Verkehrsbilanz 2021 für das Polizeipräsidium Oberbayern Nord
Ingolstadt, 21.02.2022
Verkehrsbilanz 2021 für das Polizeipräsidium Oberbayern Nord
– Mobilität wieder maßgeblich durch Corona-Pandemie beeinflusst
– 2021 Anwärter für das Jahr mit den landesweit wenigsten Verkehrstoten seit Einführung der deutschen Unfallstatistik
Die Gesamtunfälle des Jahres 2021 im Präsidialbereich stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 %. Die Gesamtunfallzahlen bleiben jedoch deutlich unter den Zahlen der Jahre vor der Pandemie und auch die Zahl der Verkehrstoten ist für das Jahr 2021 die niedrigste seit Einführung der deutschen Unfallstatistik 1953.
Verkehrsunfallentwicklung 2021 im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord
(Vergleichszahlen aus 2020 kursiv in Klammern)
Unfallentwicklung
2021 ist neuer Anwärter für das Jahr mit den landesweit wenigsten Verkehrstoten seit Einführung der deutschen Unfallstatistik 1953. Auch im vergangenen Jahr beschäftigte die Corona-Pandemie die Menschen in Deutschland. Die weiterhin grundlegende Angst vor Infektionen, der zweite Corona-Lockdown von Januar bis Mai 2021 sowie diverse Einschränkungen bei Reisen und Kontakten haben die Mobilität auch im vergangenen Jahr maßgeblich mit beeinflusst. Darüber hinaus arbeiteten die Menschen vermehrt von zu Hause aus und führten deutlich weniger Geschäftsreisen durch. Das motorisierte Verkehrsaufkommen auf den Straßen ist aus all diesen Gründen noch nicht wieder auf vor-pandemischem Niveau angekommen. Auch deshalb ist bei den Verkehrsunfallzahlen bestimmter Verkehrsarten, Zielgruppen und Straßenklassen ein weiterer Rückgang zu beobachten.
Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord zeigt die Verkehrsunfallentwicklung des Jahres 2021 eine geringfügig steigende Tendenz bei den Gesamtunfallzahlen im Vergleich zum Vorjahr, bleibt jedoch deutlich unter den Zahlen der Jahre vor der Pandemie. Es wurden 2021
41.581 Verkehrsunfälle
(41.004) aufgenommen. Dieser Bereich umfasst die zehn Landkreise Erding, Freising, Ebersberg, Dachau, Starnberg, Landsberg a. Lech, Fürstenfeldbruck, Eichstätt, Pfaffenhofen a. d. Ilm, Neuburg-Schrobenhausen sowie die Stadt Ingolstadt. Es ereigneten sich 5.300 (5.591) Verkehrsunfälle mit Personenschaden, bei denen 6.730 (7.003) Menschen verletzt wurden.
Im Jahr 2021 verloren 42 Personen auf den Straßen in den Landkreisen des Präsidialbereichs Oberbayern Nord ihr Leben, 22 weniger als im Vorjahr.
Räumliche Aufteilung der Unfälle
Innerhalb geschlossener Ortschaften wurden bei 24.243 Verkehrsunfällen (58% Anteil an den Gesamtunfällen) 11 Menschen getötet.
Außerhalb geschlossener Ortschaften kamen bei 17.338 Verkehrsunfällen (42% Anteil an den Gesamtunfällen) 31 Personen ums Leben.
Verkehrsunfalltote
Im Jahr 2021 verloren 42 Menschen auf den Straßen des Präsidialbereichs Oberbayern Nord ihr Leben, 22 Personen weniger als im Vorjahr. Bei den meisten Verkehrsarten war eine Reduktion feststellbar. Beim Schwerverkehr und bei Radfahrenden (ohne Elektromotor) konnte ein Anstieg verzeichnet werden.
