Bildungspolitik im Jahre 2021
Kritiker sollen Anja Karliczek auch „Trödelministerin“ nennen. Was aus meiner Sicht den Fokus viel zu sehr auf nur einen Vertreter dieser Zunft von Politikern lenkt. Dieser Zunftanteil, der seit Jahren Fehler im System kennt und erfolgreich ignoriert – ja, manches Mal sogar absichtlich pflegt und hegt. Oder aber sinnvolle pragmatische Bearbeitung dem eigenen Machtstreben oder dem Festhalten an längst überholten Ausprägungen des ach so geliebten Föderalismus opfert.
21 Milliarden Euro ist der Anteil im diesjährigen Bundeshaushalt für das Ministerium von Frau Karliczek. Damit hat sie zwar viel Geld zu verteilen, allerdings besitzt sie wenig bis gar keine Entscheidungs-gewalt. Sie darf damit doppelt so viel ausgeben wie Peter Altmaier. Bildung ist schließlich ein wichtiges Gut.
Die Digital-Förderung beläuft sich, rein kalkulatorisch für jede der knapp 11 Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland, auf 500 Euro, über den Zeitraum von 5 Jahren. So haben es Bund und Länder im Digitalpakt bereits 2018 beschlossen und wollten damit die Ausstattung der Schulen verbessern. 500 Millionen Euro wurden im August 2020 für die Anschaffung von „mobilen Endgeräten“ für die rund 800.000 Lehrkräfte in Deutschland bereitgestellt – dieses Geld ist bis zum heutigen Tag weitestgehend unangetastet. 46,5 Milliarden Euro wären lt. dem Deutschen Institut für Urbanistik nötig, um die Schulgebäude auf Vordermann zu bringen. Damit wäre der Sanierungsstau größer als beim Straßenbau.
„Vieles ist im Moment nicht eine Frage mangelnden Geldes“, sagt Karliczek. Im Durcheinander von Zuständigkeiten und Kompetenzen, zwischen Kommunen, Bund und Ländern bleibt vieles, vielleicht sogar das Meiste schlicht und einfach auf der Strecke. Die Leidtragenden ganz am Ende sind nicht nur die Schülerinnen und Schüler, oder Lehrkräfte und Schulen, die sich nach Kräften mühen, trotz allem noch etwas Sinnvolles auf den Weg zu bringen. Zu diesen Leidtragenden zählt die gesamte Gesellschaft und auf längere Sicht auch der Fortbestand unseres Wohlstands. Denn sind wir doch einmal ganz ehrlich: Wir Deutschen klagen gern und ausgiebig, allerdings immer auf recht hohem Niveau – welches wir uns hart in der Vergangenheit erarbeitet haben.
Bleiben Sie skeptisch und gesund!