Foodsharing in Ingolstadt – Lebensmittelretter kämpfen gegen die Verschwendung
Foodsharing in Ingolstadt
Lebensmittelretter kämpfen gegen die Verschwendung
Wer kennt es nicht? Man will in den Urlaub fahren, doch im Kühlschrank sind noch einige Sachen übrig geblieben. Auch vielen Lebensmittelhändlern geht es oft so. Am Ende des Tages einer Verkaufsaktion ist noch Ware übrig, die z.B. kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums steht oder in einem Netz Obst genau eine Frucht eine Delle hat und somit das gesamte Netz aussortiert wird. Früher landete oft alles, egal ob im privaten oder bei den Läden, im Müll. Egal ob eigentlich noch wunderbar genießbar oder nicht.
Um dem entgegen zu wirken formierte sich 2012 die „Foodsharing“ Bewegung, was übersetzt so viel wie „Lebensmittel teilen“ bedeutet. Seitdem kämpfen die Mitstreiter der Foodsharing Bewegung gegen die Lebensmittelverschwendung und setzen sich durch die aktive Rettung und Verteilung von Nahrungsmitteln für einen anderen Umgang mit der Thematik ein. Auch in Ingolstadt gibt es um die 350 registrierte „Foodsaver“ also Lebensmittelretter, wie Elke Siebert und Andreas Henneberger zu berichten wissen. Sie gehören zum Leitungsteam der Foodsharing Aktivitäten in Ingolstadt und koordinieren als Botschafterteam die Aktivitäten auf der Schanz. Als die Bewegung begann gründete sich ein eingetragener Verein, der im Hintergrund den Rahmen darstellt und bei dem sich jeder, der mitmachen möchte, über die Homepage www.foodsharing.de anmelden kann. Die regionalen Aktivitäten sind in Bezirke eingeteilt. Einer davon ist der Bezirk Ingolstadt. Denn die Foodsharing Rettungen sind hochoffiziell und legal und beruhen neben dem privaten Teilen von Lebensmitteln offizielle Kooperationen mit Betrieben aus Stadt und Region.
Im Gegensatz zur Tafel gibt es beim Foodsharing kein Bedürftigkeitsprinzip, sondern es geht um die nachhaltige Verwendung von übrig gebliebenen Lebensmitteln. Davon können alle profitieren: Die Lebensmittelretter natürlich selbst, karitative Einrichtungen oder sozial Bedürftige, aber auch genauso alle anderen, an die die geretteten Lebensmittel weitergegeben werden. Die sog. Foodsaver vereinbaren mit den Betrieben dazu feste Abholtage und Zeiten. Da es oft auch um verderbliche Ware geht, muss es manchmal sehr schnell gehen, berichtet Elke Siebert. „Hier können wir durch unsere vielen Aktiven eine Lücke füllen und auch spontan agieren.“ Hauptanliegen sei, dass nichts weggeworfen werden muss. Verdorbenes wird selbstverständlich aussortiert. Dies mache meist um die 10% aus, mehr nicht, so Siebert.
Um die geretteten Lebensmittel zu verteilen gibt es verschiedene Möglichkeiten. „Regelmäßig gibt es z.B. im Piusviertel Verteilungen, zu denen jeder kommen kann, und über die sich viele Menschen sehr freuen“, berichtet Mitstreiter Andreas Henneberger. Genauso beliebt sind auch die sog. „Fairteiler“. Das sind fixe Orte z.B. mit einem Kühlschrank wie in „Vroni’s Ratschhaus“ in der Ingolstädter Innenstadt. Dieser wird regelmäßig befüllt und von den dortigen Mitarbeitern gepflegt und gereinigt. Jeder kann etwas bringen und jeder kann etwas mitnehmen. Darüber hinaus erfreuen sich besonders auch bei Privatleuten zwei Facebookgruppen großer Beliebtheit: Unter „Foodsharing Ingolstadt“ und „Lebensmittelretter IN und Umgebung“ wird Gerettetes aber auch nicht mehr benötigtes von privat zu privat angeboten. Auch die Foodsharing Plattform selbst bietet eine Übersicht an geretteten Lebensmitteln, die natürlich auch den Rettern selbst und ihrem privaten Umfeld als sog. „Essenskörbe“ bei Bedarf zur Verfügung stehen. Und auch soziale Einrichtungen wie die Villa Johannes oder Condrobs e.V. freuen sich über regelmäßige „Lieferungen“.
Dass das ganze gut organisiert und auch auf rechtlicher Seite abgesicherten Beinen steht ist den Machern wichtig. Möchte sich jemand beteiligen und auch „Foodsaver“ werden steht einer jederzeitigen Registrierung auf der Homepage nichts im Wege. Dort legt man ein Profil an und nimmt Kontakt mit den Ingolstädter Organisatoren auf. Um gut informiert zu sein steht dann zunächst ein Quiz an, bei dem man zeigen muss, ob man sich mit den Informationen rund ums Foodsharing auch wirklich beschäftigt hat. Auch ein Hygieneschulungsnachweis muss erbracht werden. Ist dies gemeistert steht einem Einstieg nichts im Wege und man wird zu Abholungen mitgenommen und erhält nach einiger Zeit eigene Einführungsabholungen. Wie in jedem Verein gibt es neben dem Hauptanliegen noch Schwerpunktbereiche. So kümmert sich eine Arbeitsgruppe vermehrt um die Ansprache von Betrieben andere wiederum um die Öffentlichkeitsarbeit. Mit ca. 30 kleinen und großen Unternehmen wird derzeit schon zusammen gearbeitet. Noch einige mehr sollen es werden. Darüber hinaus sind die Ingolstädter Lebensmittelretter im Nachhaltigkeitsnetzwerk aktiv und waren auch auf der Landesgartenschau mit einem Stand präsent. (Haku)
Ein Artikel aus der IN-direkt Print Ausgabe. https://issuu.com/in-direkt/docs/2022_kw_07_in-direkt-web
Bild: Foodsharing Foodsaver & Botschafter Andreas Henneberger