(ohne Verkehrsunfälle auf Bundesautobahnen im Stadt/Landkreis München)
Alkohol und Drogen
2021 wurden 564 (602) Verkehrsunfälle im Wesentlichen durch vorangegangenen Alkoholkonsum verursacht. Dies stellt einen Rückgang um 6,3% dar. Bei diesen Unfällen wurden 354 (364) Personen verletzt. 3 (1) Menschen fanden dabei den Tod.
Die Unfälle unter dem Einfluss von Drogen oder Medikamenten fiel auf 56 (71) Fälle ab, wobei teils erhebliche regionale Unterschiede festzustellen waren. Bei diesen Unfällen wurden 41 (47) Personen verletzt und 1 (0) getötet.
Weit überwiegend Cannabisprodukte (Wirkstoff THC), aber auch Kokain (COCF) und sonstige Betäubungsmittel, sowie Amphetamine (AMP) wurden am häufigsten bei Kontrollen festgestellt und machen zusammen seit Jahren mehr als zwei Drittel der eingenommenen illegalen Substanzen aus.
Geschwindigkeit
Bei 1.829 Geschwindigkeitsunfällen kamen im Jahr 2021 insgesamt 8 Menschen ums Leben. Im Vergleich zum Vorjahr wurde eine Gesamtsteigerung dieser Unfälle um 29,5% ermittelt. Bei den Verkehrsunfällen mit tödlichem Ausgang wurden 4 Personen, oder 33,3%, weniger als Opfer registriert. Der Anteil der Geschwindigkeitsunfälle im Kontext des Gesamtunfallgeschehens bleibt weiterhin hoch.
Jeder Fünfte (19%) getötete Verkehrsteilnehmende im Bereich des PP Oberbayern Nord kam somit bei einem Geschwindigkeitsunfall ums Leben.
Insgesamt wurden im Jahr 2021 im Rahmen der Verkehrsüberwachung mit technischem Gerät 139.293 Kraftfahrzeugfahrerinnen und -fahrer beanstandet. Davon lagen 56.517 im Anzeigenbereich und 82.776 wurden verwarnt.
Junge Erwachsene (18-24 Jahre)
Die Risikogruppe der jungen Erwachsenen umfasst ca. 8% der Gesamtbevölkerung in Oberbayern. Diese waren 2021 an 3.400 Verkehrsunfällen (3.387) beteiligt. Dies stellt einen Anteil von circa 8% der Summe aller Unfälle dar. 7 der hierbei 8 getöteten und 893 der verletzten 1.802 Personen waren selbst junge Verkehrsteilnehmende.
Etwas mehr als die Hälfte, nämlich 2.001 (1.963) Unfälle wurden durch die jungen Erwachsenen selbst verursacht. 6 (24) Menschen fanden bei diesen Unfällen den Tod (14% aller Getöteten). 1.284 (1.344) Personen wurden dabei verletzt (19% aller Verletzten).
Die Risikobereitschaft der jungen Leute und ihre noch nicht hinreichend ausgereifte Fahrpraxis führen immer wieder zu Geschwindigkeits-, Vorfahrts- und Abbiegeunfällen, vor allem bei nächtlichen Fahrten. Dies belegt auch die Tatsache, dass diese Zielgruppe zu 18% an den Geschwindigkeitsunfällen und zu 14% an den Alkoholunfällen beteiligt ist.
Seniorenunfälle (ab 65 Jahren)
Im Jahr 2021 waren ältere Menschen an 3.411 Verkehrsunfällen beteiligt, dies entspricht einem Anteil von 8% an den Gesamtunfällen. Insgesamt sind die Unfälle mit Beteiligung von Personen ab 65 Jahren wieder auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie 2014. Jedoch ist bei der Altersgruppe eine Steigerung der verursachten Verkehrsunfälle (+2%) zu beobachten. Die Zahl der getöteten Seniorinnen und Senioren ist mit 13 (14) um 7% zum Vorjahr gesunken.
