Vom Horch Landaulet bis zum revolutionären A2
Wer die Geschichte der AUDI AG verstehen möchte, der geht ins museum mobile. Vor gut 20 Jahren wurde es eröffnet. Und das war keine Selbstverständlichkeit, denn die Traditionspflege stand lange gar nicht im Fokus des Unternehmens. Erst mit Franz-Josef Paefgen, der 1995 Mitglied des Audi Vorstands wurde, nahm das Thema Fahrt auf: „Er hat die Traditionspflege und damit auch das Museum als wichtiges Darstellungsmerkmal für die Audi AG in der Außendarstellung gesehen,“ erklärt Thomas Frank, der die neue Abteilung Tradition seit ihrer Gründung 1999 bis zum 31.12.2020 leitete. Drei Monate vor der Museumseröffnung im Dezember 2000 stieß Stefan Felber „zur Truppe“, als „Mädchen für alles“, wie er selbst betont. Er ist gekommen, um zu bleiben, hat seitdem unzählige Sonderausstellungen kuratiert und auch die Umgestaltung der Dauerausstellung entscheidend mitgestaltet. Der Corona-Lockdwon hatte dabei auch einen Vorteil: „Da wir eines der wenigen Museen ohne Schließtag sind, war es tatsächlich hilfreich, dass wir die Autos ohne Rücksicht auf Besucher bewegen konnten.“
Nach 20 Jahren wurde es nun Zeit, die jüngere Unternehmensgeschichte mit ein zu beziehen und die historischen Gefährte aus dem Museum zu nehmen, die über die Jahre gelitten hatten. 34 neue Fahrzeuge bereichern die Ausstellung, darunter ein Horch 305 von 1928 und dies in der besonderen Landaulet-Karosserie – einer der letzten Überlebenden dieser Art. Ein echter Hingucker ist auch der Audi Front Roadster von 1936, von dem es nur zwei Exemplare gab und den Audi Tradition vor Jahren originalgetreu wiederaufbauen ließ. Im zweiten Stock, der die Firmengeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg abbildet, begrüßt den Besucher ab sofort ein roter DKW F9 – im Hintergrund die Ingolstädter Friedenskaserne, die einer der Produktionsstandorte war. Zu den Neuzugängen auf dieser Ebene gehören u.a. auch der DKW Munga, das Audi 100 Coupé S, die Design-Ikone Audi TT Coupé, den Audi A8, einen Audi RS 4, das Audi Cabrio mit Fünfzylinder-Motor, den Audi Allroad quattro von 2001, der bei Audi das äußerst erfolgreiche SUV-Segment einläutete und den Audi Duo III, mit schon in den 1990er Jahren die Elektromobilität erprobt wurde. Und ein Fahrzeug, das auf den Ingolstädter Straßen immer noch allgegenwärtig scheint, ist ebenfalls bereits museumsreif: der A2. „Das praktikabelste und sparsamste Auto, das zu wenig wertgeschätzt wurde und vielleicht zur falschen Zeit kam,“ meint Stefan Felber, der selbst einen A2 fährt.
Motorsport auf dem Paternoster
Dort, wo nun die jüngsten Audi-Modelle stehen, befanden sich vor dem Umbau die „Helden“ der Motorsportgeschichte. Um dieses „Sakrileg“ wie Stefan Felber es bezeichnet, wieder gut zu machen, bevölkert der Motorsport nun alle 14 „Parkplätze“ auf dem Paternoster. Zu sehen sind zum Beispiel der Audi A4 DTM-Sieger von 2007, der Audi Le Mans Prototyp R8 LMP von 2002, der Audi A4 STW von 1996, ein Audi Rallye quattro Gruppe 4 von 1980, der Audi Sport quattro Rallye Gruppe B von 1985, der NSU 1300 TT „Jägermeister“ von 1975 sowie ein früher DKW F11/64 Tourenwagen von 1963. Es wäre also angerichtet! Stefan Felber hofft nun, dass baldmöglichst Besucher die umgestaltete Dauerausstellung bevölkern können: „Wir brauchen Menschen, die sich die Geschichten anhören und uns dann auch wieder Geschichten erzählen.“
Viele Zeitzeugen, die bei Audi oder „der Union“ gearbeitet haben, bringen mit ihrem Museumsbesuch Informationen mit, die dann wiederum in die Arbeit der Museumsgestalter einfließen können. Es ist eben ein durchaus lebendiges Museum, dieses museum mobile.