Direktvermarktung Froschmeier
IN-direkt portraitiert in seiner aktuellen Serie nicht nur Landwirte und Lebensmittelproduzenten der Region, sondern auch Direktvermarkter, die auf nachhaltiges und ökologisch wirksames Wirtschaften bedacht sind. Heute besuchen wir Stefan Froschmeir, Geschäftsführer der Birkenschwaige BioAgrikultur, die im Süden von Ingolstadt seit einigen Jahren hochwertige und vielfach zertifizierte landwirtschaftliche Produkte herstellt.
IN-direkt: Herr Froschmeir, zu Beginn möchten wir ein bisschen was zur Entstehungsgeschichte Ihres Betriebes erfahren. Waren Sie schon immer auf Direktverkauf ausgerichtet?
Die Birkenschwaige GmbH & Co. KG wurde 2017 in Ingolstadt gegründet. Seitdem betreiben wir auch Direktvermarktung unserer Produkte. Die Eier unserer Hühner sowie Gemüse der Saison kann man an unseren Eierschränken in der Birkenschwaige und in der Sambergerstraße kaufen. Auch Bio-Hühnerfutter und Getreide verkaufen wir direkt. Anteilsmäßig nimmt dies allerdings den geringeren Teil unserer Vermarktung ein. Wir sind Zulieferer für die Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG und zahlreiche Verarbeiter aus der Bio-Branche.
Leben Sie bestimmte (ethische) Standards in Ihrem Betrieb? Was ist Ihnen hier wichtig?
Wir wirtschaften nach den Naturland-Standards, die strenger sind als die Basis-Öko-Verordnung der EU. Auch Sozialrichtlinien sind von Naturland festgehalten, sodass weltweit eine faire Produktion garantiert werden kann. So dürfen wir keine chemisch-synthetischen Betriebsmittel einsetzen und z.B. Futter vom eigenen Betrieb oder regionalen Kooperationspartnern für unsere Legehühner verwenden. Die Richtlinien machen Sinn und entsprechen auch meinem Streben nach einem gesunden Miteinander!
Das Thema „Tierwohl“ ist gerade in aller Munde. Woran erkennen Sie an Ihren Tieren, dass es ihnen wirklich gut geht?
Die Sicherstellung von Tierwohl ist eine der Hauptaufgaben für mich als Betriebsleiter. Bei den Hühnern geht es dabei zum einen um das Sozialgefüge, also das Zusammenspiel der Herde im Stall und Auslauf. Zum anderen sehe ich mir auch die Einzeltiere an und bonitiere regelmäßig das Gefieder der Hühner und die körperliche Unversehrtheit. Grundlage für all dies sind die Haltungsbedingungen: Können die Tiere alle ihre essenziellen Verhaltensweisen wie z.B. Sandbaden, Nestsuche, Übernachten auf erhöhten Sitzstangen, etc. gut ausleben, ist das Futter von guter Qualität und sind die Tiere im Auslauf und Wintergarten beschäftigt? Nur von Tieren, denen es wirklich gut geht, kann man Produkte höchster Qualität erwarten.
Liegt Ihre Wertschöpfungskette hauptsächlich im eigenen Betrieb oder kaufen Sie einen größeren Anteil Ihrer Produkte zu?
Nahezu alle Rohwaren werden auf den eigenen Feldern angebaut. Der Dünger dafür stammt aus dem eigenen Legehennenstall. Ein echter Kreislauf eben. Bei Bedarf arbeiten wir eng mit anderen Landwirten in der Region zusammen, sodass wir die Anfragen der Kunden bedienen können.
Auf Ihrer Homepage (www.birkenschwaige.de) kann man erfahren, dass Ihre Bio-Zuckerrüben in der Schweiz verarbeitet wird. Einerseits schön, dass Sie einen so weit gefächerten Kundenkreis haben. Gibt es andererseits keine vergleichbare Qualität in der Schweiz selbst?
Aufgrund der geographischen Gegebenheiten gibt es in der Schweiz nicht genug Bio-Zuckerrübenanbauer, um die nachgefragten Mengen zu produzieren. Deshalb werden bereits seit knapp 20 Jahren Zuckerrüben aus Süddeutschland geliefert. Die Rüben werden vom Ingolstädter Hauptbahnhof direkt in das Zuckerwerk am Bodensee geliefert. Die Zuckerverarbeitung in der Schweiz ist ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit: Die viele Energie, die für die Produktion benötigt wird, stammt dort aus erneuerbarer Holzenergie. Auch im Bereich Sozialstandards sind wir hier Vorreiter: Der Zucker aus der Schweiz ist Naturland-fair zertifiziert und man findet ihn in Bio-Produkten, wie z.B. von Neumarkter Lammsbräu oder den Milchprodukten von Berchtesgadener Land wieder. Für mich ist das eine verlässliche Partnerschaft entlang der ganzen Wertschöpfungskette.
Streben Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten eine Betriebsvergrößerung an? Gibt es Kooperationspartner?
Wir wollen uns auch in Zukunft weiter entwickeln. Dazu sind wir insbesondere auf der Suche nach Verarbeitern, die ökologische Produkte in ihrem Portfolio haben oder neu entwickeln wollen und hochqualitative Rohwaren dafür suchen. Außerdem sind wir auch ein starker Partner für alle Grundstückseigentümer, die möchten, dass Ihre Ackerfläche biologisch und mit einer vielfältigen Fruchtfolge bewirtschaftet wird.
Ein Artikel der IN-direkt Print Ausgabe: https://issuu.com/in-direkt/docs/2022_kw_11_in-direkt-web