Gurt- und Helmpflicht
Anders als die Unfallursachen „Geschwindigkeit“ und „Alkohol“ stellt der Verstoß „Nichtbenutzen des Gurtes/Helmes“ keine Unfallursache dar, sondern hat vielmehr erheblichen Einfluss auf die Unfallfolgen. Trotz der unbestrittenen Rolle des Sicherheitsgurtes als Lebensretter Nr. 1 waren mit Ablauf des Jahres 2021 wieder mehr Todesopfer zu beklagen, weil der Gurt vorsätzlich oder fahrlässig nicht verwendet wurde. Eine verstärkte Verkehrsüberwachung mit konsequenter Ahndung von Verstößen ist deshalb neben der Aufklärungsarbeit als eines der Ziele in der Verkehrssicherheitsarbeit 2022 des PP Oberbayern Nord festgelegt worden.
11 der insgesamt 19 Todesopfer in PKW, LKW, Reisebus und Wohnmobil waren im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen nachweislich nicht angegurtet. Dies entspricht einem Anteil von mehr als der Hälfte (57,9%).
Hingegen trugen alle getöteten Motorradfahrenden den vorgeschriebenen Schutzhelm.
Motorradunfälle
Im Jahr 2021 waren 696 (656) Motorradfahrerinnen und -fahrer an 669 (632) Verkehrsunfällen beteiligt. 9 Personen wurden hierbei tödlich verletzt, während 2020 noch 14 Verkehrsteilnehmende ihr Leben ließen. Die Zahl der Verletzten stieg bei diesen Unfällen zuletzt hingegen von 548 auf 589 Personen (+7,5%) an.
Im Zuständigkeitsbereich des PP Oberbayern Nord sind derzeit nur vereinzelt Unfallhäufungspunkte zu erkennen. Zumeist wird der Dienstbereich als Transit in für Motorradfahrende attraktivere Gebiete, etwa den Alpenraum, genutzt. Die Unfallorte verteilten sich räumlich auch im vergangenen Jahr deshalb wieder auf den gesamten Präsidialbereich. Außerörtliche Staatsstraßen stellen hierbei einen Schwerpunkt dar.
Die häufigsten Unfallursachen bei Motorradunfällen waren erneut zu hohe Geschwindigkeit (24%), fehlender Sicherheitsabstand (16%) und Fehler beim Überholen (12%). Mit 394 (343) Verkehrsunfällen wurden mehr als die Hälfte (58,9%) durch die Motorradfahrenden selbst verursacht. Die Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen war als Beteiligte erkennbar überrepräsentiert (ca. 33%).
Verkehrsunfälle mit Kleinkrafträdern
Im Jahr 2021 wurden insgesamt 176 (204) Unfälle (-17%) mit Kleinkrafträdern aufgenommen. Hierbei wurden insgesamt 181 (183) Menschen verletzt. Es kamen 2021 wie auch letztes Jahr zum Glück keine Personen ums Leben.
Schulwegunfälle
Aufgrund der Corona-Pandemie war der Präsenzunterricht im Schuljahr 2020/21 zumindest bis Ende Februar ausgesetzt. Im abgelaufenen Schuljahr war mit 61 (51) Schulwegunfällen ein Anstieg um 19,6%, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2019/2020 zu verzeichnen. Die Zahl der verletzten Schülerinnen und Schüler stieg ebenfalls von 52 auf 66. Glücklicherweise wurde im vergangenen Schuljahr zum sechsten Mal in Folge erneut niemand tödlich verletzt. Wo eine Verkehrsregelung durch Polizei oder Schulweghelferinnen und -helfer stattfand, war nur ein (0) Unfall zu verzeichnen. Letzteres zeigt einmal mehr, wie wichtig der Einsatz von Schulwegdiensten ist.
