ÖDP: Weniger Flächenversiegelung durch Parkplätze
Öffentliche und private Parkplätze sollen künftig nachhaltiger und umweltverträglicher angelegt werden. Das fordern die ÖDP-Stadträte Raimund Köstler und Fred Over mit einem Stadtratsantrag.
„Natürlich wollen wir nicht mehr Parkplätze“, beugt Stadtrat Raimund Köstler möglichen Missverständnissen vor, „wir wollen den Anteil des Individualverkehrs tendenziell zurückfahren“. Dennoch müsse man realistischerweise davon ausgehen, dass auch stets Parkflächen neu geschaffen oder umgestaltet werden. „Und wo diese nicht überbaut werden, sollte wenigstens nicht die ganze Fläche versiegelt werden“, ergänzt Stadtrat Fred Over.
Eine maximale Versickerung und Verdunstung unmittelbar vor Ort und ein möglichst geringer Oberflächenabfluss sollen mehr Klimaresilienz und Nachhaltigkeit schaffen. Die Versickerung des Niederschlagswassers solle dabei durch unbefestigte Vegetationsmulden begünstigt werden; auch könnten Parkplätze als Ganzes als leichte Vertiefung angelegt werden, um bei Starkregenereignissen als Rückhaltefläche zu dienen. Mit Bäumen und Sträuchern angelegte Parkflächen würden die Umgebungstemperatur um bis zu 3°C abkühlen – ein Effekt, der in Zeiten der Klimaerwärmung zunehmend wichtiger werde. Zudem würden offenporige Beläge bei Parkflächen zu einem erhöhten Lärmschutz und vor allem einer Reduzierung der Stickoxid-Belastung aus Autoabgasen beitragen.
Wie dieser Antrag am sinnvollsten umzusetzen ist will die ÖDP der Verwaltung überlassen. Diese solle prüfen, welche inhaltlichen Punkte des Antrags dazu in welche Satzungen eingearbeitet werden sollten und solle dem Stadtrat dann dazu einen Umsetzungsvorschlag unterbreiten.
Antrag
Nachhaltige Parkplatzgestaltung
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
die ÖDP-Stadtratsgruppe stellt hiermit diesen Antrag:
Die Verwaltung prüft Möglichkeiten, eine nachhaltige bauliche Gestaltung von Parkplatzflächen für öffentliche und private Parkplätze für alle Bauherren verbindlich vorzuschreiben. Anschließend unterbreitet die Verwaltung dem Stadtrat einen Vorschlag, welche inhaltlichen Punkte in Satzungen oder Bebauungsplänen Eingang finden können. Dabei werden nach Möglichkeit die untenstehenden Punkte inhaltlich berücksichtigt.
Begründung des Antrags:
Im Sinne von Klimaresilienz und Nachhaltigkeit sind Versickerung (Grundwasser-nachbildung) und Verdunstung durch Pflanzen (Abkühlung der Umgebungstemperatur um bis zu 3°C) wichtige Parameter. Parkplätze versiegeln derzeit große Flächen im öffentlichen Raum, die dafür dann nicht mehr zur Verfügung stehen, in ungünstigen Fällen bei Starkregen zudem unsere Kanalisation überstrapazieren und Sachschäden verursachen.
Auch auf längere Sicht werden immer wieder Parkplätze neu geschaffen oder umgestaltet werden. Obwohl es unser Ziel ist, den MIV im innerstädtischen Raum auf ein Mindestmaß zu reduzieren, werden weiter Parkflächen gebraucht werden – zumindest als Park&Ride-Parkplätze am Stadtrand.
Daher sollten bei der Herstellung von nicht überbauten Parkflächen zwei Aspekte oberste Priorität haben: maximale Versickerung und Verdunstung durch einen hohen Anteil an Bäumen und Sträuchern. Bäume reduzieren die Rückstrahlung und nutzen das Regenwasser unmittelbar vor Ort.
Wichtig ist bei der Gestaltung ein geringer Oberflächenabfluss, d.h. eine geringe Versiegelung der Fläche. Positive Nebeneffekte stellen der erhöhte Lärmschutz, die Verbesserung des Landschaftsbildes durch Bäume und Sträucher und die verbesserte NOx-Resorption bei offenporigen Belägen dar.
Umsetzen lassen sich diese Vorgaben mit einer Kombination von Maßnahmen:
- Poröse, wasserdurchlässige Betonsteine, Fugenversickerung oder Hybridsysteme
- Sickerfugen mit ungebundener Tragschicht bei hohem Fugenanteil
- Möglichst breite begrünte oder gesplittete Fugen
- Pflaster mit Rasenfuge (Rasenfuge ist besser als Splittfuge, da die Fuge belebt ist und auch weniger Rückstrahlung entsteht)
- Unbefestigte Vegetationsmulden mit Stauden, Ableitung durch belebte Bodenschicht (reinigt) und pumpende Gehölze [1]
Weitere Verbesserungen erzielt man
- für die Umgebungstemperatur mit hellen Betonsteinen
- für die Nachhaltigkeit mit Betonsteinen aus Recyclingbeton, die auch wasserdurchlässig erhältlich sind.
Bei der Verwendung von Naturstein gilt es im Sinne der fairen Beschaffung auf die Herkunft bzw. die Regionalität zu achten. Für Menschen mit Behinderung sollten begehbare Belagsstreifen angelegt werden, alternativ könnten die Parkplätze für Menschen mit Behinderung komplett gepflastert werden.
Überbaute Parkflächen sollten mit Gründächern und/oder PV-Anlagen der Nachhaltigkeit gerecht werden. Parkplätze können auch als Ganzes als leichte Mulde/Vertiefung angelegt werden, um bei Starkregenereignissen als Rückhaltefläche zu dienen.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Raimund Köstler, Stadtrat
gez. Fred Over, Stadtrat
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[1] Entwässerung der Parkplätze in bepflanzte Mulden zwischen den Parkplätzen: bei einer Parkplatzlänge von 4,30 m wird eine 0,70 m Regenwassermulde angelegt – in der Mulde stehen Bäume und darin wird das Regenwasser gesammelt und versickert oder das Wasser wird über Sickerleitungen in ein übergeordnetes Entwässerungselement (Rigolen oder auch Kanal) abgeführt