Ausbildungsmarkt: positive Bilanz – schwierige Prognose
„Trotz aller pandemiebedingten Widrigkeiten ziehen wir für den regionalen Ausbildungsmarkt im zu Ende gegangenen Beratungsjahr 2019/20 ein positives Fazit. Zwar ging sowohl die Zahl der Ausbildungsplätze als auch die der Bewerber insgesamt zurück, dies ist neben den Auswirkungen durch die Pandemie vor allem der rückläufigen Zahl an Schulabgängern geschuldet. Mit Blick auf das laufende Ausbildungsmarktjahr 2020/2021 stellen die erneut stark steigenden Infektionszahlen und die damit notwendigerweise zu treffenden Entscheidungen zu weiteren Einschränkungen deutliche Risiken dar. Es ist damit zu rechnen, dass Orientierungsprozesse und Bewerbungsverfahren in vielen Fällen verzögert bzw. erschwert werden“, resümiert Johannes Kolb, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ingolstadt, nach Abschluss des Beratungsjahres.
Ausbildungsstellenangebot
Im Beratungsjahr 2019/20 meldeten die Ausbildungsbetriebe der Agentur für Arbeit Ingolstadt und ihren Geschäftsstellen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffen- hofen für den Ausbildungsstart August/September insgesamt 3.974 Berufsausbil- dungsplätze. Dies bedeutet im Vorjahresvergleich ein Minus von 183 Lehrstellen: „Mit dem Lockdown trat eine gewisse Zurückhaltung der Betriebe in Sachen Ausbildung ein“, erklärt Johannes Kolb diese Entwicklung. Während in den Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen jeweils ein leichter Anstieg zu verzeichnen ist, nahm das Angebot an Berufsausbildungsplätzen im Stadtgebiet Ingolstadt und im Landkreis Eichstätt deutlich ab.
Im Detail: Auf dem Gebiet der Stadt Ingolstadt war ein Minus von 119 auf 1.495 gemeldete Ausbildungsplätze zu verzeichnen, im Landkreis Eichstätt belief sich der Rück- gang auf 134. Dort waren noch 905 Stellen zur Besetzung gemeldet. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen stieg das Angebot um 28 auf 668 Ausbildungsplätze, im Landkreis Pfaffenhofen um 42 auf 906. „Zum Stichtag 30.09. waren noch 556 Ausbildungsstellen unbesetzt. Davon entfielen beispielsweise 93 auf Fachverkauf Fleischerei und Bäckerei, 72 auf Kaufmann/-frau im Einzelhandel, 36 auf Verkäufer/Verkäuferin und 14 auf Koch/Köchin“, erklärt der Agenturchef.
Bewerberzahlen in der gesamten Region rückläufig
Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Ingolstadt unterstützte von Oktober 2019 bis September 2020 insgesamt 2.749 Bewerber bei der Suche nach einer Lehrstelle. Das sind 406 Ausbildungsplatzsuchende weniger als im Jahr davor. „Neben dem nach wie vor ungebrochenem Trend zum höheren Bildungsabschluss bei den Jugendlichen ist der Rückgang der Bewerber auch auf die um acht Prozent gesunkene Zahl der Schulentlassenen zurückzuführen. Im Durchschnitt des Ausbildungsjahres entfielen auf 100 Bewerber rund 145 Ausbildungsstellen. Dies belegt erneut den seit Jahren anhaltenden Trend zum Bewerbermarkt, auf dem die Jugendlichen eine gute und umfangreiche Auswahl besitzen“, erläutert Johannes Kolb.
Im Detail:
Betrachtet man das Angebot an Ausbildungsbewerbern auf Kreisebene, so ist festzustellen, dass sowohl im Stadtgebiet Ingolstadt (minus 210 auf 879), als auch in den Landkreisen Eichstätt (minus 33 auf 762), Neuburg-Schrobenhausen (minus 146 auf 527) und Pfaffenhofen (minus 17 auf 581) die Zahlen rückläufig sind.
Verbleib der Bewerber
Von den 2.749 gemeldeten Bewerbern mündeten 1.651 in eine duale Berufsausbildung ein. Für einen weiteren Schulbesuch entschieden sich 444, für ein Studium 52 und für ein Praktikum fünf Jugendliche. Weitere 113 für eine Erwerbstätigkeit und 34 für gemeinnützige oder soziale Dienste und absolvieren zum Beispiel das „Freiwillige Soziale Jahr“. „Zum Abschluss des Ausbildungsjahres haben 57 Bewerber – und damit zwei mehr wie im Vorjahr – noch keinen Ausbildungsvertrag erhalten. Jetzt geht es darum, jedem Einzelnen eine individuelle Perspektive aufzuzeigen, denn es gibt keinen Grund, dass Jugendliche auf der Strecke bleiben, wenn sie bis September keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Die Berufsberaterinnen und Berufsberater werden bis Jahresende und darüber hinaus alles daransetzen, den verbliebenen Bewerbern im Rahmen von gezielten Nachvermittlungsaktionen einen Ausbildungsplatz zu vermitteln. Alternativ können auch Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen oder Einstiegsqualifizierungen in Betracht kommen“, erläutert Johannes Kolb und ergänzt: „Die nach wie vor hohe Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen stellt für uns alle eine große Aufgabe und Herausforderung dar. Teilzeitausbildung, Ausbildung für junge Erwachsene, die Integration von jungen Flüchtlingen, aber auch die Bildung von Ausbildungsverbünden und die Steigerung der Attraktivität einzelner Berufe können hier Ansätze sein.“
Online-Angebote verbessert
Neben der persönlichen und in Pandemie-Zeiten vor allem telefonischen Beratung (0841 9338-888) setzt die Bundesagentur für Arbeit vermehrt auf Videoberatung und baut das Online-Angebot weiter aus. Mit dem innovativen Selbsterkundungstool Check-U (www.check_u.de) erfahren junge Menschen sehr konkret und individuell, welche Berufe, ob duale Ausbildung oder Studienfach, zu den eigenen Interessen und Fähigkeiten passen. Planet-Beruf (www.planet-beruf.de) begleitet Schüler sowie deren Eltern und Lehrer von der Berufsorientierung bis zur Berufswahl. Zudem bieten moderne Apps wie AzubiWelt, Berufe Entdecker, Berufe.TV oder Bewerbung: Fit fürs Vorstellungsgespräch ort- und zeitunabhängig zahlreiche wichtige und hilfreiche Informationen.
„Eine abgeschlossene Ausbildung bildet für junge Menschen das beste Fundament für einen gelungenen Start in das Berufsleben. Für Betriebe ist der eigene qualifizierte Nachwuchs eine wichtige Voraussetzung für den Fortbestand und die Standortsicherung des Unternehmens. Auch in schwierigen Zeiten wie diesen ist es deshalb uner- lässlich, Aus- und Weiterbildung zu forcieren“, appelliert Johannes Kolb zum Ende des Beratungsjahres.