Mehr als die Hälfte aller Schulwegunfälle wurde wie in den vergangenen Jahren von den Schülerinnen und Schülern selbst verursacht. Die meisten Schulwegunfälle ereigneten sich auf der Fahrbahn (46), gefolgt von Unfällen auf Geh- und Radwegen (14). Viele Schulwegunfälle (55 = 90%) werden zu Schulbeginn und –ende, also zwischen 7 und 8 Uhr sowie 13 und 14 Uhr verursacht. Kinder zwischen 7-14 Jahren (65) bildeten zusammen die größte Altersgruppe der Unfallverletzten. Bei Schulwegunfällen waren Rad oder Pedelec fahrende Schülerinnen und Schüler (39) am häufigsten betroffen, erst dann folgten die zu Fuß gehenden (17).
Die Einführung der Schulwegdienste in Bayern im Jahre 1975 entwickelte sich als Erfolgsgeschichte: Seither ist keine Schülerin und kein Schüler mehr an einem von ihnen gesicherten Übergang tödlich auf dem Schulweg verunglückt. Deshalb gilt es auch weiterhin engagierte Menschen für diese Aufgabe zum Nutzen der schwächsten Verkehrsteilnehmenden zu gewinnen und für ihren Dienst wertzuschätzen.
Die Anzahl der beim Polizeipräsidium Oberbayern Nord insgesamt eingesetzten Schulwegdienste ist in den letzten 5 Jahren erfreulich konstant geblieben. Vor allem die rund 3.000 ehrenamtlichen Frauen und Männer, die sich als Schulweghelferinnen und -helfer tagtäglich an den zugeteilten Einsatzstellen engagieren, tragen den Großteil des präventiven Erfolges.
Unfälle von zu Fuß Gehenden
Im Jahr 2021 ereigneten sich im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord insgesamt 415 (432) Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Personen die zu Fuß unterwegs waren. Dabei kamen 4 (3) von ihnen ums Leben und 311 (306) wurden verletzt.
Radfahrunfälle
Corona hat den allgemeinen Trend zum Radfahren noch einmal deutlich verstärkt. Der Fahrradhandel konnte die hohe Nachfrage zeitweise kaum noch bedienen, beliebte Modelle und vor allem Pedelecs (Fahrräder mit elektronischer Tretunterstützung bis 25 km/h) waren zum Teil vergriffen. Auch beim Fahrradverleih werden Rekordzahlen gemeldet.
Im Jahre 2021 ereigneten sich insgesamt 2.131 (2.406) Verkehrsunfälle mit herkömmlichen Fahrrädern und Pedelecs, davon 2.121 (2.253) mit Personenschaden. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Pedelecs, Schätzungen zufolge soll jedes dritte Fahrrad bereits ein Pedelec sein, werden die Unfallzahlen nachfolgend differenziert dargestellt.
Um Unfallfolgen zu minimieren, tragen die Fahrradfahrenden auch selbst eine Verantwortung. Unfälle ohne Helm führen meistens zu gravierenden Kopfverletzungen – vor allem bei einem Zusammenstoß mit einem Kfz. So ist es besonders auffällig, dass 70% der getöteten Radfahrenden keinen Helm trugen. Auch bei den schwerverletzten Radlerinnen und Radlern ist festzustellen, dass 227 von 413 (55%) keinen Helm trugen, bei den Leichtverletzten waren es 864 von 1.572 (54,9%).
Verkehrsunfälle mit herkömmlichen Fahrrädern
Im Jahr 2020 waren es noch 2.093 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern, im Jahr 2021 mit 1.773 etwa 15% weniger. Dabei wurden 10 (5) Radfahrende getötet und 1.740 (1.947) verletzt. Die deutliche Mehrheit, nämlich 71,6% der Unfälle wurden von den Radfahrenden selbst verursacht.
Verkehrsunfälle mit Pedelecs
Bisher beträgt der Anteil der Unfälle mit Pedelecs nur rund 17% der Gesamtzahl aller Fahrradunfälle. In den letzten Jahren zeigt sich aber eine stetig und deutlich ansteigende Tendenz. So wurden im Jahr 2021 insgesamt 358 (313) Unfälle (+14,4%) mit Pedelecs aufgenommen. Hierbei wurden insgesamt 371 (306) Pedelecfahrende verletzt. 2020 kamen noch zwei Personen ums Leben. Im Jahr 2021 wurde niemand tödlich verletzt. Die deutliche Mehrheit, nämlich 79% der Unfälle wurden von den Pedelecfahrenden selbst verursacht.
