ÖDP-Antrag zur Solarenergie: Sieben Jahre zwischen Reden und Machen
Von einem hohen auszuschöpfenden Potential der Solarenergie, das vorrangig genutzt werden sollte, war die Rede, 2014, im Energienutzungsplan der Stadt Ingolstadt. Doch dieser Plan wurde vom Stadtrat nur „zur Kenntnis genommen“, ein ÖDP-Zusatzantrag, auf diesem Plan aufbauend wie empfohlen weitere konkrete Schritte in Angriff zu nehmen, wurde damals „mehrheitlich abgelehnt“.
Die Solarenergie geriet erst 2018 wieder ins Blickfeld, als die ÖDP einen Antrag für ein Potentialkataster für Solar- und Gründächer stellte, der dann immerhin ein Jahr später verabschiedet wurde. Und doch kam es nur zu einer Teilumsetzung des Antrages, eine aktive Bewerbung dieses Katasters unterblieb.
Hier hakt nun die ÖDP nochmals ein mit einem neuen Antrag: Mit Infopaketen und persönlicher Ansprache soll auf Hausbesitzer mit geeigneten Flächen zugegangen werden, sollen unabhängige und kostenlose Beratungen zu allen Fragen der Solarenergienutzung angeboten werden einschließlich Beratungen über öffentliche Fördermöglichkeiten und Sonderfinanzierungsprogramme für Solardächer und Energiespeicher über örtliche Kreditinstitute.
Auch das regionale Handwerk soll einbezogen werden, um dieses im Bereich Solartechnik zu stärken und einem Fachkräftemangel nach viel Auf und Ab in diesem wichtigen Bereich entgegenzuwirken.
Schließlich soll dieses langfristige Projekt in einen „Masterplan Solar City Ingolstadt“ überführt werden, das dann umfassend alle Handlungsfelder zur Solarpotentialnutzung in Ingolstadt einbezieht.
„Ohne konsequentes Gegensteuern ist laut Klima-Report 2021 für Bayern ein Anstieg der Durchschnittstemperatur von bis zu 4,8 Grad Celsius zu erwarten und damit mehr als mit der bisherigen Prognose. Die Dringlichkeit zum Handeln nimmt dramatisch zu – und das gilt auch für die Solarenergie in Ingolstadt“, begründet ÖDP-Stadtrat Raimund Köstler den Antrag. Auch sein ÖDP-Stadtratskollege Fred Over sieht eine weitreichende Nutzung der Potentiale der Solarenergie für ein „klimaneutrales Ingolstadt 2050“ als unerlässlich an: „Umweltminister Glauber verwies bei der Vorstellung des Klima-Reports ausdrücklich auf drei Millionen Häuser in Bayern, deren Dächer ideal seien. Dazu gehören auch die im Ingolstädter Kataster gekennzeichneten Dächer.“
Antrag
Solarenergie aktiv bewerben
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
die ÖDP-Stadtratsgruppe bezieht sich auf ihren bereits im Juli 2018 gestellten Antrag, für Ingolstadt ein Potentialkataster für Solar- und Gründächer einzurichten. Diesem Antrag wurde zwar im Juli 2019 stattgegeben und es kam auch zu einer Erstellung der Kataster, trotzdem stellen wir nur eine Teilumsetzung des damaligen Antrages fest. Die Dringlichkeit, als Stadt aktiv zur Energiewende beizutragen und die bereits mit Energienutzungsplan von 2014 ermittelten großen Potentiale zu heben, ist seither sicher noch größer geworden, weshalb wir hiermit diesen Antrag stellen:
Die Stadt Ingolstadt geht mit Infopaketen und persönlicher Ansprache aktiv auf Hausbesitzer mit geeigneten Dachflächen zu, um diese zu einer entsprechenden Dachnutzung zu animieren. Eine unabhängige und kostenlose Beratung zu allen Fragen der Solarenergienutzung ist vorzuhalten. Die Beratung soll sich neben technischen Fragen auch auf öffentliche Fördermöglichkeiten beziehen. Analog zu anderen Städten ist mit den örtlichen Banken und Sparkassen über ein Sonderfinanzierungsprogramm für Solardächer und Energiespeicher zu sprechen. Das regionale Handwerk ist einzubeziehen, das Handwerk im Bereich Solartechnik zu stärken und einem Fachkräftemangel in diesem wichtigen Bereich entgegenzuwirken.
Die Energiewende gleicht einem Marathonlauf: Die unter 1) bis 3) genannten ersten Maßnahmen für dieses langfristige Projekt sind in einen „Masterplan Solar City Ingolstadt“ zu überführen, welcher dann umfassend alle Handlungsfelder zur Solarpotentialnutzung in Ingolstadt einbezieht. Eine Koordinierungsstelle erstellt dann ein regelmäßiges Monitoring zur Information von Bürgern, Verwaltung und Stadtrat.
Begründung des Antrags:
Für ein „klimaneutrales Ingolstadt 2050“ ist eine weitreichende Nutzung der Potentiale der Solarenergie der wesentliche Baustein und daher unerlässlich. Dieses Potential zu heben stellt ein langfristiges Ziel dar und bedarf nun eines entschlossenen und engagierten Starts.
Dies wurde zusätzlich deutlich mit der Vorstellung des Klima-Reportes 2021 für Bayern im Februar 2021, bei dem die maximalen Auswirkungen des Klimawandels ohne konsequentes Gegensteuern für Bayern bis zum Ende des Jahrhunderts einen Anstieg der Durchschnittstemperatur von bis zu 4,8 Grad Celsius erwarten lassen – mehr als mit bisheriger Prognose erwartet. Umweltminister Glauber betonte bei der Vorstellung des Berichts, die „Herzkammer der Klimaneutralität ist die dezentrale Versorgung mit erneuerbaren Energien“ und verwies dazu ausdrücklich auf alleine drei Millionen Häuser, deren Dächer ideal seien. Dazu gehören auch die im Ingolstädter Kataster gekennzeichneten Dächer.
Doch es gibt nicht nur den Klimawandel als Begründung, nun aktiv zu werden: Im Dezember hat der Bundestag eine Novellierung des Erneuerbaren Energie Gesetzes (EEG) für 2021 verabschiedet. Die Solarwirtschaft sieht diese Novelle als verpasste Chance, da man aufgrund zu geringen Ausbautempos Laufzeitverlängerungen vor allem von Kohlekraftwerken, provoziert. Aber auch ein steigender Strombedarf infolge einer zunehmenden Verstromung der Mobilität und der Wärmeversorgung lässt laut manchem Fachgutachten baldige Stromerzeugungslücken erwarten – und damit auch bereits die nächste Korrektur des mit der jetzt verabschiedeten Novelle beschrittenen Pfades. In zunehmend unruhigen Umbruchzeiten sollte Ingolstadt daher alles in eigener Macht Stehende tun, um energisch die eigenen Potentiale abzugreifen.
Zum unter Punkt 3 angesprochenen Fachkräftemangel:
Deutschland hat in den letzten Jahren viele Arbeitsplätze in der PV-Branche verloren, bräuchte aber in etwa eine Verdreifachung an Personal, um den geplanten Ausbau der Erneuerbaren Energien mit Schwerpunkt Installation und Wartung bewältigen zu können: Schließlich müsste laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE zur Erreichung der Ausbauziele für 2050 der jährliche Zubau an PV-Leistung bis 2050 alljährlich mehr als verdreifacht werden gegenüber den Werten von 2020.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Raimund Köstler, Stadtrat
gez. Fred Over, Stadtrat