Das MKKD als Neuschwanstein von Ingolstadt
Wie geht es weiter mit der MKKD Baustelle? Aus drei Varianten hatte der Stadtrat nun auszuwählen – allesamt mit Kosten in Millionenhöhe verbunden. Sogar ein Projektausstieg käme teuer: Insgesamt hätte man im Falle eines Projektausstiegs am Ende ca. zwischen 26,1 Millionen Euro und 29,9 Millionen Euro ausgegeben. Schließlich stimmten alle Stadträte und Stadträtinnen mit Ausnahme der AfD für den Weiterbau und kompletten Ausbau des Museums auf dem Gießereigelände.
„Es ist eine Maßnahme, die nicht ganz billig ist, weil sie nun mal da ist, wo sie ist“, erklärte Baureferent Gero Hoffmann. Der weiche, schlechte, „gestörte“ Untergrund habe die Erbauer überrascht. So muss ein ein Rost aus über 170 neuen Betonpfählen installiert werden, um den Grund zu festigen. Die geschätzten Kosten, die sich aus der Verlängerung der Bauzeit ergeben, bilden den größten Umfang der Mehrkosten.
Mehrkosten MKKD:
Bauzeitverzögerung: 6.830.000 €
Zusätzlich erforderlichen Leistungen: 5.498.000 €
Fehldarstellung Kostenverfolgung: 1.760.000 €
Risikopuffer: 512.000 €
Gesamt sind das 14.600.000 €, die nun zusätzlich in den Bau gesteckt werden.
„Heute wäre der Bau ohne Komplikationen allein aufgrund der Baukostensteigerung von 2014 bis 2021 um 8,6 Millionen teurer,“ erklärte der Baureferent und er resümierte: „Das größte Einsparpotenzial ergibt sich aus dem zügigen Weiterbau.“ Fertig bauen – das war auch für Oberbürgermeister Christian Scharpf die einzig richtige Lösung. Es gehe darum, zu entscheiden zwischen einer 26 Millionen Euro teuren Bauruine, 30 Millionen für ein Gebäude „mit dem wir nicht genau wissen, was wir damit machen sollen“ oder 47 Millionen für den Ausbau wie geplant als Museum für Konkrete Kunst und Design.
Lukas Rehm (AfD) plädierte für einen Projektausstieg: „Da uns die Variante vier fehlt, das Untergeschoss weg zu lassen, ist der Projektausstieg ein logischer Schluss.“ Zudem kritisierte er das Projekt: „Das Museum ist für uns nur Klientelpolitik.“
Zustimmung, auch wenn´s weh tut, signalisierte Hans Stachel (FW): „So eine Entscheidung kannte ich bisher nicht. Wir werden zustimmen, dass das Museum zu Ende gebaut wird, auch mit den Mehrkosten. Aber wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.“ Es seien Fehler im Stadtrat passiert, für die man sich vor den Bürgern rechtfertigen müsse. Kompensation in einem Bereich Kindertagesstätten oder Schulbau schloss er kategorisch aus, es seien aber Einsparungen im kulturellen Bereich nötig.
Sepp Mißlbeck (UWG): „Es wird von der Bevölkerung erwartet, dass wir jetzt eine Entscheidung fällen.“ Er appellierte an die Stadträte, das Projekt nicht zu zerreden und Ja zu sagen für ein Projekt, das sich auf der Zielgeraden befindet und zu einem Gütezeichen der Stadt werden wird.
Veronika Hagn (JU): „Natürlich gefällt uns nicht, was wir hören. Aber die einzig nachhaltige Lösung ist es, das Museum zu Ende bauen.“
Raimund Köstler (ÖDP) erklärte, dass es Restzweifel gäbe. Ein Risikopuffer von 512 000 Euro könne bei Kosten für eine Bauverzögerung von 200 000 Euro im Monat nicht ausreichen. „Wir rechnen intern mit ein bisschen mehr Geld am Schluss.“
Quirin Witty (SPD) stellte die Frage, wie Grundlagen für Bauplanungen künftig realistischer sein können. Es sei jetzt auch nicht so einfach, künftige kulturelle Planungen in die Tonne zu treten.
Matthias Schickel (CSU) forderte, drei Konsequenzen aus dem Projekt zu ziehen: Es müsse eine absolut offene und transparente Fehleranalyse durchgeführt werden, „wir sollten uns genauer mit der Geschichte der Stadt beschäftigen und wir müssen das jetzt zu Ende führen, denn Ingolstadt ist eine Kulturstadt und Kultur ist eine Investition. Das Museum wird ein Schatzkästlein sein.“ Zudem verglich er das Projekt schmunzelnd mit dem Besuchermagnet Schloss Neuschwanstein, das auch deutlich teurer war als ursprünglich geplant.
Manfred Schuhmann (SPD) fragte, in wie weit Schadenersatzforderungen geltend gemacht werden können und ob es doch noch Zuschussmöglichkeiten gäbe.
Christian Pauling (Linke): „Der Fehler liegt in der Vergangenheit. Es ist wichtig, die Lehren daraus mitzunehmen.“ Es sei entlarvend, dass es keine andere Option gäbe. Verglich es mit dem Kauf eines teuren iPhones, das man sich am Ende schön rede. „Wir können uns auch überlegen, das zuzuschütten und eine Markthalle für regionale, ökologische Angebote zu schaffen.“
Hans Achhammer (CSU): „Wir kommen vom Auslobungstext von 15 Millionen jetzt auf 47 Millionen. Es fehlt das Lichtband, das Café (wird verkleinert Anm.d.Red.) und die Buche. Ich finde es ärgerlich, dass im Nachhinein etwas entsteht, das wir uns so nicht vorgestellt haben.“ Es gäbe aber keine Alternative und werden zustimmen.
Kulturreferent Gabriel Engert meinte, das Thema sei auch schwierig für die, die zu 100 Prozent hinter dem Projekt stehen.
Barbara Leininger (Grüne) nahm den Neuschwanstein-Vergleich vom Matthias Schickel auf und bedankte sich dafür. „Wir bekommen einen hervorragenden Kulturort und das braucht es auf diesem Gelände.“ Der Entwurf habe viele Federn lassen müssen, aber es sei ein fantastisch tolles Gebäude.
OB Christian Scharpf äußerte sich nach der Abstimmung, ob sich so etwas wie Erleichterung einstellt: