Vandalismus im Stadtgebiet
Prominetestes Beispiel: die „Little Highline“ – die neu gestaltete Brücke über die Römerstraße. Im Frühjahr eingeweiht, ist sie jetzt zum Opfern von Vandalismus geworden. Und das ist nicht der einzige Tatort in Ingolstadt.
Frage an die Parteien des Stadtrates: Was sollte getan werden um den Vandalismus auf öffentlichen Plätzen in den Griff zu bekommen?
In den vergangenen Wochen nutzten viele Bürgerinnen und Bürger unsere Parkanlagen und die schönen Plätze hier in Ingolstadt. Wenn man auf Grund der Corona-Pandemie nicht reisen kann nutzt man die Dinge, die sich vor der eigenen Haustür bieten. Unschön wird es, wenn die Menschen die Plätze vermüllt hinterlassen oder mutwillig Dinge kaputt gemacht werden. So etwas erschreckt nicht nur die Politik, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger, die froh sind, solche Anlagen besuchen zu können. Doch dafür sollten diese natürlich wie gewohnt in einem ordentlichen Zustand sein. Was kann die Politik nun machen? Natürlich kann man in Rücksprache mit der Polizei den Ordnungsdienst erhöhen. Die Folge wären mehr Kontrollen, um Ordnungswidrigkeiten zu ermahnen und Bußgelder zu verordnen. Aber das alleine wird nicht helfen, die Situation in den Griff zu bekommen. Die Menschen müssen erkennen, dass diese Plätze es wert sind, so ordentlich hinterlassen zu werden, wie sie vorgefunden wurden. Vielleicht hilft es auch schon, wenn Bürgerinnen und Bürger, die einen Vorfall beobachten, die Menschen direkt darauf ansprechen. Damit Ingolstadt sauber bleibt und wirklich jeder unsere schöne Stadt genießen kann.
Christian De Lapuente, Fraktionsvorsitzender
Nulltoleranz und Vorbeugen
Um den zunehmenden Vandalismus in den Griff zu bekommen, plädieren wir für ein Bündel von Maßnahmen. Voraussetzung muss eine Nulltoleranzstrategie sein. Wer glaubt, über „Jugendstreiche“ hinwegsehen zu können, leistet dem Irrglauben einer Minderheit Vorschub, sie könne tun und lassen was sie wolle. Wichtigste und wirkungsvollste Maßnahme ist mehr Präsenz von Polizei und städtischem Ordnungsdienst. An die Justiz richtet sich der Appell, Täter schneller zu verurteilen und tatsächliche Wiedergutmachung der angerichteten Schäden zu verlangen. Während die Stadt an Polizei und Justiz nur appellieren kann, hat sie selbst die Möglichkeit, Alkoholverbote auf öffentlichen Plätzen zu verhängen, Überwachungseinrichtungen zu installieren und verschiedene vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Zu denken ist dabei an die Verwendung von hochwertigen und robusten Materialien fürs Stadtmobiliar, die Nutzung von ansprechendem Design, um die Hemmschwelle für Täter zu erhöhen, und an das Auftragen einer Schutzschicht an den Fassaden, die besonders häufig von Graffiti betroffen sind. Außerdem sollten beschädigte Objekte schnell repariert oder ausgetauscht werden, um Nachahmungstaten zu verhindern. Ganz wesentliche Grundbausteine der Prävention sind jedoch gute soziale Verhältnisse und die Identifikation mit unserer Stadt Ingolstadt.
Hans Stachel, Fraktionsvorsitzender
Vandalismus findet nicht nur auf öffentlichen Plätzen, sondern auch in öffentlichen Parks statt. Für mich ist das auch Ausdruck von wenig Rücksichtnahme und unsozialem Verhalten, wie es unsere ganze Gesellschaft widerspiegelt. Es zeugt von wenig Empathie und großem Egoismus.
Allerdings fehlen auch Freizeitstrukturen, die auch mit kleinem Geldbeutel und nahe an der Wohnung genutzt werden können.
Gerade zu Corona Zeiten sind viele Freizeitaktiviäten eben nicht möglich und das schafft Wut und eventuell Langeweile. Aber diese Zeiten werden vorbei gehen.
Fakt ist aber, dass gerade in der heutigen Zeit die Defizite dieser Gesellschaft immer mehr zu Tage treten. Ob Konkurrenzdruck oder vermeintliche oder reale Perspektivlosigkeit – Ohnmachtsgefühle suchen sich Ventile.
Für mich heißt das, Menschen fühlen sich nicht mehr gesehen. Deshalb ist eine stärkere Anteilnahme an gesellschaftlichem Geschehen dringend notwendig und gemeinsame Projekte, für die dann eben die Agierenden auch selbst verantwortlich sind. Dazu sind streetworkerInnen genauso notwendig wie ein funktionierendes Jugendparlament, dass möglichst viele vertritt. Und: wer erwischt wird, hat die Schäden wieder selbst zu beheben!
Eva Bulling-Schröter, Mitglied des Stadtrates
Es ist gegen Vandalismus ein Dreiklang aus Maßnahmen im Bereich der Prävention, der Repression und Intervention beziehungsweise der Information notwendig. Im Bereich der Prävention sollte einerseits gemeinsam mit der Polizei eine verstärkte Präsenz an den Orten gezeigt werden, die von Vandalismus besonders häufig betroffen sind.
