Es tut sich was in der Ingolstädter Innenstadt – Innenstadtkümmerer Valentin Herbold koordiniert den Innenstadtprozess
Ein Beitrag aus der aktuellen IN-direkt Printausgabe KW47
Die Innenstädte befinden sich Land auf Land ab in einem großen Wandel. Dies bedeutet nicht nur für die Ingolstädter Innenstadt neue Herausforderungen. Im Rahmen des Innenstadtprozesses wurden in verschiedenen Arbeitsgruppen Bürgerinnen und Bürger der Stadt mit eingebunden, diesen Weg gemeinsam mitzugestalten. In Zukunft soll ein breiter Nutzungsmix dafür sorgen, dass sich die Innenstadt weg vom reinen Fokus auf den Einzelhandel hin zum Zentrum des Lebens zum Wohnen und Arbeiten entwickelt, wo auch Gastronomie, Einzelhandel und vor allem die Kulturbranche gemeinsam an einem Strang ziehen. Begleitet wird diese Transformation mitunter von „Innenstadtkümmerer“ Valentin Herbold.
Herr Herbold, was genau ist der Innenstadtkümmerer und was sind Ihre Aufgaben?
Als Innenstadtkümmerer bin ich der zentrale Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger sowie Gewerbetreibende rund um das Thema Belebung der Innenstadt. Dabei behalte ich den Überblick über die 25 Teilprojekte, die in den Arbeitskreisen der Bürgerbeteiligung diskutiert worden sind und den Kern des Innenstadtkonzeptes bilden (Konzept abrufbar auf starting-innenstadt.de). Ich sehe mich als Vernetzer und Impulsgeber – aber auch als Schnittstelle und Sprachrohr zwischen den Bürgern und den Ämtern der Stadt oder anderen Innenstadtakteuren. Dazu gehört z.B. auch die sehr gute Zusammenarbeit mit der Beschwerdestelle der Stadt oder dem Kontaktbeamten der Polizei. Ganz konkret wurde an jedem ersten Dienstag im Monat eine offene Sprechstunde für alle Interessentierten am Schliffelmarkt eingeführt. Auch mit Interessensvertretungen wie IN-City oder den Innenstadtfreunden stehe ich in Kontakt.
Wie war die Ausgangssituation, die Sie vorfanden?
Seit April 2021 bin ich bei der IFG. Ein wichtiger Aspekt war zunächst das Kennenlernen vieler wichtiger Akteure sowie die Ausformulierung des Innenstadtkonzepts und dessen Bekanntmachung. Dabei kam mir zugute, dass ich auch privat an den Arbeitskreisen teilgenommen habe und daher schon einen recht guten Einblick hatte. Viele Innenstädte stehen generell vor einem großen Wandel. Die Transformation im Handel ist in Ingolstadt natürlich durch die Schließung der Galeria Karstadt Kaufhof Filiale spürbar geworden. Eine Folge davon sind hohe Leerstandsquoten, bei uns besonders im östlichen Teil der Ludwigstraße. Doch diese Entwicklungen sind kein reines Ingolstädter Problem – viele Städte haben mit den gleichen Herausforderungen wie wir zu kämpfen, weshalb ich auch in überregionalen Netzwerken wie den „Stadtrettern“ aktiv bin und mich vernetze. Die Corona-Pandemie hat diese Tendenz natürlich noch einmal drastisch verschärft. Unser Beteiligungsprozess hat Akteure aus Politik, Bürgerschaft, Wirtschaft, und Vereinen in einem kooperativen Prozess an einen Tisch geholt. Allen liegt unsere Innenstadt am Herzen. Das Innenstadtkonzept brachte eine neue Initialzündung, denn die Entwicklung und Gestaltung der Innenstadt ist schon lange ein Thema, das nun aber eine kollektive Betrachtung und erhöhte Aufmerksamkeit bekommen hat. Mit der Vorstellung und Beschließung des Maßnahmenkataloges in der Stadtratssitzung im Juli, hat ein nahtloser Übergang in die Umsetzung einzelner kurzfristiger Projekte stattgefunden und wird mit mittel- bis langfristigen Maßnahmen laufend verstetigt.
