ÖDP: Coronafreie Klassenzimmer – Lösung aus dem Baumarkt?
Häufiges Durchlüften oder sogenannte Raumluftreinigungsanlagen? Beide Varianten haben Schwächen, allem voran einen hohen Energieverbrauch. Dies ließ ein Forscherteam am Max-Planck-Institut in Mainz nicht ruhen, es hat basierend auf einfachen, in Baumärkten erhältlichen Materialien ein neues Verfahren entwickelt, um über den Schülern die Ausatemluft nach oben abzusaugen und durch eine einzige Lüftungsöffnung, etwa ein gekipptes Fenster, auszuleiten. Rund 90% der Virenlast will man damit ableiten und im Unterschied zu sogenannten Raumluftreinigern auch die aufmerksamkeitsmindernde CO2-Konzentration in der Luft um etwa 50% reduzieren. Dabei beliefen sich die Materialkosten auf lediglich rund 200 Euro pro Zimmer und seien damit deutlich geringer als bei Raumluftreinigern.
Auf diese Variante aus Mainz weist nun die ÖDP-Stadtratsgruppe mit einem Antrag hin und bittet, dieses Verfahren in einigen Klassenzimmern zu testen, um es bei Bewährung dann auch breiter in unseren Schulen zum Einsatz zu bringen. Auch sollten diesbezüglich nicht nur Klassenzimmer betrachtet, sondern auch weitere besonders belebte Bewegungsflächen und Bewegungsräume an Schulen soweit geeignet mit einbezogen werden.
An zwei Schulen in Mainz wurden bereits eine Reihe Abluftanlagen installiert, so die Stadträte Raimund Köstler und Fred Over. Dabei zeigte sich die Rektorin einer Grundschule erfreut, dass der Unterricht nicht mehr alle 20 Minuten zum Lüften unterbrochen werden muss und die Kinder und ihre Lehrer dabei aus allem rausgerissen werden. Auch sinke die Raumtemperatur beim häufigen Lüften so sehr, dass es bis zum nächsten Mal nicht mehr richtig warm werde.
Antrag
Coronafreie Klassenzimmer durch Abluftanlagen statt ständigem Stoßlüften
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Die Stadtverwaltung wird gebeten, in einigen Klassenzimmern das am Max-Planck-Institut in Mainz neu entwickelte Raumlüftungskonzept mittels einfacher Abluftanlagen zu testen, insbesondere in Räumen, die beschränkt belüftet werden können. Dabei ist insbesondere auf Energieverbrauch und Lärmimmissionen zu achten. Bei Bewährung soll das Konzept zur deutlichen Verringerung eines Ansteckungsrisikos breit in unseren Schulen zum Einsatz gebracht und basierend auf den ersten Erkenntnissen versucht werden, auch außerhalb von Klassenzimmern weitere besonders belebte Bewegungsflächen und Bewegungsräume an Schulen mit einzubeziehen.
Begründung
Mittels häufigem Durchlüften oder sogenannten Raumluftreinigungsanlagen soll ein Corona-Infektions-Risiko in Klassenzimmern minimiert werden. Allerdings sind beide Varianten letztlich mit hohem Energieverbrauch verbunden (Heizenergie beim Lüften, Stromverbrauch bei Luftreinigern).
Am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz wurde kürzlich ein neues Verfahren entwickelt. Mittels einer Art großer Dunstabzugshauben wird über jedem Schüler die Luft nach oben abgesaugt und für das gesamte Klassenzimmer durch eine einzige Lüftungsöffnung, etwa ein gekipptes Fenster ausgeleitet. Dr. Frank Helleis vom Forscherteam erklärte letzte Woche im Deutschlandfunk: „Die Luft wird im Prinzip über jedem Tisch abgesaugt durch eine Abzugshaube. Die Abzugshauben sind alle über kleine Rohre zu einem großen Zentralrohr verbunden, was über einen Ventilator die Luft nach außen transportiert – also im Grunde nur ein ganz simples Abluftsystem, was aber gezielt am Ort die Ausatemluft des Schülers direkt am Schüler sozusagen aufnimmt und damit verhindert, dass diese Abluft in die andere Raumluft eingemischt wird.“ Einerseits würde rund 90% der Virenlast abgeleitet und andererseits, im Unterschied zu sogenannten Raumluftreinigern, auch die aufmerksamkeits-mindernde CO2-Konzentration in der Luft um etwa 50% reduziert. Die Materialkosten für die mit Materialien aus dem Baumarkt zusammengebauten Anlagen beliefen sich auf lediglich rund 200 Euro pro Zimmer und seien damit deutlich geringer als bei Raumluftreinigern.
In der Gesamtschule Mainz-Bretzenheim und der Grundschule Mainz-Marienborn wurden diese Abluftanlagen bereits installiert. Die Rektorin der Grundschule zeigte sich erfreut, dass der Unterricht nicht mehr alle 20 Minuten zum Lüften unterbrochen werden muss und die Kinder und ihre Lehrer dabei aus allem rausgerissen werden. Die Raumtemperatur sinke beim Lüften zudem so sehr, dass es bis zum nächsten Mal nicht mehr richtig warm werde.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Raimund Köstler, Stadtrat
gez. Fred Over, Stadtrat