Ideen für die Innenstadt: Bäume, Buslinien und Bio-Restaurants
Die Ideen sprudeln nicht nur, sie wollen auch schnellstmöglich umgesetzt werden. Diesen Eindruck hatte man jedenfalls beim virtuellen Zusammentreffen der Akteure, die sich zum 3. Runden Tisch zum Thema Innenstadt eingefunden hatten.
Was im vergangenen Jahr u.a. mit dem sogenannten Innenstadtcamp angestoßen wurde, nimmt nun unter der Federführung der IFG immer konkretere Foren an. 300 Interessierte hatten in der ersten Phase rund 500 Ideen eingebracht, nun haben rund 200 Teilnehmer in fünf Themenbereichen und 17 untergeordneten Arbeitskreisen getagt, diskutiert und Vorschläge zur Um- und Ausgestaltung der Innenstadt gemacht. Das hat auch OB Christian Scharpf „hoch beeindruckt“, wie er zu Beginn der Videokonferenz erklärte. Diese Flut an Ideen ist nun sortiert und auch nach Dringlichkeit und zeitnaher Machbarkeit geordnet worden.
Ingolstadt als Innovationszentrum
Was da alles in den Arbeitskreisen erarbeitet wurde, stellten die jeweiligen Paten der einzelnen Themenbereiche vor. Für den Bereich „Strategie“ erläuterte Sigrid Diewald die Ergebnisse, die sich auch mit grundlegenden Fragen wie der Stadtidentität beschäftigen. „Ingolstadt ist nicht klar zu definieren,“ so Diewald. Hier spielten viele Faktoren eine Rolle und so schlägt der entsprechende Arbeitskreis die Einrichtung eines Identitätsrats auch zur Förderung der Vielfalt für Ingolstadt vor. Auch soll die Migrationsgeschichte Ingolstadt erlebbar gemacht werden. Als Vision für Ingolstadt habe sich das Thema „Innovationszentrum in Bayern“ heraus kristallisiert. Das sollte aber nicht nur auf technischer Ebene gelten, sondern auch in Bereichen wie Ökologie, Architektur, Stadtplanung, Politik und Verwaltung sowie Verkehr. Der Arbeitskreis Marketing hat außerdem verschiedene Punkte erarbeitet, dazu zählt die Definiton einer Marke, Förderung von IN-City, die Optimierung der Marketingmaßnahmen und der Aufbau einer aktiven Community von Unternehmern und Stadt. Ein grundsätzliches Stadtmarketing funktioniere aber nur, wenn ein Stadtmarketingmanager installiert werde.
Lichtkunst, Bühnen, Veranstaltungsplattform
Für den Themenbereich „Aktion“, in den die Arbeitskreise Tourismus, Kultur und Veranstaltungen fallen, berichtete Philipp Schmid. Corona bedingt müssen hier natürlich einige Vorhaben zunächst zurück gestellt werden, aber Ideen gab und gibt es trotzdem reichlich – von der Imagekampagne „Stadtgesichter“ über Lichtkunst in der Stadt, Bühnen für Straßenkünstler, den besseren Zugang zu Sehenswürdigkeiten, eine einheitliche Veranstaltungsplattform bis hin zur Einberufung eines Stadtkulturbeirats.
