssystemen ausgerüstet, was nun die technische Grundlage für die digitale Vernetzung des ÖPNV mit innovativen neuen Verkehrsangeboten bieten soll.
Die Straßen werden immer voller, was weder gut für die Umwelt noch für die Nerven der Verkehrsteilnehmer ist. Deshalb sind Verkehrsunternehmen in ganz Deutschland bestrebt neben dem traditionellen, taktgestützten ÖPNV flexible Bedienformen aufzubauen, um den öffentlichen Personennahverkehr wieder attraktiver zu machen. Ein typisches Beispiel, das damals leider an begrenzten technischen Rahmenbedingungen scheiterte, war der „Rufbus“. Die Einführung der Apps in Kombination mit einer Echtzeitortung der Busse hingegen bietet völlig neue Möglichkeiten, die es zu auszutesten gilt.
Dafür holt sich Ingolstadt Hilfe von einem jungen Start-up-Unternehmen: der Firma door2door aus Berlin. Door2door ist spezialisiert auf neuartige Bedienkonzepte im ÖPNV mit Schwerpunkt „Ridepooling“ (auf Deutsch: Fahrgemeinschaften) und kann bereits erste erfolgreiche Testerfahrungen in deutschen Städten (z.B. München) vorweisen. Natürlich ist da Ingolstadt mit seiner hohen automobilen Verfügbarkeit nochmal eine große Herausforderung, die es zu bewältigen gilt.
Wenn rechtliche und personelle Fragen geklärt sind, kann die Projektkooperation an den Start gehen. Door2door wird dann zunächst Verkehrsströme in Ingolstadt analysieren und simulieren, um ökonomisch und ökologisch sinnvolle On-Demand-Einsatzgebiete zu identifizieren. Dann kann ein effektives Geschäftsmodell für On-Demand-Flotten in Ingolstadts Stadtinfrastruktur erarbeitet werden – unter Berücksichtigung bestehender Verkehrsangebote. Denn eines hat sich das Unternehmen auf die Fahne geschrieben: „Wir erweitern Mobilität nur, wo Bedarf besteht“.
Das neue Angebot könnte künftig so aussehen, dass Busse ohne vorgegebene Linien, ohne Haltestellen und ohne Fahrplan fahren – als Teil des ÖPNV, aber dennoch ganz individuell. Kunden können an ihrem Smartphone ganz einfach ihren Fahrtwunsch mit Start- und Zielpunkt in eine App eingeben. In Echtzeit berechnet ein Algorithmus basierend auf der aktuellen Nachfrage die Routen für die Busse. Mehrere Fahrgäste mit ähnlicher Strecke, die sonst vielleicht alle einzeln im Auto unterwegs wären, können sich einen Kleinbus teilen und gelangen so von A nach B.
Ein solches System soll natürlich den bestehenden Einrichtungen keine Konkurrenz machen, es soll vielmehr unterstützend unter die Arme greifen. So kann die Umwelt geschont und eine Unwirtschaftlichkeit durch nur schlecht ausgelastete Linienbusse vermieden werden. In einigen Jahren vielleicht ja sogar mit autonom fahrenden Autos, wer weiß…