Elektrokleinstfahrzeuge
Elektro-Tretroller, oft auch als E-Scooter bezeichnet, sind im öffentlichen Straßenverkehr seit dem 15. Juni 2019 nach der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) erlaubt. Diese betrifft E-Scooter und Segways, nicht aber andere sogenannte Personal Light Electric Vehicles (PLEV) wie Airwheels, Hoverboards oder E-Skateboards, da diese keine Lenk-/Haltestange besitzen. Ob das Fahren mit derlei anderen PLEV künftig durch eine Ausnahmeverordnung geregelt wird, ist derzeit offen.
Bisher liegen beim PP Oberbayern Nord diesbezüglich noch wenig Erfahrungen im Unfallgeschehen vor. Im Jahr 2021 ereigneten sich 58 (47) Verkehrsunfälle mit Beteiligung sogenannter Elektrokleinstfahrzeuge (EKF). Dabei wurden 45 Führer von EKF verletzt. Getötete Personen gab es bei diesen Unfällen bisher nicht. Fast alle, nämlich 47 (73%) Verkehrsunfälle, wurden durch die Fahrer der EKF selbst verursacht. Hauptunfallursachen waren Alkoholeinwirkung, falsche Straßenbenutzung, Nichtbeachten von Vorfahrt/Vorrang und sonstige Ursachen (z.B. Gleichgewichts- und Handhabungsprobleme).
Schwerverkehr (*)
Die Bundesautobahnen und Bundesstraßen im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord sind hinsichtlich des Schwerlastverkehrs teils hochbelastet. Das vergangene Jahr weist einen kleinen Anstieg, im Vergleich zum Vorjahr, bei den Schwerverkehrsunfällen auf.
Im Jahr 2021 ereigneten sich 1.987 (1.909) Verkehrsunfälle, bei denen Schwerverkehrsfahrzeuge beteiligt waren. Bei 1.425 (1.387) Unfällen, also bei 72% aller Unfälle mit Schwerverkehrsbeteiligung, war dieser selbst unfallverursachend. 9 (5) Menschen wurden bei diesen Unfällen getötet und 316 (344) verletzt.
(*) Diese Unfallstatistik umfasst auch Verkehrsunfälle im Übertragungsbereich der BAB im Bereich des Polizeipräsidiums München
Bundesautobahnen (*)
Im vergangenen Jahr ereigneten sich 5.146 (4.927) Verkehrsunfälle auf den Autobahnen im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord wobei die Streckenanteile der besonders verkehrsstarken A 9 und A 99 am meisten unfallbelastet waren. Hierbei verloren 6 (14) Menschen ihr Leben und 1.018 (1.115) wurden verletzt. Im Vergleich zum Vorjahr konnte ein leichter Anstieg (4,4%) bei den Unfällen festgestellt werden. Der Schwerverkehr war mit 768 Beteiligten an rund 15% des Unfallgeschehens auf Autobahnen beteiligt. Nicht angepasste Geschwindigkeit, Abstandsunterschreitungen und Fehler beim Überholen/Vorbeifahren sind mit zusammen 60% die häufigsten autobahntypischen Unfallursachen.
Die Beamtinnen und Beamten der Verkehrspolizeiinspektionen betreuen im hiesigen Bereich die Autobahnen A 8, A 9, A 92, A 93, A 94, A 96 und die A 99.
