Dr. Böhm zu Impfungen: Nicht erst Ostern!
In einem Schtreiben an Ministerpräsident Söder und Gesundheitsminister Holetschek fordert Dr. Anton Böhm, Leiter der Hausarztzentren Ingolstadt, eine sofortige Verimpfung des AstraZenezca Impfstoffs in Hausarztpraxen:
Nicht erst Anfang April sollten die Impfstoffe, besonders auch der von Astra Zeneca, in den Praxen der Hausärzte*innen verimpft werden können. Auch muss sofort die Zulassung für diesen Impfstoff vom 65. bis zum 80. Lebensjahr erweitert werden, so wie es die Schotten mit überragendem Erfolg vormachen. Dortige Daten zeigen, dass vermutlich sogar die erste Impfung schon einen sehr hohen Schutz vor Covid erzeugt. (Auch ich habe mich damit auf eigenen Wunsch impfen lassen.) Bei weiteren größeren Lieferungen sollten alle Impfstoffe für alle Bevölkerungsgruppen sofort freigegeben werden.
Jede Impfung ist nachhaltiger als Testen!
Anfang April ist kurz vor Ostern, zu diesem Zeitpunkt werden unsere Praxen sowieso schon von Patienten*innen überrollt, die Bedenken wegen mangelnder ärztlicher Versorgung über die Feiertage haben. Zusätzlich dazu wird berechtigterweise ein massiver Ansturm von Testwilligen kommen, die über die Feiertag ihre Eltern, Großeltern oder ihre Verwandtschaft zu Hause besuchen wollen. Unsere von Ihnen nie anerkannten leistungsbereiten und hochmotivierten medizinischen Fachangestellten wurden im letzten Jahr schon durch völlig unangebrachte neue bürokratischen Vorschriften (man kann das schon so sagen) „missbraucht“ ! Jetzt den Zeitpunkt der Impfungen auf Anfang April zu verlegen zeigt wiederum, dass deutsche Politik nicht imstande ist, schnell auf sich ändernde Voraussetzung zu reagieren. Sie sollten sich ein Beispiel an Österreich, Amerika, England und Israel nehmen. Ich fordere Sie auf, sofort zu handeln und schon ab Mitte März das Impfen in den Praxen (w.o.g.) zu ermöglichen. Zwei Millionen Impfdosen liegen z.Z. auf Halde.
Im Gegensatz zu Ihnen haben die Menschen in Deutschland noch Vertrauen zu Ihren Hausärzten*innen. Wir benötigen keine großen Impfteams und kennen unsere wirklich gefährdeten chronisch kranken Patienten auswendig und benötigen auch keine Politiker oder Würdenträger um abends „übrig gebliebenen“ Impfstoff schnell noch außerhalb jeder Priorität zu verimpfen.
Die im Gesundheitswesen Tätigen erhalten seit einem Jahr fast keine zusammenhängenden Erholungsphasen mehr und müssen in ihren Berufen tagtäglich Höchstleistungen erbringen. Darauf wird keinerlei Rücksicht genommen insbesondere wenn sie im niedergelassenen Bereich arbeiten und mindesten 80 % der Covid-Fälle versorgen. Bestimmten Industriezweigen ermöglicht man 100 % Kurzarbeitergeld und dadurch den Konzernen Milliardengewinne, so dass die Arbeiter*innen dort zur Kurzarbeiterfreizeit auch noch Bonuszahlungen erhalten können. Vom Gesundheitswesen und auch von allem anderen Dienstleistern erwartet man aber stillschweigend über die Feiertag (hier Ostern) erneut Höchstleistungen.
Wir aber erwarten von Ihnen endlich eine bürokratiefreie Planung mit schnellen Reaktionen auf veränderte Notwendigkeiten für unsere Bevölkerung und nicht ständig neue unhaltbare Versprechungen und Belastungen.
Testen:
Seit Monaten fordern wir eine Abrechnungsnummer für Schnelltest, so dass diese Test für Bürger*innen kostenlos sind. Zuerst wurden diese Tests schlecht geredet, jetzt werden sie zum Allheilmittel hochstilisiert. Korrekt ausgeführte Tests, was bei empfindsamen Menschen gar nicht so einfach ist, sind zumindest was „Superspreader“ angeht sehr sicher, wenn zusätzlich die AHA-Regeln einigermaßen eingehalten werden. Sie sind äußerst hilfreich und notwendig um den Menschen und der Wirtschaft wenigstens eine kurzeitige, tageweise Perspektive zu geben. Auch PCR-Pooling, z.B. für Firmen, Lehrer und Schüler am Beginn der Woche, wären eine gute Möglichkeit, aber auch das dürfte dauern bis es sich in unserem EU-Land durchsetzen wird.
Natürlich werden wir Hausärzte weiter versuchen, soweit es uns möglich ist, Schnelltests durchzuführen. Gelichzeitig muss aber jedem Menschen klar vor Augen geführt werden, dass nur durch Impfen der Pandemie der Schrecken genommen werden kann und die Politik dafür sorgen muss, dass genügend Impfstoff für jeden Bürger zur Verfügung steht. Nur durch sofortige Impfungen können schwere Verlaufsformen und Todesfällte verhindert und wieder ein normales Leben ermöglicht werden.
Darum sofortige Freigabe der Impfstoffe und Erweiterung der Indikation!
Erheiternd aber war:
Nach der englischen und der südafrikanischen Mutation des Corona Virus ist nun auch eine Brasilianische entdeckt worden. Auf eine deutsche Variante muss noch ein wenig gewartet werden, es fehlen noch wichtige Formulare, Anträge und Genehmigungen.
Ingolstadt, den 4.03.21
Dr. med. Anton Böhm
Facharzt für Allgemeinmedizin
Leiter der Hausarztzentren Ingolstadt