„Das gibtís nur einmal, das kommt nicht wieder!“ Ein Fazit zur LGS
„Das gibts nur einmal, das kommt nicht wieder!“ …werden sich viele gedacht haben. Schließlich war es ein wunderbarer Sommer, in dem die Landesgartenschau sich in Ingolstadt präsentieren konnte: Herrlichstes Wetter, über 2,2 Millionen Besucher und ein Oberbürgermeister, der von einem Quantensprung in der Freiraumentwicklung von Ingolstadt sprach.
Das ist allerdings inzwischen bald 30 Jahre her und Ingolstadt hat sich seitdem in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt. Aber bereits 20 Jahre später bekam Ingolstadt dann eine zweite Gartenschau zugesprochen, die an diesen Erfolg anknüpfen sollte. Politik und Bürgerschaft wussten von den positiven Effekten einer Gartenschau und auch während der ganzen Planungs- und Bauphase gab es so gut wie keine Kritik an Lage und Konzept. Im Ingolstädter Nordwesten gelegen und mit einem attraktiven Raumkonzept, war der Boden für einen gelungenen Sommer 2020 bereitet.
Allein, es kam in vielem
anderes als erwartet:
Die coronabedingte Verschiebung um ein Jahr war zunächst nur ein längeres Vertrösten sowie das Versprechen, dass alles noch schöner würde, besser eingewachsen sei und überhaupt sei ja die Vorfreude die schönste Freude. An die daraus erwachsenden Konsequenzen, an Abstands- und Hygieneregeln, Besucherbeschränkungen und den letztlich daraus auch resultierenden geringeren Besucherzahlen, daran dachte keiner der Verantwortlichen.
Ein bisschen mitschuldig an den rund 15.000 Dauerkarten sowie den gut 370.000 Besuchern war aber neben dem bis dahin in mehreren Wellen aufgetretenen Coronavirus sicher auch das nasskalte Frühjahr. Dieses mündete in einen immer nur kurzzeitig aufblitzenden Sommer und einem früh einsetzenden Herbst mit etlichen kalten Tagen. So bleibt es in der Spitze bei fünf Tagen mit über 5300 Besuchern von denen gerade einmal zwei Prozent mit der Bahn anreisten.
Auch viele Großstädter blieben der Gartenschau fern. „Die Besucherzahlen aus Augsburg, München und Nürnberg waren überschaubar, dafür waren eher Gäste aus dem regionalen Umfeld zu verzeichnen“, so Thomas Hehl, einer der beiden Geschäftsführer der LGS.
Umso positiver war, dass sich viele Vereine am Programm engagierten, die „Junge Gartenschau“ sich mit einem neuen, auf junge Besucher und Familien ausgerichteten Konzept bewährte und auch das Thema „Landwirtschaft“, traditionell und auch ökologisch ausgerichtet, viele Interessierte anzog.
Vor allem und gerade für eine Gartenschau wirklich bedeutsam: Die entspannte Atmosphäre, die die Besucher ab Ende April in der Gartenschau erleben durften. Dies blieb auch über den Sommer so, trotz der immer wieder angepassten (und manchmal auch etwas unverständlichen) Abstands- und Hygieneregeln, die auch nur ein begrenztes Zuschauerkontingent bei den Konzerten zuließen. Entsprechend dankbar waren die auftretenden Akteure, die nach über einem Jahr endlich wieder vor Publikum auftreten durften und dies mit vielen Zugaben und mehreren Statements aus vollem Herzen zeigten.
Was es in dieser Form nicht mehr geben wird und als Abschluss eines langen und erfolgreichen Berufslebens seinesgleichen suchen wird: Die Blumenschauen von Dieter Scheffler, dem langjährigen Cheffloristen der bayerischen Gartenschauen, der mit seinem Team noch einmal alles gegeben hat und für viele begeisterte Besucher wahre Blütenfeuerwerke in der Blumenhalle abgeliefert hat.
Was bleibt, im Licht der vielzitierten Nachhaltigkeit, nach der Gartenschau?
- Zuerst ein finanzielles Defizit von knapp 9 Mio Euro, das vornehmlich aus der geringeren Besucherzahl sowie den zusätzlichen Mehraufwendungen für Bewachung und Pflege herrührt.
- Für Ingolstadt ein 23 ha großer Park mit einem Wasserspielplatz, der vielen Familien attraktive Nachmittage im Sommer bescheren wird.
- Eine neuerwachte, z.T. gerade erst entwickelte Erkenntnis über die Vielfalt der Region mit einem Bewusstsein für regionale Kooperation.
- Ein neu gegründeter Freundeskreis aus Akteuren, die den Park ins Herz geschlossen haben
- Ein Erkenntnisgewinn bei Gesellschaft, Politik und Verwaltung über die Notwendigkeit attraktiver öffentlicher Parkanlagen