Dazu ist der Ausbau des Ingolstädter Sicherheits- und Ordnungsdienstes sinnvoll und aus meiner Sicht auch geboten. Dabei sollte der Einsatz des Ordnungsdienstes über die Innenstadt hinaus ausgeweitet werden. Wichtig sind im Rahmen der Prävention alle Maßnahmen, die von Schulen, der Schulsozialarbeit, der Jugendarbeit, den Vereinen oder dem Stadtjugendring ergriffen werden. Zur Prävention gehört eben auch, dass der Kontakt zu allen Gruppen gesucht wird. Aus diesem Grund ist es erforderlich, die mobile Jugendarbeit in Ingolstadt wieder aufzunehmen und mit Streetworkern Kontakt zu nichtorganisierten Jugendgruppen zu suchen. Außerdem sollte die Information der gesamten Öffentlichkeit ausgebaut werden, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Nur gemeinsam kann eine Stadtgesellschaft Vandalismus, Zerstörung oder auch die Verwahrlosung vieler Plätze verhindern.
Christian Lange, BGI-Stadtratsgruppe
Um diese Frage beantworten zu können, muss erst eine Begriffsklärung vornehmen. Unter Vandalismus versteht man allgemein eine „blinde Zerstörungswut“.
Im öffentlichen Raum wird die mutwillige Beschädigung und Zerstörung von öffentlichen Gütern und Gegenständen als Vandalismus bezeichnet. Dazu gehören Zerstörungen an öffentlichen Einrichtungen wie Parkbänken, in Fahrzeugen des ÖPNV, in Kindergärten oder Schulen. Auch die Beschädigung von Bäumen zählt hierzu.
Was kann dagegen tun? So vielfältig die Ausprägungen von Vandalismus sind, müssen auch die Gegenstrategien sein. Da öffentliche Räume allgemein zugänglich sind, sind hier gezielt wirksame Maßnahmen schwierig. Vorbeugende Maßnahmen sind etwa Kameraüberwachung, Polizeipräsenz, privater Wachschutz.
Nachhaltiger sind aber Maßnahmen zur Belebung des öffentlichen Raums und zur Förderung der sozialen Kontrolle. So kann an das Gewissen und die soziale Verantwortung der potenziellen Täter appelliert werden. Daneben kann die Verwendung robuster Materialien Vandalismus erschweren. Indem Gebäuden und Außenbereichen eine edle hochwertige Aura gegeben wird, kann die Hemmschwelle erhöht werden. Schließlich muss auch eine juristische Verfolgung mögliche Täter abschrecken.
Besonders auffällig sind Graffiti. Diese sind grundsätzlich illegal.
Als legale „Kunst am Bau“ und an besonderen öffentlichen Orten kann man aber erleben, welch künstlerisches Potential in Graffitis liegt. Graffiti sind eine Ausdrucksform des 21. Jahrhunderts. Die Grünen setzten sich für wesentlich mehr legal nutzbare Flächen für Graffiti ein. Interesse, so etwa an der Bahnunterführung zwischen Klenzepark und SaturnArena, ist da, das künstlerische Potential ebenso. Wir müssen es nur wollen, ermöglichen und unsere Jugend nicht in die Illegalität drängen.
Christian Höbusch, Fraktionsvorsitzender Grüne Fraktion Ingolstadt
Aus meiner Sicht ist ein guter Kompromiss zwischen präventiven und repressiven Maßnahmen Grundvoraussetzung für die Vermeidung und Verhinderung von Vandalismus. Als präventiv möchte ich Informationen über den Aufwand der Erstellung von Einrichtungen wie Parkanlagen und deren Ausstattung bezeichnen. Gleiches gilt für öffentliche Gebäude, deren Wände oftmals zu Graffitis „einladen“. Dies geschieht schon hin und wieder in Form von Beschilderung. Dazu können auch die Medien, die Bezirksausschüsse in den Quartieren, mündliche Aufklärung durch Streifen eines Kommunalen Ordnungsdienstes und ggf. der örtlichen Polizei beitragen. Eine flächendeckende Videoüberwachung kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Hier ist Augenmaß und der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gefragt.
Unweigerlich muss all´ diesen Maßnahmen bei unzweifelhafter Feststellung von Verursachern Repression auf den Fuß folgen! Dies in Form von zeitnah erstellten Bußgeldbescheiden durch das Ordnungsamt und/oder der Polizei. Je nach Alter der „Straftäter“ sollte ein „Täter-Opfer-Ausgleich“ angestrebt werden. Gerade bei Jugendlichen hilft dies, Einsicht zu finden und der peer-Gedanke sorgt dafür, dass sich das herumspricht.
Fred Over, Ödp-Stadtratsgruppe
Dieser Vandalismus erstreckt sich nicht nur auf öffentlichen Plätzen, sondern ist in ganz Ingolstadt präsent. Auch vor Schulbereichen wird nicht halt gemacht. Dem Anschein nach werden diese Straftaten nicht nur von Einzeltätern begangen. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass es sich bei der Sachbeschädigung öffentlichen Eigentums um ein Aufnahmeritual von Jugendbanden handelt.
Was kann getan werden? Wir fordern, dass die Präventionsarbeiten in den Schulen und Jugendeinrichtungen gezielt eingesetzt werden! Hier sind alle verantwortlichen Stellen in die Pflicht zu nehmen. Auf öffentlichen Plätzen und deren Brennpunkten der Zerstörungen soll nicht nur die Sicherheitswacht Acht geben, sondern hier muss eine verstärkte Polizeipräsenz für Recht und Ordnung sorgen. Dadurch könnte nicht nur der Vandalismus eingedämmt werden, sondern auch die Graffiti-Szene. Sollte man diese „Herrschaften“ ermitteln können, sind nicht nur diese Schäden in Rechnungen zu stellen, sondern auch Sozialstunden anzuordnen. Wir erwarten, dass auch von Justiz und von den Jugendämtern endlich klare Signale gesendet werden!
Ulrich Bannert, Stadtrat