Dr. Böhm: Bis Sommer kein Präsenzunterricht für „gefährliche Berufe“
In einem Schreiben an die Bayerische Staatregierung hat der Arzt und Stadtrat Dr. Anton Böhm gefordert, keinen Präsenzunterricht mehr insbesondere für „gefährliche“ Berufe wie z.B. Arzthelferinnen anzuordnen:
Sehr geehrter Herr Kulturminister Prof. Dr. Piazolo, Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Söder,
Endlich wird der Präsenzunterricht für Berufsschüler/innen, hier insbesondere für die Auszubildenden zur medizinischen Fachangestellten (MFA) beendet. Wir von den Hausarztzentren Ingolstadt haben uns bereits in den letzten Tagen geweigert unsere Auszubildenden wegen der dort äußerst hohen Infektionsgefahr in die Berufsschule zu schicken.
Mit gewissen Ängsten haben wir schon länger den Verlauf der Tagesstruktur in der Schule beobachtet. Es wurde in den letzten Wochen nahezu jede MFA-Klasse wegen einer positiv getesteten Schülerin in Quarantäne geschickt. Die Schülerinnen sitzen in Viererreihen mit einem Abstand von ca. 70 cm mit Maske. Sie müssen aber in der „kleinen“ Pause Ihre Brotzeit am Platz bei angeregten Gesprächen wie man sich gut vorstellen kann, einnehmen. Bei diesem Abstand beträgt das Ansteckungsrisiko ohne Maske wie wir alles wissen ca. eine einzige Minute. Befindet sich unter den Azubis nur eine einzige „Superspreaderin“ so können in kürzester Zeit bis zu 25 Arztpraxen infiziert werden, mit sehr hohem Risiko für die Patienten/innen während der Inkubationszeit. Dass es bisher zu so einem Ausbruch nicht gekommen ist, verdanken wir der penible Einhaltung der Hygiene- und Coronavorschriften in unseren bayrischen Hausarztpraxen. Die von Ihrem Haus angeordneten unflexiblen Vorschriften zwangen bisher leider die Berufsschulen trotz besserem Wissen zu diesem Unterrichtsmodell.
Wir fordern Sie auf, auch bei deutlich sinkenden Infektionszahlen bis in den Frühsommer hinein keinen Präsenzunterricht mehr insbesondere für „gefährliche“ Berufe wie z.B. Arzthelferinnen anzuordnen.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Söder, die Politik sollte endlich aufhören angsterzeugende schwerwiegende öffentliche Reden zu halten und soziale Einschränkungen anzuordnen, wenn sie nicht den Mut oder die Möglichkeit hat diese dann auch zu kontrollieren und durchzusetzen. Wir sehen durch unsere massenhaften Testungen in welchen Bereichen hauptsächlich Infektionen
stattfinden. Wie alle wissen, dass die heutigen (Donnerstag) hohen Infektionszahlen durch Infektionen am Freitag und Samstag letzter Woche verursacht wurden.
Wir sehen wenige Infektionen in den von uns betreuten Betrieben (oder vorher in Restaurants) weil sie sich nahezu alle strikt an die Coronavorschriften halten. Dass der ÖPNV an den hohen Infektionszahlen schuld sein könnte, ist wenn man die Zahlen z.B. in Regen oder Hof sieht, kaum möglich denn außer bei Schülern ist dort die Benutzung des ÖPNV nicht erwähnenswert. Auch wenn von Bayern dauernd die Grenze zu Österreich oder Tschechien als Ursache genannt wird ist es wenig glaubhaft, dass diese Menschen die zum Tanken oder Einkaufen über die Grenze kommen, unsere Mitbürger/innen in Grenznähe (durch Umarmungen oder Anhusten?) anstecken.
Wir fordern Sie auf, endlich den Worten Taten folgen zu lassen und Ihre Anordnungen auch strikt auf Durchsetzung zu kontrollieren und somit unser Gesundheitssystem zu entlasten.
Dr. med. Anton Böhm
ärztliche Leitung Hausarztzentren Ingolstadt
Stadtrat
PS: Um eine möglichst hohe Durchimpfungsrate beim medizinischen Personal zu erreichen schlagen wir vor diese mit einem Qualitätsbonus zu honorieren.