Die Chefetage geht
Sibylle Dworazik und Jochen Bösl verlassen das Ingolstädter Landgericht
Mit einer gewissen „Führungslosigkeit“ muss das Landgericht in Ingolstadt in den nächsten Wochen und Monaten auskommen: Mit Sibylle Dworazik und Jochen Bösl verlassen die Präsidentin und der Vizepräsident die Behörde. Sie zieht es als Landgerichtspräsidentin nach Regensburg, er wird künftig in München als Vorsitzender eines Staatsschutzsenats beim Münchner Oberlandesgericht arbeiten. An die „neuen Jobs“ zu denken, dafür bleibt momentan aber noch wenig Zeit: Zwei Schwurgerichtsverfahren (der „Tiefgaragenprozess“ um fast tödliche Schüsse und der „Schrebergartenmord“) sowie der Prozess gegen den Ingolstädter Alt-OB Alfred Lehmann werden derzeit parallel vor dem Landgericht verhandelt – alle unter dem Vorsitz von Richter Jochen Bösl. „Die Verfahren, die derzeit verhandelt werden, werde ich auch beenden,“ betonte er bei einem Pressegespräch im Landgericht. Zudem sorgt die Diesel-Affäre bei Audi dafür, dass allein in einem Verfahren derzeit z.B. 2800 Einzelklagen abgearbeitet werden müssen – eine zusätzliche Mammutaufgabe für das personell unterbesetzte Landgericht. Allerdings ist man in dieser Situation nicht allein, meinte Sibylle Dworazik: „Es leiden viele Landgerichte in Bayern. Aber nicht in dieser Höhe.“ In ihrer zehnjährigen Amtszeit als Präsidentin sei die Anzahl der Stellen immerhin von 15 auf 21 gewachsen, allerdings würde die Behörde noch weitere fünf Stellen brauchen. Auch alle räumlichen Kapazitäten seien ausgeschöpft und so wäre ein Erweiterungsbau ihr großer Wunsch: „Das ist eine Aufgabe für den nächsten Präsidenten. Die Justiz soll in der Stadt, in der Gesellschaft bleiben.“
Ein respektvolles Miteinander sowohl innerhalb der Behörde als auch im Umgang mit den Bürgern war und ist dem „Führungsduo“ immer wichtig gewesen. „Ich habe nicht das Gefühl, dass wir von den Bürgern nicht respektiert würden,“ meinte die Landgerichtspräsidentin mit Blick auf zehn Jahre als Leiterin der Justizbehörde. Die Bürger hätten einen Anspruch auf eine Gerichtsentscheidung und dem müsse man nachgehen. „Vielleicht sind wir mit den Jahren kommunikativer und verständlicher geworden.“ Am Ende gehen es aber immer darum, ein Urteil zu fällen: „Wir sind die Entscheider!“ Wer das Ingolstädter Landgericht künftig leitet, das wird sich im Sommer entscheiden. Im günstigsten Fall tritt der oder die neue Präsident/in den „Job“ am 1. Oktober an.