Urban Gardening und ein schönerer Viktualienmarkt
Drei Arbeitskreise unter dem Überbegriff Stadtgesicht befassen sich großteils mit der Aufwertung des öffentlichen Raums. Hier berichtete Ulrike Wittmann-Brand von bereits ganz konkreten Ideen für die Innenstadt, etwa die Pflanzung zusätzlicher Bäume („Es wäre schön, wenn sich Paten für Baumpflanzungen finden würden“), einer Blumenansaat vor dem Kreuztor oder einem Urban Gardening Bereich an der Altstadtmauer zwischen Stadttheater und Neuem Schloss. Hier hatte sich das Projekt IN-Zukunft noch in der Videokonferenz bereit erklärt, sich um das Urban Gardening Vorhaben zu kümmern. Ein Indoor Spielplatz in der Innenstadt, Wasserläufe und Brunnen oder auch die Aufwertung des Bereichs an der Donaubühne stehen auf der Agenda der Arbeitskreise. Ein wichtiges Thema ist auch die Anbindung der Donau an die Stadt. Hier seien laut Ulrike Wittmann-Brand eher langfristige Maßnahmen nötig, aber man könne z.B. durch eine zeitlich begrenzte Sperrung der Schlosslände in den Sommerferien dort die freien Flächen kulinarisch und kulturell bespielen. Und schießlich gibt es einen eigenen Arbeitskreis Viktualienmarkt, der sich u.a. darum kümmert, wie man die Geschichte des Ortes sichtbar machen und das gesamte Areal durch eine Verbesserung des Ambientes aufwerten kann. „Hier ist jetzt ein positives politisches Signal notwendig,“ meinte Ulrike Wittmann-Brand.
Mehr Busse, weniger Autoposer
Aus dem Bereich „Stadtmobilität“ berichtete Johannes Wegmann von zahlreichen Ideen und Anregungen, die aus der Bürgerschaft gekommen sind und nun ebenfalls in den – nennen wir ihm „Innenstadt-Optimierungs-Prozess“ einfließen sollen. Es geht um die Verbesserung der Busverbindungen (z.B. die Einrichtung eine Ost-West-Achse oder Ringlinien), eine Verlagerung des ZOB an den Nordbahnhof, der so al Verkehrsdrehscheibe ausgebaut werden soll und eine Intensivierung des Busverkehrs zum Ingolstadt Village. Aber auch Nachtfahrverbote, um die „Poser“ auszubremsen, die abendliche Öffnung von Tiefgaragen für Anwohner, mehr Fahrradstellplätze, mehr Barrierefreiheit, Radrouten parallel zur Fußgängerzone werden vorgeschlagen.
Pop-up Kulinarik und Immobilienmanagement
Für den Themenbereich „Management“ hatte zunächst Christian Lange (AK Immobilienmanagement/Citymanagement) darüber berichtet, dass ein professionelles Leerstands- und Immobilienmanagement gewünscht werde, ebenso die Gründung eines Kundebeirats und feste Kernöffnungszeiten für die Geschäfte in den Innenstadt. Die Patin des Themenbereichs Voronika Peters ging anschließend auch auf das Thema Gewerbeflächenmanagement ein. „Wollen wir uns da Profis leisten?“ sei mit die wichtigste Frage in den Arbeitskreisen gewesen. Außerdem ging es um Ideen zu Pop-up Kulinarik, also der zwischenzeitlichen gastronomischen Nutzung von Leerständen oder auch Buden am Viktualienmarkt. „Ein exklusives Schnittlauchbrot in der Faßhalle zur Musik des Georgischen Kammerorchesters“ nannte Peters mit einem Schmunzeln, um die Idee zu verdeutlichen. Auch würden vegane oder Bio-Restaurants in der Stadt gewünscht.
In jedem Fall sollte der Schwung, der sich in den Arbeitskreisen ergeben hat, schnellstmöglich mit genommen werden, meinte Peters. Damit stieß sie auf Zustimmung bei Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll, die ebenfalls betonte, dass Ideen, die schnell umgesetzt werden können, auch umgesetzt werden sollten. Georg Rosenfeld, Vorstand der IFG und Wirtschaftsreferent, erklärte dazu, dass er es sich vorstellen könne, bei kleineren Maßnahmen sehr schnell Geld in die Hand zu nehmen „Das wäre sehr sinnvoll investiertes Geld.“
Die Vorschläge aus den Arbeitskreisen werden nun weiter verfolgt und z.B. auf ihre Machbarkeit und die Zuständigkeiten überprüft. Der Prozess zur Aufwertung der Innenstadt geht also „schwungvoll“ weiter.
Die Sitzung können Sie hier nach verfolgen:
Foto: Archiv