Direktvermarktung – Seminar zur Betriebszweigentwicklung
Direktvermarktung – Seminar zur Betriebszweigentwicklung
Auch wenn der Seminartitel etwas sperrig klingt, aber der Name des Tagungsraums („Grüner Boden“) war mehr als passend und ein Erfolg war das Seminar auf alle Fälle. Hochwertige Lebensmittel zu produzieren und damit in den direkten Kontakt zum Verbraucher zu treten: Das ist das erklärte Ziel der Teilnehmer des Kurses „Direktvermarktung – Seminar zur Betriebszweigentwicklung“. Mit der 12-tägigen Seminarreihe unterstützen die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt-Pfaffenhofen, Traunstein und Bayreuth-Münchberg jährlich Ratsuchende bei der erfolgreichen Entwicklung eigener Direktvermarktungskonzepte und der Optimierung bereits bestehender Betriebszweige. 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem südbayerischen Raum erhielten am 23.02.2022 ihre Zertifikate über den erfolgreichen Abschluss des aktuellen Kurses. Die im Seminar erarbeiteten individuellen Konzepte reichen dabei vom Einstieg in die Milchdirektvermarktung bis zum Neubau eines Hofladens mit Vollsortiment.
Auffällig viele junge Teilnehmer waren anwesend, es scheint, dass in den nächsten Jahren etliche Betriebsübergaben anstehen bzw. gerade vollzogen werden. Und so waren auch die präsentierten Ideen frisch und zum Teil richtig spannend. Dabei waren auch etliche Behördenvertreter, die sich die Zeit für Präsentationen und die Übergabe der Zertifikate nahmen.
Wir haben uns mit der Organisatorin, Frau Sabine Biberger vom AELF aus Ingolstadt über einige Seminarthemen unterhalten:
IN-direkt: Frau Biberger, haben sich heute Schwerpunkte in der Direktvermarktung gezeigt?
Rund die Hälfte unserer Teilnehmer hat Fleischprodukte – immer mit besonderer Tierhaltung oder Rasse: Also Strohschweine, Weiderinder oder Bau neuer Milchviehstall
Kann dieses Zertifikat künftig als Qualitätsmerkmal in der Vermarktung eingesetzt werden?
Für die Betriebe hat das Zertifikat natürlich Marketing-Vorteile – Sie können dieses mit dem Einzelbild mit Überreichung des Zertifikats in ihren Hofladen aufhängen, natürlich auch in den Sozialen Medien/Homepage präsentieren und nicht zuletzt auch einen Pressebericht in ihren eigenen Landkreis lancieren! Ein Zertifikat heißt immer, dass ein Betrieb bereit ist sich fortzubilden – das hebt sein Ansehen bei den Kunden.
Ist der Titel Direktvermarkter auch ein Markentitel?
Eigentlich ist er dies – denn es heißt, dass dieser Betrieb nicht nur z.B. Wurst produziert sondern auch die Rohstoffe hierfür – also das Tier – selbst aufzieht. Oder eben das Getreide auf dem Feld anbaut für sein Brot. Ich finde schon, dass dies ein Markenbegriff ist. Er ist nicht geschützt – wird aber auch nicht „missbraucht“ von der Lebensmittelindustrie! Das können sie einfach nicht!
Werden sich Kooperationen ergeben, entsteht unter den Teilnehmern ein Netzwerk?
Ganz sicher. Sie haben alle ihre Kontakte gegenseitig, es gibt auch eine WhatsApp-Gruppe, wo sie jetzt schon Fragen in die Runde stellen und sich gegenseitig helfen. Eine Kursteilnehmerin hat bei ihrer Präsentation vorgestellt, dass sie von einer anderen schon jetzt die Produkte im Hofladen gelistet hat.
Sind neue Vertriebswege diskutiert worden, z.B. ein Onlineversand, vielleicht sogar Drohnen?
Drohnen nicht – aber der Onlineversand ist im Seminarplan. Ebenso 24/7-Hofläden mit Automaten oder Vertrauenskassen. Und natürlich die neuen Abholboxen = „Click & Collect“. Ganz neu ist auch der „Walk-in-store“: Kunden kommen nur mit vorheriger Anmeldung in den Hofladen. Via App aufs Handy oder Kundenkarte. Das ermöglicht ein elektronisches Bezahlen der Ware – alle Waren sind mit einem QR-Code ausgestattet.
Ist eine Neuauflage des Seminars mit Änderungen oder Ergänzungen geplant?
Das neue Seminar startet im Oktober 2022. 11 Tage bleiben – das ist Bestimmung im Qualifizierungskonzept der Landesanstalt für Landwirtschaft. Jedoch werden wir Seminarleitungen die Evaluierungen der Teilnehmer noch auswerten und ganz sicher Anpassungen vornehmen. Diese Gruppe schlug z.B. vor, dass man lieber einmal mehr einen Online-Tag macht und dafür an einem Seminartag einmal richtig Zeit für eine Betriebsbesichtigung und den Austausch mit den Betriebsleitern und untereinander hat. Guter Vorschlag – das greifen wir evtl. auf!
Ein Artikel aus der IN-direkt Print Ausgabe. https://issuu.com/in-direkt/docs/2022_kw_09_in-direkt-web
Bild: v.l.n.r.: Sabine Biberger, Seminarleitung, AELF Ingolstadt-Pfaffenhofen, Angelika Spitzer, Abteilungsleitung, Regierung von Oberbayern, Christian Wild, Behördenleiter AELF Ingolstadt-Pfaffenhofen a.d.Ilm