Altstadttheater startet „leerelos“ Projekt im Öffentlichen Raum
Auf der angestammten Bühne kann unter den aktuellen Umständen nach wie vor nicht gespielt werden. Und auch an anderen Orten in der Stadt können keine Vorstellungen stattfinden. Keine gute Aussicht. Doch nachdem das Altstadttheater im letzten Jahr Corona-bedingt bereits ungewöhnliche andere Spielorte in der Stadt erschlossen hatte, geht es nun noch einmal ganz neue Wege. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn das neue Projekt „leerelos“ lädt dazu ein, die Ingolstädter Innenstadt auf eigenen Spuren und aus neuen Blickwinkeln zu erkunden, denn die (Schau)Fenster der Leerstände in der Innenstadt werden dabei ins Zentrum gerückt, mit Leben gefüllt und bespielt.
Das neue Projekt greift damit unterschiedliche tagesaktuelle Strömungen auf: die wachsende Sehnsucht vieler Menschen nach erlebbarer Kunst und Kultur, die immer weiter ansteigenden Leerstandszahlen und die auch damit zunehmende Verödung der Ingolstädter Innenstadt und das Motiv des Spazierengehens im Lockdown als nahezu einzig mögliche Freizeitgestaltung im Freien.
In einer extra angefertigten photographischen Bestandsaufnahme ist eine Bilder-Sammlung von insgesamt 32 Leerstandsgebäuden im Ingolstädter Zentrum zusammengekommen. Diese werden nun mit Texten erweitert und dabei sind alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, sich zu beteiligen. Für eine Photo-Galerie auf der Projekt-Website www.leerelos.de werden Antworten auf die Frage gesucht: Was fehlt mir gerade am meisten?
Die Künstlerische Leiterin des Altstadttheaters Leni Brem-Keil ist Initiatorin und Koordinatorin des Projektes: „Vielleicht ist es der lang geplante Urlaub und die damit einhergehende nötige Abwechslung und Erholung, vielleicht ist es der simple Wunsch, das Weißbier mal wieder im Biergarten und nicht nur auf der Wohnzimmercouch trinken zu können, vielleicht möchte man auch die eigenen Enkelkinder mal wieder treffen, ohne dabei ein mulmiges Gefühl zu haben. Was fehlt einem gerade am meisten? Wir freuen uns, wenn sich Interessierte diese Frage stellen und uns ihre Antworten in ein bis zwei kurzen Sätzen bis zum 07. April an kontakt@leerelos.de oder auch per Post an das Altstadttheater, Kanalstraße 1a, 85049 Ingolstadt schicken.“ Im Anschluss ist diese philosophische Photo-Strecke online und in Form von Kunstdrucken auch auf den leerstehenden Schaufenstern der Stadt zu sehen.
In einem zweiten Schritt laden ab April auf der Projekt-Website verfügbare Podcasts dazu ein, einer vorgegebenen Route durch die Stadt und damit als Hörspiel einem Spaziergang zweier Figuren und ihrer Geschichte zu folgen. Dieser Erzählung kann man gemütlich von zuhause aus folgen, das Publikum ist aber auch dazu eingeladen diesen privaten Spaziergang mit einer online – und als Postkarte – verfügbaren Karte nachzugehen und dabei den Gesprächen zu lauschen.
Als Abschluss werden im Sommer am Wochenende des 18. bis 20. Juni die Fenster der Leerstände dann selbst lebendig. Viele der Leerstände in der Innenstadt haben eine eigene Geschichte und geben damit den Orten noch einmal ein ganz anderes Gesicht. Diese Geschichten, Erzählungen und Anekdoten werden für 12 teilnehmende Leerstands-Orte recherchiert und künstlerisch umgesetzt. Dabei sollen verschiedene Darstellungsformen zum Einsatz kommen – der rote Faden bleibt die Verbindung zum Gebäude. Ob es sich dabei um eine historische Erzählung aus dem 18. Jahrhundert oder eine fast aktuelle Geschichte aus dem letzten Jahr handelt, bleibt noch der Recherche überlassen.
Alle Angebote sind komplett frei verfügbar.
Weitere Informationen gibt es auf der Projekt-Website www.leerelos.de oder auf www.facebook.com/altstadttheater & www.instagram.com/altstadttheater
Foto: Inka Wobker