Philip Glass bei den Ingolstädter Jazztagen
Am Sonntag, 31.Oktober um 20:00 Uhr spielt im Kulturzentrum neun im Rahmen der Ingolstädter Jazztage das Ensemble Kontra.Punkt, das sich aus Mitgliedern des Georgischen Kammerorchesters zusammensetzt, in Zusammenarbeit mit dem Video-Künstler Esteban Nunez Werke von Philip Glass. IN-Direkt hat sich mit Nika Shamugia und Esteban Nunez über den Abend unterhalten.
Wie kam es zu diesem Projekt mit Musik von Philip Glass?
Shamugia: Kennengelernt hatten wir uns ursprünglich im Kap 94, aber mittlerweile arbeiten wir schon lange zusammen und haben verschiedenste Projekte durchgeführt von abstrakt/experimentell über Electronic, Jazz bis zu Pop. Wir hatten auch überlegt, ob wir ein Projekt mit klassischer Musik angehen sollen, uns aber dann doch für Philip Glass entschieden.
Warum?
Shamugia: Glass war schon immer ein Favorit von Esteban und mir im Bereich der Minimal Music und er ist gerade sehr angesagt. In seiner Musik finden sich Elemente aus der Klassik, aus der modernen Klassik, aber eben auch aus dem Bereich des Jazz. Das passt gut zu den Jazztagen.
Wie würdet Ihr die Musik von Philip Glass definieren, ist seine Musik trotz oder gerade wegen des Minimalismus bildhaft?
Nunez: Philip Glass funktioniert auf einem anderen Niveau als die Klassiker. Seine Musik ist bildhaft, aber ohne Dramaturgie, ohne Narrativ. Bilder entstehen auf einem emotionalen Niveau, es ist ein bisschen wie abstrakte Malerei.
Shamugia: Durch diese minimale Struktur, die ständigen Wiederholungen lädt Philip Glass die Zuhörer in seine eigene Welt ein. Während es bei den Klassikern eine taktweise Entwicklung gibt, wo jeder Takt anders ist, wird bei Glass ein ganzes Stück als eine Farbe oder als mehrere Farben wahrgenommen.
Nunez: Philip Glass versucht nicht, durch die Musik ein Bild zu erzeugen. Die Musik ist das Bild.
Shamugia: Manche Leute glauben, dass Minimal Music primitiv ist, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Auch für uns wird es eine Herausforderung, die Musik erfordert eine hohe Disziplin.
Esteban, wie gehst Du bei der Visualisierung vor, ist sie durchinszeniert oder gibt es auch improvisierte Elemente?
Nunez: Beides. Ich habe mir eine Struktur, ein Gerüst gebaut, werde aber immer wieder dazu improvisieren. Es wird beim Konzert manches anders wirken als auf den Proben. Darauf werde ich reagieren. Ich versuche, einen Traum zu bauen.
Wie sollen die Besucher auf diese Veranstaltung zugehen?
Shamugia: Offen, möglichst offen. Man muss nichts wissen, sich auf nichts vorbereiten, sondern sich zurücklehnen und sich in die Musik hineinziehen lassen. Dann kann es eine Reise durch viele Welten werden.
Foto: Esteban Nunez