Interview zum Fahrradbeirat mit Bürgermeisterin Petra Kleine
Interview mit Bürgermeisterin Petra Kleine anlässlich der ersten Sitzung des Fahrradbeirates in dieser Woche:
Ein Beitrag aus der IN-direkt Printausgabe
Frau Kleine, welchem Zweck dient der Fahrradbeirat und wann genau gibt es die erste Sitzung?
Im Fahrradbeirat soll das Fachwissen von Verkehrsfachleuten, die Expertise der Radfahrenden als Expertinnen und Experten des Alltags und die politische Weichenstellung für die notwendige Verkehrswende zusammenkommen. Die Fahrradorganisationen und Stadtratsmitglieder stehen für die starke Einbindung der Bürgerinnen und Bürger und werden zu grundsätzlichen Fragen, aber auch zu konkreten Situationen die Verwaltung beraten. Auf diese Weise wird der Radverkehr in Ingolstadt stärkere Beachtung erfahren. Wir werden mit dem Fahrradbeirat regelmäßig mehr Zeit haben, um uns zu beraten und gute Lösungen für die Verkehrswende zu finden. Die erste Sitzung ist für das erste Quartal 2022 geplant (und findet am 23. Februar um 12.30 – 15.00 Uhr statt Anm. d. Redaktion)
Wie ist es zur Einrichtung des Fahrradbeirates gekommen?
Zu Beginn der neuen Stadtratsperiode, im Sommer 2020, gab es einen gemeinschaftlichen Stadtratsantrag für einen Fahrradbeirat von Grünen, CSU, SPD, FW und der Ausschussgemeinschaft BGI/UDI/LINKE/ÖDP. In der Verwaltung wurde dazu eine Struktur erarbeitet und vom Stadtrat im Oktober 2021 positiv beschlossen. Somit wurde ein bisher verwaltungsinterner Arbeitskreis „Fahrradfreundliches Ingolstadt“ zu einem breit besetzten Fahrradbeirat, der in der Geschäftsordnung des Stadtrates verankert ist. Das Referat für Hoch- und Tiefbau, geführt von unserem Referenten Herrn Hoffmann, wird auch weiterhin federführend die Arbeit und die Gestaltung des Fahrradbeirats begleiten.
Wer wird im Fahrradbeirat vertreten sein?
Neben Vertreterinnen und Vertretern aller Parteien im Ingolstädter Stadtrat werden die Stadtverwaltung, vor allem Verkehrsplanung und Bau, vertreten sein, zudem Verkehrsorganisationen und -verbände. Dazu gehören zum Beispiel die Polizeiinspektion, die Verkehrswacht Ingolstadt, der ADFC e.V., das Fahrrad-Aktionsbündnis BRaIN, der Tourismus, Jugend oder die Hochschulen. Zudem wollen wir einen Verkehrswissenschaftler für unseren Beirat gewinnen.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für ein noch fahrradfreundlicheres Ingolstadt?
Wir müssen den Anteil des Fahrrades am Gesamtverkehr deutlich erhöhen und für den Radverkehr nicht nur mehr Beachtung zeigen, sondern auch mehr Platz auf der Straße einräumen. Das wird im Einzelnen eine Herausforderung, weil andere Verkehrsmittel dann weniger Platz haben können als bisher. Wir brauchen mehr gutes Miteinander auf der Straße, Rücksichtnahme für die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Wir haben, das zeigt unser Klimaschutzkonzept, ein hohes Potenzial für die Treibhausgasreduzierung gerade im Verkehrssektor. Die größte Herausforderung wird sein, eine echte Verkehrswende zu schaffen und zusammen damit die Wahlfreiheit für die Bürgerinnen und Bürger, für jede Alltagssituation das jeweils beste – schnellste, günstigste, sichere – Verkehrsmittel zu wählen. Dabei will ich gezielt das Angebot für die klimafreundlichen Verkehrsmittel stärken und da steht das Rad ganz vorne.
Sie fahren ja selbst viel Fahrrad. Fällt Ihnen spontan ein „Hotspot“ ein, bei dem etwas getan werden sollte?
Die Radvorrang-Routen aus allen Stadtteilen sinnvoll und mit echtem Vorrang für das Rad zu vernetzen. Wir brauchen zum Radfahren mehr Platz im Straßenraum – ich denke gerade an die Familien, die vermehrt mit Kindern unterwegs sind oder die schnellen Radler, die täglich in die Arbeit radeln. Alle müssen gut aneinander vorbeikommen, sich nicht bedrängt, sondern unterwegs sicher fühlen und Freude am Radeln haben können – es ist ein schnelles, unkompliziertes und gesundes Verkehrsmittel.
Gibt es schon eine Agenda für den Fahrradbeirat?
Die Tagesordnung der ersten Sitzung wird derzeit verwaltungsintern abgestimmt, sie wird dann auch öffentlich über das Bürgerinformationssystem abrufbar sein. Über sein Arbeitsprogramm wird der Fahrradbeirat in der ersten Sitzung ebenfalls beraten und sich abstimmen. Die Verwaltung wird hierzu einen Vorschlag erarbeiten.
Herzlichen Dank!
Foto: Stadt Ingolstadt / Michel