(*) Diese Unfallstatistik umfasst auch Verkehrsunfälle im Übertragungsbereich der BAB im Bereich des Polizeipräsidiums München
Landstraßen außerorts
Im vergangenen Jahr nahmen die Gesamtunfälle auf den außerörtlichen Landstraßen um 691 VU (+5%) zu, die Gesamtzahl der Unfalltoten sank um 21 (-46%), bei den verletzten Personen konnte sie um 54 (-2%) gesenkt werden. Die von der Polizei im Kurzaufnahmeverfahren bearbeiteten Unfälle, nahmen um 505 (+5%) zu. Einen erheblichen Anteil daran bilden die Wildunfälle, über die nachfolgend gesondert berichtet wird.
Wildunfälle
Die Anzahl der Wildunfälle bildet mit rund 25% einen erheblichen Anteil am gesamten Unfallgeschehen im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Bei den Wildunfällen gab es einen Anstieg um knapp 5,5 Prozent von 10.007 auf 10.563.
65 (47) dieser Unfälle waren Unfälle mit Personenschaden, dabei wurde niemand (0) getötet und 65 (56) Menschen verletzt, schwere Verletzungen erlitten 12 (10) Personen. 13 (13) dieser Unfälle waren schwerwiegende Unfälle mit Sachschaden und bei 99,3% (10.489) aller Wildunfälle handelte es sich um sog. Verkehrsunfälle im Kurzaufnahmeverfahren (früher „Kleinunfälle“ genannt).
Falschfahrerstatistik
Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord wurden im vergangenen Jahr 39 (47) Falschfahrende auf Bundesautobahnen gemeldet. Bei 12 (9) solcher Fahrten konnten die Verursachenden ermittelt werden. Acht waren männlich, vier weiblich. Vier der ermittelten Falschfahrenden waren über 70 Jahre alt. Zwei davon hatten Blutalkoholwerte bis 2,4 Promille. Durch die betroffenen Personen wurden drei (4) Verkehrsunfälle mit zwei (2) Verletzten verursacht. Getötet wurde niemand (4).
Die häufigsten Ausgangspunkte für Falschfahrten sind mit 62% die Autobahnanschlussstellen, es folgen Autobahndreiecke und Autobahnkreuze mit 20% und freie Streckenbereiche mit 13%.
Unfallursachen
Hauptunfallursache Nummer 1 bei den registrierten Verkehrsunfällen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord bleibt nach wie vor der Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren und beim Ein- und Anfahren (18,2%), gefolgt von ungenügendem Sicherheitsabstand (18,1%). Als dritthäufigste Unfallursache wurde die Nichtbeachtung der Vorfahrt bzw. des Vorranges (11,7%) festgestellt.
Die Unfallursache „Ablenkung“, die seit der Massenverbreitung von Smartphones und um-fangreicher Entertainment-Technik in den Fahrzeugen auf breiter Ebene auch im Rahmen polizeilicher Verkehrsüberwachung bekämpft wird, wird seit 01.01.2021 bei der Unfallbearbeitung explizit erfasst. Diese Parameter können aber nur verwendet werden, wenn die Ablenkungsform erheblich war (z.B. Handynutzung, also keine bloße Gedankenlosigkeit) und im Rahmen der Unfallsachbearbeitung tatsächlich nachgewiesen wurde. Da dieser Nachweis häufig nicht gelingt, dürfte die Dunkelziffer als hoch anzusehen sein. Im Jahre 2021 wurde bei 236 Verkehrsunfällen eine Ablenkungsform als nachgewiesen erfasst.
Die Unfallursache „Geschwindigkeit“ ist ein Dauerbrenner. Weitaus bedeutender als die tatsächliche Überschreitung einer bestimmten Höchstgeschwindigkeit ist ein nicht angepasstes Fahrverhalten im Hinblick auf die Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnisse sowie den eigenen Fahrfertigkeiten. Das Tempo ist meistens auch indirekt mitbestimmend dafür, ob ein Verkehrsunfall überhaupt passiert und welche Folgen dieser hat. Daher muss die Unfallursache Geschwindigkeit im Rang grundsätzlich deutlich weiter oben gesehen werden.
Bild: Lasermessung – Foto: Bayerische Polizei