„Zivil- und Bevölkerungsschutz brauchen mehr Bedeutung“ – FREIE WÄHLER
„Zivil- und Bevölkerungsschutz brauchen mehr Bedeutung“
- Ingolstadt hat jahrelang zu wenig Wert auf die vorhandenen, zivilen Schutzräume gelegt
- FREIE WÄHLER sehen Bedarf an Schutzräumen, fordern Prüfung, Analyse, Zivilschutzkonzept, Aufrechterhaltung und Sanierung der aktuellen Räumlichkeiten
- Historisches Bunkermuseum ist definitiv zu wenig
Russische Raketen auf Deutschland? Das erinnert an Ängste aus dem Kalten Krieg; an eine längst vergangene Zeit, an die sich nur noch die älteren Menschen erinnern können. Und doch hat der russische Präsident Wladimir Putin mit dem Krieg in der Ukraine diese Ängste wieder heraufbeschworen. Auch deshalb ist das Thema Zivilschutzräume wieder brisanter und aktueller denn je.
„Bereits vor dem Angriff auf die Ukraine hat die Fraktion der FREIEN WÄHLER das Thema Zivilschutz aufgegriffen. Den ehemaligen größten Zivilschutzraum Deutschlands, der jetzt die Baustelle der Tiefgarage Theater Ost ist, haben wir am Dienstag dieser Woche mit fachkundiger Begleitung besichtigt“, sagt Hans Stachel, Vorsitzender der Ingolstädter Stadtratsfraktion der FREIEN WÄHLER.
Der Schutzraum der Tiefgarage Theater Ost bot ehemals Raum für 7500 Menschen. Durch die Sanierung wird die Funktion aktuell wesentlich verändert. Dies betrifft beispielsweise die Lüftungsanlage, den Rückbau von Schleusen und Schutztüren. „Das Gebäude wird als solches erhalten und saniert; die Schutzraumfunktion aber nicht bewahrt“, sagt Angela Mayr, die stellvertretende Vorsitzende der Fraktion der FREIEN WÄHLER. „Das ist aber im Falle eines Schutzraumbedarfs viel zu wenig.“
Nicht nur unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges in der Ukraine fordern die beiden Stadträte deshalb ein Umdenken. „Wenn wir in Ingolstadt für unsere Bürgerinnen und Bürger auch für nicht kriegerische Notfälle ein Schutzraumangebot aufrechterhalten wollen, was aus meiner Sicht zwingend erforderlich ist, ist ein anderes Bewusstsein mit der vorhandenen Bausubstanz erforderlich“, sagt Hans Stachel. Dabei sei dies nicht die Aufgabe der IFG, denn diese setze nur das um, was aus der Politik vorgegeben wird.
„Der Stadtrat und die Stadtspitze tragen also die Verantwortung“, sagt Angela Mayr. „Der Ingolstädter Stadtrat muss sich deshalb zeitnah mit dem Zivilschutz und einem neu zu erstellenden Zivilschutzkonzept beschäftigen und auch Geld in die Hand nehmen für Vorsorge und Fürsorge für die Bevölkerung.“
Grundlegend sei deshalb eine Bestands- und Bedarfsanalyse notwendig. „Das haben wir bereits mit unserem Antrag im vergangenen März gefordert“, sagt Hans Stachel. „Wir hoffen wirklich auf eine ausführliche, gewissenhafte und vor allem zeitnahe Auskunft im Stadtrat.
Neben der Tiefgarage im Theater Ost gibt es mit der Tilly-Tiefgarage noch einen weiteren großen Zivilschutzraum, der kurz vor der Sanierung steht. „Diese Tiefgarage ist noch nicht zurückgebaut. Er ist also aktuell baulich nicht verändert“, sagt Angela Mayr. „Deshalb brauchen wir dort einen externen, fachlichen Rat, wie im Rahmen einer neuen Zivilschutzkonzeption die Planung und Umsetzung derSanierung erfolgen soll.“
Die FREIEN WÄHLER sind sich einig: Der Zivil- und Bevölkerungsschutz solle gerade am strategischen Standort Ingolstadt eine andere Bedeutung bekommen, als dies in den vergangenen Jahrzehnten der Fall gewesen sei – auch wenn sich der Bund aus dem Zivilschutz mit Schutzräumen finanziell zurückgezogen habe.
„Klar dabei ist natürlich: Das Thema ist unangenehm, kostet Geld, wird gerne tabuisiert und ist kein Vorzeigeprojekt, wie teure Museen und Kammerspiele, die zig Millionen verschlingen in Bau, Unterhalt und Betrieb“, sagt Hans Stachel. „Aber bei Krisenereignissen wird uns niemand fragen, wieviel wir in Kultur, Stadtgestaltung, Freizeit und Vergnügen investiert haben, sondern wie fürsorglich, verantwortlich und vorausschauend wir mit existenziellen Bedürfnissen für den Notfall umgegangen sind.“
Die aktuelle Zeit zeige mehr als deutlich: Der Zivilschutz ist mehr als Rettungsdienst und Brandschutz – die ja ebenfalls sehr wichtig sind. Die Welt ist unsicherer geworden, lokale Schadenereignisse und Katastrophen können überall passieren – und die Aufgabe von Kommunen sei es, die Bevölkerung vor möglichst vielen Eventualitäten zu schützen.
Schutzräume und Zivilschutz in der Stadt sind notwendiger Bestandteil einer realen Lebenswirklichkeit.
Ein Bunkermuseum ist definitiv zu wenig.
Bild: v.l.n.r. Raimund Reibenspieß, Hans Stachel, Wolfgang Seifert und Angela Mayer Mitglieder der Stadtratsfraktion bzw. Ortssprecher von Zuchering – Foto: FREIE WÄHLER