Mitnehmen anstatt zu bleiben – Corona und die Gastronomie
Sie haben sich rein gehängt, Hygienekonzepte erarbeitet, ihre Betriebe umstrukturiert und angepasst – und doch hängt das Schild „geschlossen“ an Gaststätten und Hotels. „Wir haben im ersten Lockdown im Frühling zwei bis drei Monate intensiv gearbeitet, um alle Vorgaben zu erfüllen,“ erklärt Harald Mödl, Ingolstädter Kreisvorsitzender des Bayerischer Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA. Man hätte durchaus mit verschärften Hygieneregeln, strengeren Kontrollen oder auch verkürzten Öffnungszeiten leben können. Aber jetzt? Die einen haben erneut komplett zu, andere arbeiten in einem speziellen Corona-Modus. Und für etliche Gastronomen heißt das, auf das „to go Geschäft“ zu setzen. „Das ist eine tolle Sache“, so Mödl. Ganz selbstverständlich bestellen die Kunden eben nicht mehr nur die Pizza zum Mitnehmen, sondern Schweinebraten, Ente und Co. Das halte Betriebe über Wasser, kann aber den regulären Restaurantbetrieb nicht ersetzen. Der Aufwand z.B. in der Küche bleibt nämlich der selbe, was den Wirten aber fehlt, sind die Zusatzbestellungen, die ein Wirtshausgast üblicherweise macht: das zweite Bier, der Cappuccino nach dem Essen, die Nachspeise, die spontane Runde Schnaps. Dieses fehlende Geschäft würde auch die Brauereien zu spüren bekommen, so Mödl.
Überlebenswichtig sei es für die Betriebe, dass die angekündigte staatliche Unterstützung kommt. Und zwar nicht nur die Abschlagszahlungen: „Die November- und Dezemberhilfen sollten zu 100 Prozent fließen.“ Und jetzt, da auch der Januar zum Lockdown-Monat wird, verschärft sich die Lage weiter. „Da ist schon Not da. Es wird Betriebe geben, die wir nicht wieder sehen,“ ist sich Mödl sicher, „nehmen wir zum Beispiel das Café Moritz“. Einen kleinen, positiven Nebeneffekt kann der DEHOGA Kreisvorsitzende dem ganzen trotzdem abgewinnen: „Die Wertschätzung gegenüber den Gastronomen ist gestiegen.“ Das Wirtshaus als Ort der Kommunikation und des Beisammenseins – es ist wie bei so vielen Gewohnheiten, die man dann vermisst, wenn sie nicht mehr Gewohnheit sind. „Wir hoffen auf das Jahr 2021,“ erklärt Harald Mödl. Eine Normalität wie vor Corona wird nach seiner Einschätzung aber so schnell nicht eintreten. Und so hat er bereits Ideen für die Weihnachtszeit 2021 im Kopf, etwa eine Wirte-Weihnacht in der Ingolstädter Innenstadt. Dieses Thema soll beispielsweise in die Planungen zur Belebung der Innenstadt einfließen, Gespräche am Runden Tisch auch mit Oberbürgermeister Christian Scharpf sind anberaumt.
Eng damit verbunden ist auch der Tourismus – ein Bereich, der für die Hoteliers immer wichtiger wird. In der Corona-Krise sind die Geschäftsreisenden aus geblieben. Und wer weiß, ob sie angesichts von Home-Office und Zoom-Meetings überhaupt wieder kommen. Um so mehr rücken die Urlauber in den Fokus, die Ingolstadt als Urlaubsstadt (noch) nicht ins Herz geschlossen haben. Das zeigen die Zahlen aus dem vergangenen Sommer: Während im Landkreis Eichstätt im August die Übernachtungen ein Vor-Corona-Niveau erreicht hatten, lagen sie in Ingolstadt um 40 Prozent unter den Zahlen des Vorjahres. „Es wäre Zeit, daran etwas zu ändern,“ meint Harald Mödl.
Für alle betroffenen Unternehmen in der Region bietet die IFG eine Hotline an, bei der sie sich im Zusammenhang mit dem Coronavirus Auskünfte über Anlaufstellen, Informationsmöglichkeiten und Förderprogramme einholen können. Rufnummer des Corona-Unternehmertelefons: 0841 / 305 – 3003
Eine Übersicht über Corona-Hilfen für Unternehmen finden Sie auf der Webseite der IFG unter www.ingolstadt-ifg.de/corona