Faire Arbeitsbedingungen für Erntehelfer – DGB berät Beschäftigte vor Ort in ihrer Muttersprache
Faire Arbeitsbedingungen für Erntehelfer – DGB berät Beschäftigte vor Ort in ihrer Muttersprache
Um die Arbeitsbedingungen von Saisonbeschäftigten aus mittel- und osteuropäischen Ländern auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu verbessern und für sie faire Löhne durchzusetzen, waren in der letzten Woche Mitarbeiter*innen des DGB-Beratungsnetzwerks „Faire Mobilität“ für Beratungsgespräche auf den Feldern im Spargelanbaugebiet rund um Schrobenhausen aktiv. Silke Klos- Pöllinger, DGB-Regionsgeschäftsführerin für Schwaben und ihr Amtskollege Günter Zellner aus Oberbayern informierten sich vor Ort über die aktuellen Probleme der Beschäftigten im Gemüseanbau und Hopfenanbau. Beide zeigten sich sehr betroffen, dass diese „kaum Wertschätzung erfahren, sondern im Gegenteil regelmäßig schlechten Arbeits- und Unterkunftsbedingungen ausgesetzt sind“. Und das, obwohl die Landwirtschaft auf diese Arbeitskräfte dringend angewiesen ist. Mit dem gewerkschaftlichen Beratungsnetzwerk „Faire Mobilität“, das auch durch das BMAS gefördert wird, leistet der DGB deshalb einen wichtigen Beitrag für die betroffenen Menschen.
Die Saisonarbeiter*innen aus Ost- und Südosteuropa sind seit Jahren ein fester Bestandteil der Landwirtschaft in Deutschland. So waren im Jahr 2019 rund 271.500 Saisonarbeiter*innen in der Landwirtschaft beschäftigt, das entspricht ca. 29 Prozent der Menschen in der gesamten Branche (Statistisches Bundesamt 2021). Saisonarbeiter*innen werden überwiegend während der Erntesaison im Bereich der sogenannten Sonderkulturen (u. a. Spargel, Erdbeeren, Weintrauben, Baumobst und Gemüsegurken) eingestellt, die von März bis Oktober reicht.
Das Berater*innen-Team von „Faire Mobilität“ war zwei Tage auf Feldern im Bereich Schrobenhausen, Inchenhofen, Rain, Kühbach, Pörnbach, Reichertshofen, Pöttmes und Neuburg an der Donau unterwegs. „Wir konnten hier mit rund 500 Saisonarbeitskräften sprechen und uns über ihre konkreten Probleme informieren“ so Oskar Brabanski, Regio- nalleiter Südost von „Faire Mobilität“. Zusätzlich wurden auch Gespräche mit den Landwirten und Betriebsinhabern geführt. Das Spektrum reichte von kleinen Familienbetrieben bis hin zu Großbetrieben mit 800 angestellten Erntehelfer*innen. „Ein Vorteil unserer Bera- tung ist, dass sie in der jeweiligen Muttersprache durchgeführt wird“, sagte der Regional- leiter. Dies erleichtert die Verständigung und Informationsweitergabe erheblich.
Zu den aktuellen Arbeitsbedingungen war wieder einmal die ganze Bandbreite dabei, berichtete Oskar Brabanski. „Uns wurde über Betriebe berichtet, die laut Aussage der Betroffenen 5,00 € bis 6,00 € die Stunde bezahlen und viel für die Unterkunft kassieren. So sagte ein Erntehelfer, dass er in einem Container mit vier anderen untergebracht ist. Dafür werden jeden von ihnen 300,00 € im Monat vom Lohn abgezogen.“ Laut Brabanski gibt es aber auch positive Rückmeldungen vor allem von kleineren Betrieben, die mehr als Mindestlohn bezahlen und gute, kostenfreie Unterkünfte anbieten. Dagegen gibt es bekannte problematische Großbetriebe, die wie eh und je nach Akkord bezahlen, den Mindestlohn unterschreiten und für Wohnen und Leben der Beschäftigten hohe Abzüge tätigen.
Für DGB-Regionsgeschäftsführerin Silke Klos-Pöllinger und Regionsgeschäftsführer Günter Zellner entwickeln sich aus den Erfahrungen der Aktion von „Fairer Mobilität“ auch die gewerkschaftlichen Kernforderungen an die Politik. Betriebe müssen endlich zur Einführung eines digitalen, manipulationssicheren und transparenten Zeiterfassungssystems verpflichtet werden. Auf diese Weise verringert sich Lohnbetrug und die Umgehung des gesetzlichen Mindestlohnes. Außerdem müssen die Kosten für die Unterkünfte vom Betrieb übernommen werden. Saisonarbeiter*innen aus Osteuropa sind auf Unterbringung und Verpflegung in Deutschland angewiesen. Daher kann die Unterbringung nicht wie jedes andere Mietverhältnis behandelt werden. Zusätzlich müssen die Betriebskontrollen von Zoll und Arbeitsschutzbehörden deutlich ausgeweitet werden. Dazu braucht es mehr Ressourcen und vor allem Personal. Hier ist der Bund und auch der Freistaat Bayern gefordert.
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