Was ist bisher schon geschehen?
Bereits vor dem Grundsatzbeschluss des Stadtrates im Juli konnten schon Projekte realisiert werden. Beispielhaft sei hier „Leerelos“ des Altstadttheaters erwähnt, bei dem in drei Stufen das Thema Leerstand in den Fokus genommen wurde und seinen Höhepunkt in Form von zahlreichen Schaufensteraufführungen in der Innenstadt an einem Wochenende im Juni fand. Ein temporärer „Kunstmarkt“ im ehemaligen Salamander-Geschäft in der Ludwigstraße, organisiert und betrieben durch den Berufsverband Bildender Künstler/-innen (BBK e.V.) konnte eröffnet werden. Hier bieten die Mitglieder des Vereins ihre Werke zum Kauf an und über eine Verlängerung der Aktion bis Weihnachten wird derzeit gesprochen. Die temporäre Sperrung der Schlosslände im Rahmen der „Donau-Lust“ hat am Ende der Sommerferien große Aufmerksamkeit für das Thema Innenstadt gebracht. Weitere Projekte, die zwar ihren Ursprung weit vor dem Innenstadtkonzept genommen haben aber in den Arbeitskreisen bekräftigt wurden, waren das Lichtkunstfestival „Luminous“ oder der Ausbau des Stadtparks Donau mit einer Reihe von baulichen Maßnahmen entlang des Flusses. Die neuen Stufen an der Südseite auf Höhe der Konrad-Adenauer-Brücke mit dem Donaubalkon konnten bspw. kürzlich eröffnet werden. Durch dasüberzeugende Konzept, konnten auch eine Reihe von Fördermitteln schnell an Land gezogen werden. Neben mir als Innenstadtkümmerer gibt es auch eine Leerstandsmanagerin. Neben der Durchführung regelmäßiger Eigentümerstammtische, richtet sie ein eigenes Immobilienportal (KIP) ein, auf dem sowohl Privatpersonen als auch gewerbliche Anbieter ihre Immobilienangebote kostenlos präsentieren können. Zudem haben wir einen neuen Kollegen für die Leitung des Standortmarketing und Tourismus bekommen. Unsere Büros sind direkt nebeneinander, so dass hier ein enger Austausch und stetige Abstimmung möglich ist.
Wo sehen Sie das größte Potential der Innenstadt?
Im Osten der Innenstadt entsteht mit dem Congress Centrum und Hotel, dem MKKD und sanierten Kawalier Dallwigk momentan ein komplett neues Quartier, zusätzlich bereichert durch den Neubau der Kammerspiele. Das bietet großes Potential für die Innenstadt. Weiterhin soll insbesondere die Ansiedelung inhabergeführter Geschäfte gefördert werden. Dazu gibt es schon seit längerer Zeit das Programm „Cityfreiraum“, das in Kooperation mit dem Existenzgründerzentrum und IN-City die Eröffnung neuer Geschäfte mit einem 12-monatigen Mietzuschuss fördert und Beratung anbietet.
Welche Agenda haben Sie sich für die nahe und mittlere Zukunft vorgenommen?
Derzeit läuft die Jahresplanung für die Werkstattgespräche Innenstadt 2022. Anfang Februar soll das Thema Wissenschaftsjahr rund um das 550-jährige Jubiläum der Landesuniversität mit Bürgerinnen und Bürger diskutiert werden. Im April dreht sich das Format dann rund um das Thema Sport, Freizeit und Bewegung in der Innenstadt – hier hat Ingolstadt nämlich viele Aktivitäten zu bieten, welche oftmals noch eher unbekannt sind. Der Prozess geht also fortlaufend weiter.
Kontaktdaten:
Valentin Herbold
innenstadtkuemmerer@ingolstadt.de
0841/305-3004
starting-innenstadt.de